Ein Einreiseverbot nützt Erdogan und den autoritären Kräften, in Deutschland und der Türkei
Was immer noch kaum jemand begreift: in der Republik Deutschland entscheidet nicht die Regierung über Versammlungen von Bürgerinnen und Bürgern. Das entscheiden diese selbst. Was die Regierung allerdings kann: Vertretern einer Regierung, mit der sie sich im Nordatlantikpakt befindet, bei der die Bundeswehr ihre Kriegseinsätze in Vorderasien startet, mit der sie eine Internationale Kriegskoalition und in Zuge von Operation Asyl zu einem unbekannten Zeitpunkt einen in Teilen geheimen „Flüchtlingspakt“ eingegangen ist, die Einreise verweigern. Es wäre der Gipfel der Heuchelei. Und es wäre gefährlich.
Im Interesse des geheimdienstlichen Komplexes, dessen Befehlskette und Hierarchie innerhalb der Hegemonie der Vereinigten Staaten von Amerika letztlich immer bei C.I.A. und Pentagon enden (wir vernachlässigen jetzt einmal die instabile neue Administration im Weißen Haus, die selbst Vorwürfe gegen den geheimdienstlichen Komplex erhoben hat und die zu Recht von großen Teilen der u.s.-amerikanischen Gesellschaft nicht einmal mehr ernst genommen wird), steht die Fortsetzung des fünfzehnjährigen Terrorkrieges. Dieser bildet das Fundament seiner Macht, seiner Privilegien und der Profite wiederum seiner Konsortien und Hintermänner, sowie der feudalen, kapitalistischen Nomenklatura der kriegführenden Staaten insgesamt.
Ein Einreiseverbot für Erdogans Regierung, welche die Merkel-Regierung nun öffentlich in Erwägung zieht, würde die Situation in der Republik, unserer Republik – und nur um die geht es mir und hier – weiter destabilisieren und dem geheimdienstlichen Komplex, zu dem zu gleichen Teilen auch der Bundesnachrichtendienst, das Bundeskriminalamt, der Verfassungsschutz und der türkische Milli Istihbarat Teskilati (M.I.T.) zu rechnen sind, den entsprechenden Bodennebel für ihre üblichen „Schlampereien“ bieten, auf die sie sich später sadistisch grinsend vor den Prothesen in „Parteien“, Parlamenten und wertlosen „Untersuchungsausschüssen“ wieder herausreden können. Diese „Dienste“ sind letztlich mit viel Geld, Waffen, Vollmachten und aberwitziger Handlungsfreiheit ausgerüstete und im Bewusstsein absoluter Immunität operierende klandestine Gruppen, die in Deutschland nach eigenem Eingeständnis des Staates jahrzehntelang nicht einmal von der Regierung kontrolliert wurden. Und keiner sage in der Türkei sei dies anders.
Tayyip Erdogan ist ein mentaler Sultan, ein Machtbessener. Und er hat Angst. Er ist getrieben von genau den Kräften, die hinter dem Militärputsch standen und stehen und die er selbst im Amt gelassen hat. Erdogan erfuhr von einem gegen ihn laufenden Militärputsch erst von seinem Schwager. Anschließend aber ließ er ausgerechnet M.I.T.-Chef Hakan Fidan und Generalstabschef Hulusi Akar im Amt und würgte alle entsprechenden Untersuchungen genau des Parlamentes ab, welches während des Putsches noch bombardiert worden war. Stattdessen ließ Erdogan Hunderttausende Türken mit Willkür und Repression überziehen, vorneweg natürlich die Demokraten von links. Also die Demokraten.
Die erwähnten „Dienste“ und Militärs, egal ob in der Türkei, in Deutschland oder gar den Vereinigten Staaten, spielen keineswegs gegeneinander, sondern sind durch Nordatlantikpakt, Kriegskoalition und jahrzehntelange Kooperation engstens miteinander verwoben. Sie verfolgen, wie beschrieben, die selben Interessen. Wer bräuchte diese ganzen Geheimdienste, -Polizeien und Militärs, denen in der gesamten U.S.-Hegemonie nicht ein Einziger in der Nomenklatura öffentlich widerspricht und deren Angaben in Zweifel zieht, wenn plötzlich ein Frieden ausbräche?
Sollte die Regierung von Deutschland, die natürlich keinerlei Anstalten macht irgendein geheimes oder nicht geheimes Abkommen mit dem faktischen Erdogan-Sultanat aufzukündigen, diesem die Einreise zu verweigern, muss sie sich für die Folgen dieses Schrittes verantworten. Irgendeine Jubelfeier Erdogans oder seiner Minister ist bedeutungslos. Wer Erdogan ernst nimmt, ist zu bedauern. Wem das zu wenig ist, hat hierzulande die Möglichkeit einer Gegendemonstration. Was wiederum die Fans Erdogans aushalten müssen.
Dem Volk – oh Verzeiiiihung, der Bevölkerung der Türkei ist zu wünschen, dass sie die Kraft aufbringt nach dem Zurückschlagen des Militärputsches ein zweites Mal Ja zur Demokratie zu sagen, bzw. was von ihr noch übrig ist. Und das heisst NEIN zu Erdogans Verfassungsänderung in der Volksabstimmung.
Ergänzung 18.00 Uhr
Dieser Artikel erschien um 00.16 Uhr (oben mit dem Cursor „mouse-over“ über das Datum gehen). Es folgen nun Nachrichten aus dem Bodennebel:
„Erdogan-Anhänger kapern tausende Twitter-Konten“ (proudly presented by: „Die Zeit“)
„Explosives Paket im Bundesfinanzministerium entdeckt“ (proudly presented by: the „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, they also wanna thank the academy)
„Großeinsatz an der Borussia-Geschäftsstelle – Alarm beim BVB! Brief mit weißem Pulver entdeckt“ (proudly presented by: das „Bild“ von Deutschland.
Äh, äh…
„Entwarnung beim BVB! Pulver war Puderzucker“.
Was hast Du gesagt…?
(…)
Artikel zum Thema:
23.11.2016 Krieg in Syrien, Irak, Türkei: „Die Linke“ hielt monatelang Regierungsantwort über Weitergabe von Bundeswehr-Aufklärungsdaten an Kriegskoalition zurück
04.11.2016 Hakan Fidan hält die Türkei in der Schweinebucht des „Westens“
vor fast zehn Jahren:
21.10.2007 Geht die Türkei in die US-„PKK“-Falle in Kurdistan und Irak?
Rechtschreibfehler korrigiert um 10.45 Uhr