Ohne Goethe-Institut kein Kultur-Abkommen mit Kuba?

Auswärtiges Amt macht Rahmenvertrag zum Kulturaustausch mit der karibischen Insel vom „Deutschlehrer-Kurs“ abhängig. Berlin will Goethe-Institut – Havanna zögert.

Wenn zwei Staaten einen Rahmenvertrag über ein Kultur-Abkommen miteinander abschliessen wollen, steht eigentlich der Austausch künstlerischen Schaffens und Einblicke in den Alltag der Menschen und ihr kreatives Wirken zum Gestalten ihrer Gesellschaft im Heimatland im Vordergrund.

Der Deutschunterricht zur Ausbildung von Lehrern mit Prüfungsabschluss ist ein Baustein, angeboten vom Goethe-Institut, aber nicht der Notwendigste für einen Rahmenvertrag. Die Fähigkeit, sich in deutscher Sprache ausdrücken zu können oder deutsche Literatur in ihrer Orginalsprache zu lesen, ist nur eine der Facetten auf dem reichhaltigen Gebiet der Kultur.

Davon abhängig zu machen, das gesamte Abkommen der Bundesrepublik mit Kuba ohne ein Goethe-Institut in Havanna platzen zu lassen, zeigt doch eigentlich, dass es dem deutschen Auswärtigen Amt mit dem generellem Austausch von Kultur nicht so wichtig ist wie die Einrichtung des unter seiner Kontrolle stehenden Institutes.

Mit Zustandekommen des Rahmenvertrages könnte aus anderen Fördertöpfen des Bundes, der Länder, der Kommunen, staatlichen, privaten und kirchlichen Organisationen sehr viel bewegt werden.

Angefangen bei den Schulklassen und Städten mit Partnerschaften, den Universitäten, den Bildungsministerien von Bund und Ländern mit einhergehender Förderung von Initiativen bis hin mit Zuschüssen für die Kosten potentieller Reisen in das jeweilige Land – all das ist auch ohne Goethe-Institut möglich um ein „aktuelles Deutschlandbild zu vermitteln“.

Und Deutsch oder Spanisch lässt sich in direkter Kommunikation auch je nach Begabung mehr oder weniger schnell erlernen.

Zusammen musikalisch wirken, Malerei, Bildhauerei, Tanzen, Filme produzieren, Sport, Vorträge – untermalt mit Fotos und Videos – das eigene Land vorstellen, auf Exkursionen die andere Seite entdecken, sich kennenzulernen, miteinander feiern und mit zusammen zubereiteten nationalen Gerichten die länderspezifischen Rezepte ausprobieren – das ist Kultur. Die beteiligten Personen finden bei Interesse immer Wege, sich miteinander zu verständigen, das war und ist auf der ganzen Welt so.

Die südamerikanischen und lateinamerikanischen Länder haben seit ihrer Kolonialisierung und Befreiung bittere Erfahrungen mit der Einmischung ausländischer Länder in ihre Regierungspolitik erfahren müssen. Gerade in jüngster Zeit gibt es wieder Beispiele genug. Wer kann es also der Regierung in Havanna verübeln, behutsam vorzugehen und die Dinge sich langfristig zur gegenseitigen Befruchtung entwickeln zu lassen?

In der Tat muss das Auswärtige Amt sich Spekulationen über politisches Missionieren gefallen lassen, wenn deshalb der Vertrag insgesamt nicht zustande kommt und trägt dafür die alleinige Verantwortung.

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22.03.2016 Menschenrechtsgeheuchel: USA kritisieren Kuba
Vor Präsident Barack Obamas historischem Besuch Kubas am 20. März wird spekuliert, ob er Kuba dazu zwingen kann, seine Menschenrechte zu verbessern. Ein Vergleich zwischen dem Stand der Menschenrechte in Kuba mit dem in den Vereinigten Staaten von Amerika zeigt jedoch, dass die Vereinigten Staaten von Amerika von Kuba lernen sollten.

Quellen:
http://www.deutschlandradiokultur.de/streitpunkt-goethe-institut-deutsch-kubanisches.1013.de.html?dram:article_id=364728
https://amerika21.de/2016/09/159575/kuba-ablehnung-goethe-institut