15 JAHRE TERRORKRIEG UND 11. SEPTEMBER: Wie alles begann
Am 11. September 2001 ermorden Attentäter in New York und Washington dreitausend Menschen. Drei Tage später stellt der Kongress der Vereinigten Staaten dem Präsidenten eine in jeder Hinsicht unbegrenzte Kriegsvollmacht („Authorization for Use of Military Force“) aus, die bis heute nie aufgehoben wurde. Es ist dieser „Blankoscheck für einen Krieg ohne Ende“, „die gefährlichste Rechtsverfügung in der U.S.-Geschichte“, auf die sich der amtierende Präsident Barack Obama bei den von ihm für „Regimewechsel“ abgesegneten Kriege in Syrien und Libyen bis heute beruft.
Der in 2001 unter seinem Vorgänger George Bush begonnene Terrorkrieg („global war on terror“), den Obama entgegen seinen Versprechungen nie beendete, genauso wenig wie einen einzigen der vielen Kriege im „großen Krieg unserer Zeit„, kostete bis heute Millionen Menschen das Leben – in ihrer überwältigenden Mehrheit Menschen auf den Kontinenten Asien und Afrika und mit der Religion Islam. Die mehrheitlich islamischen Staaten Afghanistan, Irak und Libyen wurden offen erobert. U.S.-Militär und Spione stationierten sich rund um den Planeten. Immer weitere Kriegsgebiete kamen hinzu, wie Jemen, Somalia und Nigeria.
Aus dem Einflussbereich der Vereinigten Staaten von Amerika – mit solch ehrenwerten Monarchien wie in Saudi-Arabien oder Katar – heraus initiierte, finanzierte und gedeckte Putsche installierten eine Militärdiktatur in Ägypten und ein faktisches Prokonsulat der „Europäischen Union“ in der Ukraine. Gegen den aufständischen Teil der israelischen Kolonie Palästina, den dicht besiedelten Gazastreifen, wurden mehrfach blutige, militärisch sinnlose Invasionsversuche durchgeführt, u.a. mit dem Ziel ausgerechnet deutsche „Inspektoren“ in die israelische Besatzungszone zu entsenden. In Südamerika wurde die Präsidentin von Brasilien, die einst als gefangene Guerilla durch die Schergen der U.S.-gestützten Militärdiktatur gefolterte Dilma Rousseff, unter heuchlerischen Vorwänden aus dem Amt geputscht. Weitere Umsturzversuche gab es u.a. in Venezuela.
Demgegenüber ereignen sich in den kriegführenden Staaten immer wieder Attentate, die die Dynamik des Terrorkrieges aufrecht erhalten. Dabei wagt es dort keine einzige populäre (etablierte) Person, Organisation oder gar Partei, die Tatversionen derjenigen anzuzweifeln, die solche Attentate zu verhindern hatten: Geheimdienste, Polizeien, Behörden. Gerichtsverfahren gibt es nicht. Parlamentarische Kontrolle gibt es nicht. Die Logik des Terrorkrieges beherrscht die Populären und deren „Opposition“, die so dem Terrorkrieg objektiv bedingungslos zuarbeitet.
All dies ergibt einen Zusammenhang. Und manches nahm bereits lange vor den Attentaten vom 11. September 2001 seinen Anfang.
Bereits vor Jahrzehnten entwickelte das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika den Plan ein eigenes ziviles Passagierflugzeug in der Luft gegen eine unbemannte „Drone“ auszutauschen, um diese dann selbst zur Explosion zu bringen und einen Abschuss vorzutäuschen. Ebenso wurde der Plan einer „Terrorkampagne“ in der eigenen Hauptstadt Washington, sowie die Versenkung eines US-Kriegsschiffes autorisiert. Ziel war es, diese Vorfälle einer feindlichen Macht zu unterstellen, vor der Weltöffentlichkeit das Opfer zu spielen und nachfolgend eine Invasion starten zu können.
Jahr der Entwicklung des Plans: 1962. Zielobjekt: Kuba.
Aus den unter dem Schlagwort „Operation Northwoods“ Ende der 90er Jahre bekannt gewordenen Plänen des U.S.-Generalstabs (hier die Textfassung):
„Wir könnten eine kubanische terroristische Terrorkampagne im Gebiet Miami entwickeln, in anderen Städten in Florida und sogar in Washington. Die Terrorkampagne könnte kubanischen Flüchtlingen in die Schuhe geschoben werden, die einen sicheren Hafen in den Vereinigten Staaten suchen. Wir könnten eine Bootsladung mit Kubanern auf dem Weg nach Florida versenken (real oder simuliert). Wir könnten Angriffe auf das Leben kubanischer Flüchtlinge bis hin zur Verwundung begünstigen, um es breit zu publizieren. Außerdem würden das Explodieren einiger Plastikbomben an sorgfältig ausgesuchten Orten, die Festnahme kubanischer Agenten und die Veröffentlichung präparierter Dokumente, die eine kubanische Verwicklung untermauern, dabei hilfreich sein die Idee einer unverantwortlichen Regierung zu projizieren.“
Wie bekannt, verweigerte der damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, John F. Kennedy, sowohl eine Zustimmung zu diesen Plänen U.S.-Generalstabs, als auch zuvor eine Invasion Kubas nach der Landung von C.I.A.-gestützten Putschisten in der Schweinebucht. Stattdessen verhinderte Kennedy im Zuge der Kubakrise durch einen über seinen Bruder Robert Kennexy ausgehandelten geheimen Deal mit dem Kreml einen Atomkrieg und kündigte in National Security Action Memorandum (NSAM) 263 vom 11. Oktober 1963 den Rückzug aller „Militärberater“ aus Vietnam an.
Am 22. November 1963 wurde Kennedys Kopf durch einen Schuss zerschmettert und nach hinten und nach links geworfen.
Nach hinten und nach links.
Am 4. Dezember 1981, ein halbes Jahr nachdem er von einem Attentäter angeschossen worden war, unterschrieb U.S.-Präsident Ronald Reagan Executive Order 12333 (EO 12333).
Es ist dieser bis heute in Kraft befindliche Präsidentenbefehl Reagans, der den langen Marsch eines Molochs in Gang setzte, eines heute „lebenden, atmenden Organismus“, „jeder Kontrolle entwachsen“, der über die Bevölkerung des im endlosen Terrorkrieg versunkenen Westens „wacht“, während Sie diese Zeilen lesen.
Und freigesetzt wurde dieser Moloch am 11. September 2001, dem Tag, den zu verhindern er angeblich geschaffen worden war.
zweiter Teil folgt in Kürze