Kampagne gegen Atommüll: Australia To Good To Waste

Erstveröffentlichung mit Filmhinweis von Günter Hermeyer am 13.3.2017 auf Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e.V.

“Australia To Good To Waste”: So der Titel einer Kampagne gegen ein Atommülllager für nationalen schwach und mittelradioaktiven Müll in den sogenannten Flinders – Ranges in Südaustralien. Geologisch eines der ältesten Gebiete der Welt, und doch immer wieder von kleineren Erdbeben und massive Überschwemmungen betroffen.

Regina McKenzie und ihre Schwestern Heather und Viviane sind als traditionelle Landbesitzer innen vom Adnyamathanha Volk direkt vom „Nuclear War on Australia’s Aboriginal People“ (Jim Green) betroffenen. Ich treffe sie und ihre Schwester Heather an der Tankstelle in Hawker, einem kleinen Nest in den Flinders, das durch erste Europäer im Zusammenhang mit der Ausbeutung von Kupfervorkommen weiter im Norden gegründet wurde. Auf dem Weg zur angedachten Deponie machen wir Halt in Yappala Station, wo sie mit ihrer Familie lebt.

Gemeinsam fahren wir weiter durch beeindruckendes Land, Adnyamathanha Land. „ It is Arugurla Yarta, spirituelles Land,“ erklärt Regina. „Es hat uralte, seit jeher genutzte überlebenswichtige Quellen, es hat tausende kulturhistorische Stätten, und unsere Vorfahren sind hier begraben.

Die angedachte Deponiestätte ist eine signifikant spezielle Frauenstätte und von ungeheurer Bedeutung für unser Volk. Etwa ein halbes dutzend Mal im Jahr sehen und fühlen wir, wie sich die Erde bewegt.“ Es ist auch immer wieder überflutetes Land, und wir reden hier nicht von einigen Zentimetern Wasser die mal ab und zu in der Wüste abregnen. Ich habe mich schon auf dem Weg hierher über die regelmäßig wiederkehrenden Hinweiszeichen und die dazugehörigen Pegelstandanzeigen an der Straße gewundert. Bäume dieser Größe werden immer wieder von der Wucht des Wassers entwurzelt.

„Wir verlangen von der australischen Regierung die Nominierung unseres Landes zur Atommülldeponie sofort zurückzuziehen und in Zukunft mehr Respekt zu zeigen.“ Letzteres ist etwas, dass mir immer wieder, auch auf meiner weiteren Reise in Gebiete der Aboriginals begegnet. Die Achtung des Landes, der Respekt gegenüber der Natur, und die Bereitschaft zur Versöhnung mit einer respektlosen auf Ausbeutung des Landes fokussierten weißen Gesellschaft ist erstaunlich.

Leider ist dieser oben erwähnte Krieg immer noch zu wenig im Bewußtsein der Menschen in Europa, Vorkommnisse wie in Standing Rock / Süd Dakota ändern das vielleicht ein wenig. Je mehr man in Kontakt ist mit traditionellen Völkern dieser Welt, desto mehr taucht er auf dieser Krieg, und er gehört beendet!! Nicht nur in Australien, und nicht nur im Zusammenhang mit der atomaren Bedrohung. Aus dieser Blickrichtung wirken Darstellungen wie die sogenannte friedliche Nutzung der Atomenergie der immer noch wirkenden IAEA Lobbyisten wie der blanke Hohn ! In die Arroganz der Ausbeuter hat sich Normalität eingeschlichen. „Die nutzen ihr Land ja nicht.“ Und „Everything starts with Mining,“ sind Äußerungen die mir über die Jahrzehnte immer wieder begegnet sind. Regina und ihre Familie können sich der Unterstützung vieler australischer Anti –Atomkämpfer innen sicher sein. Einige von ihnen lernte ich schon auf dem nationalen Treffen in Melbourne kennen.

Aber auch das internationale Endlager Australien ist nicht vom Tisch. Diese Lobbyisten brauchen eine „Lösung“ für ihren Müll. Und dann würden sie gerne weitermachen mit ihrer Strahlentechnologie. „Wie sollen wir weiterkämpfen ohne Geld ?“ fragt Regina, „wir haben ja kein Geld.“ Ich erzähle ihr von der Situation in Europa, vom Euratom Vertrag, und das alleine der deutsche Steuerzahler innen die Atomindustrie mit jährlich 240 Mio Euro finanziert, während wir um Spenden betteln müssen, um deren Zerstörung einzudämmen. Ich versichere unserer Solidarität und dass wir in Europa daran arbeiten, dem ein Ende zu setzen.

„Wie sind die denn ausgerechnet auf dieses, euer Gebiet für ein Endlager gekommen?“, frage ich Regina. Die Antwort ist gar nicht so erstaunlich in heutiger Zeit. „Über Google Earth“ erklärt sie mir. 2007 ist die UNDRIP (United Nations Declaration on Rights of Indigenous Population) verabschiedet worden. Diese Declaration verlangt eindeutig: Die vorherige und informierte Zustimmung der örtlich ansässigen Gemeinden, Stämmen und Völkern für jegliche Aktivität auf deren Land. Um zwei Uhr morgens bekam Enice Marsh (Adnyamathanha) einen Anruf von einem Journalisten, mit der Bitte um eine Stellungnahme zur Nominierung ihres Landes zum Atommülllager. So erfuhren sie davon. „Ein wenig“ mehr Respekt scheint in der Tat von Nöten, nicht nur was die Uhrzeit angeht !!

Ich fahre weiter nach Norden, auf dem sogenannten Stuart Highway. Westlich von mir das ehemalige Atombombentestgebiet der Briten Maralinga, weiter östlich die pulsierende Minenstadt Roxby Downs und eine der größten Uranminen weltweit Olympic Dam. Jeden Tag verbraucht diese Millionen Liter Wasser. Viele der uralten und überlebenswichtigen Quellen sind schon versiegt. Hoffentlich sprudelt es noch lange in den Flinders Ranges.

Film: Indigenous owners appeal to Minister’s ‘human side’ to shelve proposed nuclear waste site

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