Ausgerechnet die U.S.-Regierung von Donald Trump gibt den Umsturzversuch in Syrien auf, den Trumps Vorgänger Barack Obama mit seiner Erklärung vom 18. August 2011 offiziell eingeläutet hatte. Ob damit auch der bislang hauptsächlich über terroristische Proxy-Milizen durchgeführte Invasionsversuch des „Westens“ und damit der Krieg in Syrien insgesamt endet, bleibt abzuwarten.
Zwei hochrangige U.S. Regierungsbeamte der neuen Regierung in Washington haben den fundamentalen Strategiewechsel im sechsjährigen Syrien-Krieg, der nach Schätzung des U.N.-Beauftragten Staffan de Mistura bereits vor einem Jahr 400.000 Tote gefordert hat, vor der Presse bekannt gegeben. Der neue U.S.-Außenminister Rex Tillerson gestern in Ankara, bei einer Pressekonferenz zusammen mit dem türkischen Außenminister Mevlut Cavusoglu (Protokoll des State Department):
„Frage: Bezüglich Präsident Assad, sollte er bleiben oder gehen?
Minister Tillerson: Ich denke, der Status und der längerfristige Status von Präsident Assad wird durch das syrische Volk entschieden werden.“
Ebenfalls gestern U.S.-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, gegenüber „einer kleinen Gruppe von Reportern“, wie „Reuters“ anmerkte:
„Man greift und wählt sich seine Schlachten und wenn wir uns das ansehen, geht es darum Prioritäten zu ändern und unsere Priorität ist nicht länger dazusitzen und uns darauf zu fokussieren Assad rauszubekommen.“
Das könnte auch auf eine verstärkte Intervention mit U.S.-Bodentruppen im Syrien-Krieg hindeuten, wenn auch mit grundsätzlich anderer Zielrichtung, namentlich gegen die offensichtlich auch aus der U.S.-Hegemonie wie der E.U., der Türkei, Japan, oder Golfmonarchien wie Saudi-Arabien und Katar versorgten und aufgebauten Proxy-Milizen des „Islamischen Staates“ (wenn diese und „Al Kaida“-Milizen einmal nicht Waffen gleich direkt von den russischen oder syrischen Militärs beziehen, wie im Dezember in Palmyra oder vor kurzem in Deir Ezzor (dazu üble Quellen: 1, 2, 3, 4, etc, etc, etc, etc…).
Zwischen den sogenannten „Rebellen“, „Al Kaida“ („Al Nusra“) und dem „I.S.“ besteht faktisch kein Unterschied. Wer die einen unterstützt, unterstützt alle und damit den fünfzehnjährigen weltweiten Terrorkrieg insgesamt. (13.12.2015, DER TERRORKRIEG: Seine Dynamik des Schreckens)
Wie der seit sechs Jahren ohne Anklage eines Verbrechens in der Londoner Botschaft Ecuadors festsitzende Wikileaks-Mitbegründer Julian Assange in einem Interview mit dem deutschen Auslandsfernsehsender DW-TV anmerkte, gibt es zwischen der C.I.A. und der neuen U.S.-Regierung auch hinsichtlich der vor sechs Jahren begonnenen Syrien-Invasion einen grundlegenden Interessenskonflikt. Laut Julian hat die C.I.A. einen Großteil ihres Budgets und ihrer Ressourcen in die Invasion investiert. Gerade für die C.I.A., die „Mutter“ des geheimdienstlichen Komplexes in der U.S.-Hegemonie, ist dieser Richtungswechsel der eigenen Regierung ein schwerer Schlag.
Bereits im November 2016 nach der U.S.-Präsidentschaftswahl hatte Trump Entsprechendes in Aussicht gestellt (Trump will mit Syrien und Russland „Terroristen“ bekämpfen und dortige C.I.A.-Einsätze beenden).
Entsprechende innenpolitische Spannungen zwischen der neuen U.S.-Regierung und dem geheimdienstlichen Komplex, der bereits versucht hat Trump zu erpressen und faktisch abzuschießen, sind auch vor diesem Hintergrund zu sehen.
(…)
Artikel zum Thema:
26.02.2007 Seymour Hersh: Die „Umlenkung“
Es gibt Beweise, dass die Bruderschaft bereits durch die „Umlenkung“ der Strategie der Bush-Administration profitiert hat. Die syrische „Nationale Rettungsfront“ („National Salvation Front“) ist eine Koalition von Oppositionsgruppen, deren Hauptmitglieder aus einer Fraktion, die vom 2005 übergelaufenen ex-Vizepräsidenten Syrien´s Abdul Halim Khaddam geführt wird, bestehen und aus der Bruderschaft.
Ein früherer hochrangiger CIA-Offizier sagte mir, „Die Amerikaner hätten sowohl politische wie auch finanzielle Unterstützung geliefert. Die Saudis übernehmen die Leitung mit der finanziellen Unterstützung, aber es gibt amerikanisches Engagement.“ Er sagte, daß Khaddam, der zur Zeit in Paris lebt, Geld aus Saudi-Arabien bekam, mit Wissen des Weissen Hauses.