25. Dezember 1837: verheimlichte Niederlage in Florida von U.S.-Militär als Sieg deklariert

Militärische Niederlagen als Siege verkaufen und Helden schaffen als Teil altbewährter Kriegsführung

Die geschichtlichen Ereignisse, die den späteren Generationen präsentiert werden, sind oft vom „Sieger“ geschrieben. Die wahren Hintergründe werden in der Bildung und in der historischen Aufarbeitung verschwiegen. Das Zinn Education Project stellt sich dem entgegen und beschreibt eine andere Sicht auf die Dinge. Wir rufen heute am 2. Weihnachtsfeiertag die Kämpfe der Seminolen und Afrikaner um ihre Freiheit in Amerika ins Gedächtnis zurück, denen das Zinn Education Project in dem Artikel „Dec. 25, 1837: Christmas Day Freedom Fighters: Hidden History of the Seminole Anticolonial Struggle“ von 2013 gegen das gewollte Vergessen gewidmet hat.

Bis zum Ende des 18. bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten sich in Florida starke unabhängige Gemeinschaften, die sich der Herrschaft der europäischen Kolonisten entzogen. Damals war Florida eine unzugängliche Region. Ein anderes Landschaftsbild als sich heute der U.S.-Bundesstaat durch Entwässerungssysteme präsentiert, war es eine Sumpflandschaft, durchzogen von Bächen und Flüssen. Florida war ein ideales Versteck für entflohene westafrikanische Sklaven, die sich hier ansiedelten und Reiskulturen anbauten. Zusammen mit den von ihren heimatlichen Territorien in Alabama und Georgia vertriebenen Seminolenstämmen bildeten die Afrikaner und ihre Nachkommen eine unabhängige wirtschaftliche und militärische Allianz. Immer mehr Menschen schlossen sich diesen Gemeinschaften an, die sich selbst mit Nahrungsmitteln versorgen konnte.

Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika erwarb das Gebiet im Jahr 1819 für fünf Millionen Dollar von der spanischen Krone, erklärte General Andrew Jackson, der siebte Präsident der Vereinigten Staaten. Es kam von 1816 bis 1858 zu drei Feldzügen der U.S.-Armee und daraus resultierend zur grössten Sklavenrevolte in der Geschichte der U.S.A.

Oberst Zachary Taylor und Sklavenhalter aus Louisiana, der später der 12. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde, bot 1837 mit achthundert U.S.-Infanterie-Soldaten, einhundertachzig Freiwilligen aus Tennessee und siebzig Kriegern aus dem Stamm der Delawaren ein grosses Militärkontigent auf, um den Widerstand in Florida zu brechen. Nach der Niederlage, die seinen Truppen am See Okeechobee zugefügt wurde, noch die Sechste Infanterie, die Vierte Infanterie der U.S.A. und seine eigenen First Infantry Regiments. 40 Millionen U.S.-Dollar kostete allein dieser Feldzug, das Geld wurde vom U.S.-Kongress zur Verfügung gestellt. Eintausend U.S.-Soldaten wurden getötet und Tausende verwundet.

Obwohl den Streitkräften unter Taylor eine empfindliche Niederlage am 25. Dezember 1837 beigebracht wurde, bezeichnete der Oberst, der sich mit dem Rest seiner Truppen nach Fort Gardner zurückzog, diese als Sieg und wurde befördert.

Drei Kriege gegen die Seminolen wurden geführt, an denen sich zeitweise zweihunderttausend U.S.-Soldaten beteiligten.

Letztendlich wurde der Widerstand in Florida durch Verrat gebrochen. Unter dem Kommando von Thomas Jesup wurde der Führer der Seminolen, Osceola, im Fort Marion gefangengenommen, als dieser sich zu Verhandlungen zu einem Waffenstillstand bereit erklärte und 1838 im Fort Moultrie in South Carolina starb.

Die Wahrheit der Gefechte am See Okeechobee, dem zweiten Seminolen-Krieg, blieb damals vor der Öffentlichkeit verborgen. Als Präsident Taylor im Amt starb, lobte ihn Abraham Lincoln am 25. Juli 1850 in Illinois: „Er wurde nie geschlagen“, sagte Lincoln und fügte hinzu: „… Im Jahre 1837 kämpfte und siegte er in der denkwürdigen Schlacht am See Okeechobee, einer der verzweifeltesten Kämpfe, die in den Annalen des indianischen Krieges bekannt sind.“

„His success in the Second Seminole War attracted national attention and earned him the nickname „Old Rough and Ready“.“, so steht es heute ohne weitere Ergänzung auf seinem englischen Wikipedia-Eintrag.

Ausserhalb der Vereinigten Staaten von Amerika sind diese Ereignisse weit aus bekannter als im eigenen Land, obwohl später einige Örtlichkeiten im Andenken an Osceola benannt wurden und die Popuärkultur, aber auch die Tourismusbranche, das Thema für sich entdeckte. Ebenso die D.E.F.A., die Filmfabrik der D.D.R. drehte unter Regie von Konrad Petzold im Jahr 1971 den Spielfilm „Osceola“ aus realistischerer Perspektive, die als Klassenkampf-Propaganda geschmäht wird.

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