Proteste gegen Rüstungsproduktion in Jena
Leserbeitrag von STOP WARS Jena
Großer Zuspruch für Rüstungskonversion
Friedensaktivisten kritisieren die deutsche Außenpolitik scharf
Die Sprecherin der Gruppe, Lisa Maier, erklärte: „Als Produzent unverzichtbarer Systeme zur militärischen Aufklärung und Zielerfassung spielt der Rüstungskonzern Jenoptik eine wichtige Rolle in der internationalen Rüstungsproduktion.“
So ist etwa im Leopard II-Panzer eine aus Jena stammende Automatik verbaut, die das Kanonenrohr auf sein Ziel fixiert hält, während sich der Panzer durch unwegsames Gelände bewegt. Ebenfalls aus Jena stammen optische Sensoren in Patriot-Raketen, Militärflugzeugen und Hubschraubern, die den Einsatz jener Kriegsmaschinen und damit die moderne Kriegsführung erst ermöglichen.
Weiterhin machte Jenoptik erst vergangene Woche mit dem Zuschlag zur Fertigung von sogenannten Radomen (Schutzkappen für Radartechnik) für den Eurofighter im „hohen, einstelligen Millionenbereich“ auf sich aufmerksam. Jenoptik ist zudem der einzige Anbieter von Wartungsarbeiten an den in AWACS zum Einsatz kommenden Radomen. „Dies hebt die Bedeutung des Unternehmens für die Kriegsführung besonders hervor“, meint Maier.
Um das Bewusstsein über die Rolle Jenoptiks in der Rüstungsproduktion unter der Jenaer Bevölkerung zu schärfen, luden die Friedensaktivisten Passanten und Besucher des Weihnachtsmarktes zur aktiven Teilnahme an verschiedenen Aktionen ein. Für Menschen, die gestalterisch aktiv werden und gleichzeitig ein deutliches Signal an Jenoptik senden wollten, gab es die Möglichkeit, Papierflieger zu basteln und diese mit Vorschlägen für eine alternative, friedlichere Fracht als Bomben und Raketen zu versehen. So entstanden während der gesamten Aktion auch etwa 100 Papierflieger mit Vorschlägen an Jenoptik, wie es gelingen kann, die eigene Produktion weg von destruktiven, vernichtenden hin zu konstruktiven und bereichernden Gütern zu verlagern. Diese werden nach einer weiteren Aktion im Januar der Konzernführung übergeben.
Maier erklärte dazu: „Uns ist auch klar, dass an der Rüstungsproduktion viele Arbeitsplätze hängen. Deshalb plädieren wir für das Modell der Rüstungskonversion. So werden die Arbeitsplätze erhalten und es werden Güter produziert, die gesellschaftlich nützlich sind.“ Außerdem wurden mit Kreide Botschaften wie „Bücher statt Bomben“, „Krieg – nicht in unserem Namen“ oder „Gemeinsam gegen ihre Kriege“ auf die Straße gemalt.
Für große Aufmerksamkeit sorgte während der gesamten Aktion das vom Offenen Antikriegstreffen Jena (OAT) gebastelte Modell eines Panzers, mit dem auf die Verbindung von Jenoptik zu all jenen Kriegsschauplätzen hingewiesen wurde, bei denen der Leopard II-Panzer derzeit zum Einsatz kommt. Scharfe Kritik übten die Aktivisten in diesem Zusammenhang auch an der deutschen Außenpolitik: „Seit Jahren führt die Bundeswehr wieder Krieg in aller Welt. Das tut sie aber nicht in unserem Interesse. Daran verdienen vor allem deutsche Konzerne wie Jenoptik“, so Maier.
Auch in Zukunft wollen die Aktivisten Widerstand gegen die Militarisierung der deutschen Außenpolitik und den Export von Rüstungsgütern organisieren. So sind bereits Aktionen gegen die Bundeswehrwerbung auf der Straßenbahn und ein Fußballturnier gegen Krieg in Planung.
Das OAT trifft sich jeden Donnerstag, 18 Uhr im Seminarraum 131 auf dem Ernst-Abbe-Campus und bietet jedem, der selbst gegen Krieg aktiv werden möchte, eine Anlaufstelle.
Erstveröffentlichung auf eastsidenews.de am 5.12.2016