Ein Artikel vom Berliner Taxi Bund e.V.
Bereits relativ zu Beginn des neuen Geschäftsjahres 2017 zeichnet sich ab, dass die Lieblings-Abrissbirne der Venture-Capitalists in Sachen staatsdemokratisch geregelter Personenbeförderung daran scheitern wird, eben keine brauchbare Alternative dazu erzeugen zu können, sondern – wer hätte es nicht geahnt – selbst an genau den Mißständen intern zu scheitern droht, die plakativ zum Evolutions-, und Alleinstellungsmerkmal erhoben wurden und doch nur der Immanenz des kapitalistischen Konkurrenzsystems und dessen ethischer Amoralität unterliegen. Mindestens in Deutschland und angesichts der mannigfaltigen Konkurrenz sind Uber und seine kalkulationsstümperten Kollaborateure nurmehr überflüssige Säue am Trog. Explizite Gestalten eben.
Wir übersetzten zwei inzwischen etwas ältere Artikel, um es den KollegInnen, die eben nicht dauernd die internationale Presse beobachten, zu ermöglichen, den Niedergang dieses Hasardeurs-Netzwerkes nachzuvollziehen. Was wir natürlich gar nicht wollen ist, diese Deppen, die heute noch mit „Uber“ kollaborieren, zu stigmatisieren. Sie sollen sich gerne im Rahmen des bestehenden Apparatus als eine Konkurrenz zu uns unterwerfen und damit punkten lernen, wie ein professioneller Taxiservice in der BRD auszusehen hat. Können sie das nicht, nutzen wir diesen Apparatus, um sie herauszuwerfen. Können sie das aber mit legalen Methoden, sind sie erst wirklich Konkurrenz. Jeder Bonze weiß das. Und hey, wir kämpfen um die Miete und nicht um güldene Wasserhähne! Danach könnten wir doch auch einmal darüber nachdenken, ob dieser „Apparatus“ überhaupt hält, was er verkündet, zu sein.
Um auch hier nicht falsch verstanden zu werden: Wir mißbilligen die Bekenntnisse zur Totalitarität der industrieaffinen Gewerbeverbände. Sie haben sich zu Kontrollfreaks entwickelt und vertreten in keinerlei Hinsicht die Interessen der Arbeitnehmer, sondern die Interessen der Konzerne bzw. der Groko-Junta. So bejubeln sie sowohl das Arbeitsverbot bei Nichtzurverfügungstellung eines Kreditkartenlesegerätes, als auch die leidlich genaue Verfolgung jedes zurückgelegten Hektometers durch das vorrangig militärisch bestimmte GPS des amerikanischen, imperialistischen Abstiegskandidaten.
Es folgt erstens die Übersetzung eines Artikels der Website des New Delhi TV vom 22.02.17:
Unter Tränen entschuldigt sich der Uber-Geschäftsführer für „Unternehmenskultur“
In einer für alle Angestellten der „Uber Technologies Inc.“ offenen Sitzung entschuldigte sich am Dienstag Travis Kalanick für kuturelle Mängel in seiner Firma, nachdem eine ehemalige Angestellte Anschuldigungen erhoben hatte, wonach sie während der Arbeit belästigt und diskriminiert worden sei.
Gemäß Beobachtern der Veranstaltung sprach der Personalchef Kalanick an der Seite von Vorstandsmitglied Arianna Huffington in einer über einstündigen Sitzung in der Zentrale des Taxifahrten-Vermittlers in San Francisco. Ubers Geschäftsführer entschuldigte sich – zeitweilig unter Tränen – für den Mangel an Vielfalt in der Belegschaft und dafür, Beschwerden der Angestellten nicht sachgerecht nachgegangen zu sein, während Teilnehmende harte, pointierte Fragen erhoben; so Leute, die nicht dafür mit ihren Namen einstehen wollen, Interna infrage zu stellen. Nach einem harten Auftakt in diesem Jahr ist die Stimmung der Angestellten düster, sagte jemand dieser Leute.
