1281 bedeutende u.s.-amerikanische und kanadische Archäologen, Anthropologen, Historiker, Museumsdirektoren, Bibliothekare und weitere mehr unterzeichneten einen Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, an das Justiz- und an das Innenministerium sowie an das Army Corps of Engineers des U.S.-Militärs gegen den Bau der „Dakota Access Pipeline (DAPL)“, auch als „Bakken-Pipeline“ bezeichnet, und unterstützen die Bewegung der Lakota und Dakota, die im Reservat Standing Rock Sioux um ihre Heimat kämpfen.
Der Standhaftigkeit der indigenen Bewohner und der Solidarität mit ihnen ist es zu verdanken, dass der Kampf gegen das Projekt von Energy Transfer Partners längst weit über Amerikas Grenzen hinaus weltweit bekannt wurde. Zuvor hatten die auf lokaler Ebene Betroffenen und die sie unterstützenden Umweltaktivisten in ihrem seit einigen Jahren währenden Kampf um ihre Rechte (wir berichten im Januar 2013 in „Große Ratsversammlung indigener Stämme Nordamerikas: Kampf um die Black Hills“) kaum eine Chance, ihre Anliegen durchzusetzen und wurden oft wie Schwerverbrecher behandelt. Jetzt sind es Zehntausende aus allen Gesellschaftsschichten, die sich solidarisieren.
Die in unterirdisch verlegten Rohren geplante Rohöltrasse mit einer Länge von 1825 km soll von dem Bakken-Fördergebiet im Nordwesten von North Dakota durch South Dakota und Iowa bis zu Patoka im U.S.-Bundesstaat Illinois verlegt werden. Einige prominente Personen besuchten die Region und erklärten ihre Solidarität, unter ihnen Amy Goodman von Democracy Now!, die die Repressalien des Staates gegen die Protestierenden direkt vor Ort zu spüren bekam (hier bei Mashable zu lesen „Arrest warrant issued for journalist Amy Goodman after pipeline protest coverage“). Unter diesem Link ist der ausführliche Bericht „Standing Rock protest grows with thousands opposing North Dakota pipeline“ des kanadischen Senders CBC über das „Red Warrior Camp“ vom 8.September zu finden.
Inzwischen wurde „Standing Rock Sioux“ mit dem anhaltenden Widerstand zum allgemeinen Symbol gegen die Zerstörung der Umwelt durch private Konzerne, gegen die staatlich genehmigte Enteignung von Streckenabschnitten von Land und gegen eine Politik der Regierungen als Handlanger von Kapitalinteressen – und das weltweit zum Raubbau in den Sektoren Minen und Pipelines. Vor allem wirkt sich dieses Beispiel mit hoher Signalwirkung ermutigend aus, nicht in scheinbar aussichtsloser Lage aufzugeben.
Das Natural History Museum hatte die Initiative ergriffen, sich mit einem öffentlichen Aufruf in einem Brief an die U.S.-Regierung einzumischen. Unwiederbringliches aus der Vergangenheit der Menschheitsgeschichte wird durch den geplanten Bau zerstört, der zudem zu einem grossen Teil durch heilige Plätze der Ureinwohner führt.
Unter „Archaeologists & Museums Denounce Destruction of Standing Rock Sioux Burial Grounds“ finden Sie den vollständigen Text des Schreibens, der am 21.September 2016 vom Natur Historischen Museum veröffentlicht wurde, ein mobiles Museum, das in 2014 für Bildungszwecke gegründet wurde. Naomi Klein, vielen Menschen auch in Deutschland bekannt, ist Mitglied im Aufsichtsrat.
Sicher wird sich die U.S.-Regierung auch hiervon nach all den vorhergegangenen Protesten unbeeindruckt zeigen, zuviel Kapital in Milliardenhöhe steht hinter dem Projekt – aber es zeichnet sich deutlich ein emanzipierter Wandel im Bewusstsein der Gesellschaft ab, nicht mehr alles hinzunehmen.
Abbildung: Screenshot von Website des „Natural History Museum“
Artikel zum Thema
18.11.2014 Keystone XL-Pipeline: Great Sioux Nation wird Kriegsbeil gegen Washington wegen Vertragsbruch ausgraben
26.06.2014 Verfassungsgericht Kanada fällt historisches Urteil zu Landrecht der First Nation
25.01.2013 Große Ratsversammlung indigener Stämme Nordamerikas: Kampf um die Black Hills
Die Große Ratsversammlung wendet sich nach vielen Protesten – eine große Anzahl davon fanden im vergangenen Jahr auch vor dem Weissen Haus statt – an alle besorgten Menschen, besonders auch die Landwirte und Viehzüchter sowie Wirtschafts- und Umweltverbände, die Presse und Rechtsanwälte mit der Bitte um eine beispiellose einheitliche Unterstützung bei dem Kampf gegen die Ausbeutung der Gebiete, denn diese großflächige Zerstörung hat Auswirkung auf den gesamten Planeten.
Die Waffen für eine erfolgreiche Verteidigung bestehen in der Aufklärung der Öffentlichkeit, Pressearbeit, Zusammenschluss und gemeinsames Vorgehen, weltweite Solidarität und Gewinnung vieler gleichgesinnter Verbündeter, um Druck auf die Politik der US-Regierung auszuüben.