Gesellschaftlich untragbar: Rauswurf von Wells Fargo als Hausbank der Stadt Seattle
Viele Menschen sind politisch entmutigt und resignieren, da so gut wie jedes neu verabschiedete Gesetz zum Nachteil der Bürger erlassen wird. Sei es auf dem Gebiet der Finanzen oder mehr Überwachung, Kontrolle; es geht immer nur in Richtung Abbau des Sozialen und bürgerliche Rechte und es scheint keine Kehrtwende in diesem Trend zu geben.
So ist es kein Wunder, dass irgendwann die Geduldsbombe der Bürger platzt an Stellen, die einige Zeit zuvor so nicht erwartet wurden. Die U.S.-amerikanische Großstadt Seattle gibt dafür ein Beispiel an die Finanzindustrie, das als warnendes Signal verstanden werden darf, sich nicht straflos wie unantastbare Kaiser über das Land und den Planeten aufzuführen.Appelle an grosse Banken, sich ethisch und moralisch zu verhalten, sind ein Witz. Das einzige, was das Großkapital wirklich trifft, ist der Entzug von Geld und der Verlust von Anlegern.
Der Stadtrat von Seattle hat am gestrigen Nachmittag des 7. Februar 2017 über den am 14. Dezember 2016 eingereichten Gesetzentwurf Council Bill 118883 abgestimmt und diesen nicht mit überwältigender Mehrheit sondern einstimmig mit 9:0 angenommen. Der neun Seiten umfassende Beschluss ist hier zu lesen.
Mit dieser Entscheidung ist die Stadt Seattle, eine 3,5 Millionen Einwohner zählende Metropole im U.S.-Bundesstaat Washington, zukünftig nach Vertragsablauf nicht mehr Kunde bei der Wells Fargo National Bank, die bisher alle geschäftlichen Angelegenheiten über diese Bank abgewickelt hat. Der Vertrag begann am 1. Januar 2013 und läuft bis 2018. Seattles durchschnittlichen täglichen Transaktionen in den letzten sechs Monaten mit Wells Fargo waren zehn Millionen Dollar. Jedes Jahr entstanden über die operativen Kontenbewegungen wie die Verwaltung von Gehaltsabrechnungen der Angestellten der Stadt und Gebühreneinnahmen ein Volumen über drei Milliarden Dollar. Neue Investitionen in Wertpapiere der Bank werden nicht mehr getätigt.
Der Hauptgrund für den Wechsel sind die Investitionen der Bank als eine der wichtigsten Geldgeber in die Dakota Access Pipeline in Höhe von 457 Millionen Dollar. In dem oben verlinkten Dokument werden noch andere Punkte aufgeführt wie die Investitionen in private Gefängnisse.
Der Stadtrat sucht nun nach einer sozial verantwortlichen und fairen Bank, die alle Verträge der Stadt und nicht nur die Bankverträge abdeckt.
Hunderte von Demonstranten versammelten sich außerhalb der Bankfiliale von Wells Fargo in der Innenstadt von Seattle und kamen zur Abstimmung in die Säle des Rathauses, um sich gegen die Bank auszusprechen.
Mit dieser Passage erfüllt der Stadtrat endlich die in 2014 beschlossene Resolution 31525, dass die Geschäfte der Stadt mit einer Bank abgeschlossen werden, die in ihrem Statut festgelegt hat, dass ihre Politik dem Gemeinwesen zugute kommen muss und nicht dem Diktat des maximalen Profits unterworfen ist:
„WHEREAS, the Seattle City Council also passed Resolution 31525 in 2014, adopting revised City of Seattle Investment Policies, including Policy 4, Social Policies, which guides the Director of Finance and Administrative Services to seek opportunities to conduct investment business with institutions that, by their charter, seek to benefit the common good and do not solely pursue maximum profit…“
Bei Interesse empfehlen wir Ihnen den Twitter-Account der Stadt Seattle, auf dem heute (8. Februar 2017) Fotos und Textnachrichten zu finden sind: Hashtag #Seattle City Council
Schauen Sie jetzt auf die Politik in Ihrer Stadt und mischen sich in diese ein. Die Stadtverwaltung hat Ihnen als Dienstleister zur Verfügung zu stehen und nicht umgekehrt ständig das Geld aus den Taschen zugunsten einiger Profiteure von Projekten zu ziehen, die nur diesen zugute kommen.
Artikel zum Thema
22.09.2016 Ziviler Aufstand: Wissenschaft ergreift grenzüberschreitend politische Initiative gegen DAPL-Pipeline
1281 bedeutende u.s.-amerikanische und kanadische Archäologen, Anthropologen, Historiker, Museumsdirektoren, Bibliothekare und weitere mehr unterzeichneten einen Brief an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, an das Justiz- und an das Innenministerium sowie an das Army Corps of Engineers des U.S.-Militärs gegen den Bau der „Dakota Access Pipeline (DAPL)“, auch als „Bakken-Pipeline“ bezeichnet, und unterstützen die Bewegung der Lakota und Dakota, die im Reservat Standing Rock Sioux um ihre Heimat kämpfen.
Quelle: http://mynorthwest.com/537865/seattle-divests-from-wells-fargo/