Huffington schrieb in einem Firmenblog-Vermerk: „Travis sprach sehr ehrlich über die Fehler, die er gemacht hat und wie er die Ereignisse der letzten 48 Stunden dazu nutzen will, ein besseres „Uber“ aufzubauen.“ „Ohne Auslöser findet für gewöhnlich kein Wechsel statt. Ich hoffe, daß wir indem wir uns Zeit nehmen, zu verstehen, was falsch gelaufen ist und dies beheben, nicht nur Uber besser machen können, sondern überall in der Industrie zu Verbesserungen für Frauen beitragen können.“
In seiner fast achtjährigen Geschichte stieß Uber beinahe andauernd auf Streitigkeiten. Kalanicks öffentliche Verlautbarungen haben über die Jahre hilfreich das streitlustige Renommee der Firma festgeschrieben. Aber dieses Jahr ist bereits zu einer für das „Startup“ turbulentesten Periode geworden. Letzten Monat ereignete sich die #deleteuber Bewegung, nachdem Kunden Uber beschuldigten, einen Streik der New Yorker Taxifahrer zu brechen und sich dem Präsidenten Donald Trump anzudienen. Kalanick veranstaltete ein gleichsam herzzerreißendes, allseitiges Treffen wegen der #deleteuber Kontroverse. Er sagte, er sei gegen Trumps Flüchtlingsbann und trat dann später von des Präsidenten Geschäftsberatungsrat zurück.
Dann schrieb am vergangenen Wochenende die ehemalige Software-Entwicklerin Susan Fowler einen Blog-Vermerk, in dem sie beklagte, während ihres Jahres bei Uber sexuell belästigt worden zu sein und daß die Personalabteilung versucht hätte, ihren Abteilungsleiter zu beschützen, anstatt die Situation aufzulösen.
„Es war klar, daß er versuchte, mich dazu zu bringen, Sex mit ihm zu haben und es war so offensichtlich abweichend, daß ich schleunigst Abbilder dieser Chatbotschaften anfertigte und dies der Personalabteilung meldete“, schrieb Fowler. Sie sagte, daß Führungskräfte ihr sagten, daß es sich bei ihm um einen Starkleister handele und daß sie ihn nicht dafür bestrafen wollen würden, was sie als „harmloses Mißverständnis“ betrachteten.
In der Dienstagssitzung erzählte Kalanick der versammelten Mannschaft, daß er an der Verbesserung seiner Führerschaft arbeiten werde. Dies liefere ihm die Gelegenheit, den Angestellten zu zeigen, wie er Klarschiff machen werde.
„Wenn die Welt-, und ausdrücklich Uber eines davon abzöge, sollte es das sein, daß es sich nicht um einen Einzelfall handelt,“ schrieb Aimee Lucido, eine Software-Entwicklerin bei Uber in einem persönlichen Blog-Vermerk. „Ich finde, dies ist ekelerregend und fürchterlich und entsetzend und dennoch bin ich überhaupt nicht überrascht. Eigentlich bin ich am meisten darüber überrascht, wie alle Welt darüber überrascht zu sein scheint.“
Der ehemalige US-Justizminister Eric Holder arbeitet mit Uber zusammen, um Fowlers Vorwürfe in eine Untersuchung zu überführen. Am Montag schrieb Kalanick eine email an die Angestellten, daß Holder und Tammy Albarran, als Partner der Anwaltskanzlei Covington & Burling, „eine unabhängige Überprüfung der speziellen Sachverhalte bezüglich der Arbeitsumgebung, welche von Susan Fowler erhoben wurden, als auch der Vielfältigkeit und Zuordnung bei Uber umfassend erheben werden.“ Sowohl Liane Hornsey, die im Januar der Firma als Personalchefin beitrat, wird der Ermittlung beiwohnen, als auch Huffington und Angela Padilla, die Justiziarin der Firma.
Ubers öffentliche Wahrnehmung wird durch Anschuldigungen von Frauenfeindlichkeit und einer abweisenden (Firmen)kultur geschädigt. In einem Firmenportrait des Magazins „GQ“ vom Februar 2014 nannte Kalanick Leute mit Firmenbezug „Boob-er“, weil sie ihm dabei (hülfen) Frauen zu bezirzen. Ein paar Monate später boten Uber-Angestellte in Frankreich Fahrgästen die Gelegenheit an, von „sexy girls“ gefahren zu werden.
Später im selben Jahr zeigte Uber, daß sie mit dem „God View“ die Aufenthaltsorte ihrer Kunden zurückverfolgen könnten. Im Monat darauf erzählte Ubers New Yorker Geschäftsleiter einer Reporterin, daß er ihren Standort mit seinem Smartphone zurückverfolgt hatte. Im selben Monat schlug der leitende Angestellte Emil Michael vor, daß die Firma (sog.) „Oppositionsforscher“ anheuern könnte, um gegen kritische Reporter zu ermitteln. Beide verbleiben bei der Firma und Michael ist einer von Kalanicks Ober-Leutnanten.
In den dazwischen liegenden Jahren begann Uber, die Kurve zu kriegen. Uber hat aktuell über 11.000 Angestellte ausschließlich firmeneigener Fahrer, die als eigenständige Vertragsnehmer einen weiteren Stein des Anstoßes darstellen. Aber die Vorgänge der letzten Monate könnten der Anfang des Endes dieses „Fortschrittes“ darstellen.
Zweitens folgt eine Übersetzung eines Artikels der kalifornischen LA Times vom 23.02.17:
Google-Ableger „Waymo“ beschuldigt „Uber“ des Diebstahls von „selbstfahrenden Autos“
Waymo, eine von „Google“ gegründete Gesellschaft für selbstfahrende Autos, gerät mit „Uber“in eine gerichtliche Auseinandersetzung, in der es sich um Beschuldigungen wegen Verrates, Hightech-Spionage und Habsucht dreht.
Der sich zusammenbrauende Entscheidungskampf trat am späten Donnerstag in Form einer Klageerhebung durch Waymo, einer einst von „Google“ vor acht Jahren heimlich ausgebrüteten Firma vor einem Bundesgericht in San Francisco in Erscheinung.
Die 28-seitige Anklageschrift beschuldigt den früheren Top-Manager des Google-Projektes für selbstfahrende Autos, Anthony Levandowski, des Diebstahls von Schlüsseltechnologie, die nun Ubers Bemühungen zur Erstellung einer eigenen Flotte selbstfahrender Autos für seinen Mitfahr-Rufdienst antreibt.
Die mutmaßliche Täuschung geschah im späten 2015, bevor Levandowski die Firma verließ, um ein Start-Up namens Otto zu gründen, welches Sattelzüge baut, die ohne Fahrer am Steuer über die Schnellstraßen navigieren. Uber kaufte letztes Jahr Otto für 680 Mio. Dollar und Levandowski leitet nun Ubers Bemühungen, von Robotern gesteuerte Autos zu entwickeln und zu spedieren.
Uber und Levandowski haben nicht umgehend auf Kommentierungsanfragen geantwortet.
Die Auseinandersetzung wirft ein Schlaglicht auf die hohen Einsätze im Rennen um den Bau selbstfahrender Autos, welches verspricht, nicht nur die Beförderung von Menschen zu revolutionieren, sondern auch die Automobilindustrie. Waymo und Uber sind zwei der Vorreiter; längst etablierte Autobauer wie „Ford“, „Toyota“ und „General Motors“ drängen bei der Aufholjagd nach. (Anm.d.Übers.: LiDAR)
Waymos Klage eskaliert die Spannungen zwischen den einstigen Verbündeten Google und Uber, die sich in Rivalen verwandeln. Google steckte 258 Mio. Dollar in Uber, aber sein Kartierungs-Tochterunternehmen „Waze“ führt jetzt einen Mitfahr-Rufdienst ein, der Kunden von Uber abziehen könnte. Der aufkommende Wettstreit veranlasste vor sechs Monaten einen leitenden Angestellten bei Google, David Drummond, zur Kündigung aus dem Firmenvorstand von Uber.
Waymo agiert jetzt als eine Tochtergesellschaft von Googles Muttergesellschaft Alphabet GmbH, aber seine Wurzeln liegen bei Google, wo Levandowski jahrelang arbeitete.
Die Anklage führt Beweise an, daß Levandowski 14.000 vertrauliche Ordner auf seinen Laptop geladen hatte, bevor er kündigte, um sich „Otto“ anzuschließen. Sie besagt, daß die Ordner die Entwürfe für Leiterplatten enthielten, die für LiDAR benötigt werden, einer Anordnung von Sensoren, die selbstfahrende Autos dazu ermächtigen, die Umgebung zu ertasten, um sicher auf Straßen zu navigieren.
Waymo behauptet, daß auch weitere ehemalige Angestellte von Google Geschäftsgeheimnisse stahlen, bevor sie kündigten, um sich „Otto“ anzuschließen. Waymo beklagt, daß ohne eine solche Gaunerei Levandowski und die anderen, ehemaligen Angestellten von Google nicht in der Lage gewesen wären, die Otto-Verfahrenskunde aufzubauen, die den Geldsegen des Uber-Kaufes erzeugten.
„Uber“, welches weniger als eine Dekade existiert, ist dafür bekannt, die Grenzen der Gesetzgebung auszutesten.
Die Firma aus San Francisco ist mit den Autoritäten in Kalifornien und auf der ganzen Welt darüber aneinandergeraten, wie viel von dessen Fahrern Vorgeschichte in Hintergrundüberprüfungen festgestellt werden soll und ob diese Fahrer als für Sozialleistungen untaugliche Vertragsnehmer behandelt werden sollen. Im ausgehenden letzten Jahr unterbrach „Uber“ schnellstens einen Test seiner „selbstfahrenden Autos“ in San Francisco, nachdem die Aufsichtsbehörde die Zulassung für die Fahrzeuge widerrief, weil diese keine ordnungsgemäße Zulassung hatten.
„Waymo“ will einen Gerichtsbeschluß erwirken, der es „Uber“ untersagt, sich auf seine Technologie für „selbstfahrende Autos“ zu stützen, als auch Schäden berücksichtigt, deren Geltentmachung von Gesetzesübertretungen sich verdreifachen könnte, wenn „Waymo“ vor Gericht obsiegt.
Soweit, so schlecht. Selbst diejenigen Tech-Magazine, die „Uber“ mit dessen Diffamierungskampagne gegen rechtschaffende Taxifahrer über den grünen Klee lobten, schwenken bereits um und fordern: Hört auf, „Uber“ zu benutzen! Und denjenigen Taxibetrieben, die immer noch für „Uber“ fahren, kann man nur sagen: Ihr gierigen Idioten, rechnet mal nach. „Uber“ nimmt euch eure Rendite weg!
Und allen Firmen, die Roboter, die sich auf das GPS stützen, auf uns loslassen wollen, sie dies gesagt: Seid ihr eigentlich wahnsinnig? Wir haben da so unsere Erfahrung mit dem Datenfunk, der ca. 1994 in Berlin durch „Heedfeld“ und „City-Funk“ eingeführt wurde. Als die Amerikaner 2003 völkerrechtswidrig im Irak einmarschierten und ein ungeheures Gemetzel unter dessen Bevölkerung anrichteten, spielten unsere Positionierungsangaben der Taxen verrückt.
„Die regionale Störung von GPS-Signalen wird durch das US-Militär durch GPS-Jammer erreicht und macht damit GPS nicht in jedem Fall zu einem verlässlichen Orientierungsmittel, da nicht verlässlich feststellbar ist, ob und wie weit GPS-Signale von den tatsächlichen UTM/MGRS-Koordinaten abweichen.“
Kunden von „myTaxi“, die zu bequem sind, eine Straße mit Hausnummer anzugeben, kennen diese Ungenauigkeit ebenfalls. TaxifahrerInnen verursacht dies zusätzliche Kosten, weil sie gelegentlich telefonieren müssen, um ihre Fahrgäste zu finden. Der „Lazy-Button“ ist leider ein falsches Versprechen. GPS ist vom und für das Militär! Der „künstliche Fehler“ ist Absicht. Ihr könnt euch darauf verlassen, das damit ferngelenkte Bomben zielsicher zerstören und töten werden. Ihr könnt euch aber nicht darauf verlassen, daß fehlgeleitete „zivile“ Roboter keinen Schaden anrichten!
Quellen: New Delhi Television via Bloomberg, 22.02.2017
Los Angeles Times, 23.02.2017
Veröffentlicht auf berlinertaxibund.wordpress.com am 14. März 2017