Attentat in Paris: Peinliches Debakel der Kriegslogiker
Kurz vor der Präsidentschaftswahl: Ein angeblich in Paris von der Polizei erschossener üblicher Attentäter, zu dem sich „I.S.“, Massenmedien und Front National bereits bekannt hatten, geht in Belgien zur Polizei. Anschließend wird die Story ausgegeben, der „I.S.“ habe ein weiteres Attentat verhindert.
Nach dem gestrigen Attentat in Paris, zeitgleich vor der letzten TV-Debatte der Kandidaten zur Präsidentschaftswahl, wurden nach offiziellen Angaben zwei Personen erschossen, ein Attentäter und ein Polizist. Zum Attentat meldete, nur als ein Beispiel von vielen, der Staatssender „Phoenix“:
Präsident François Hollande teilte nach einer Krisensitzung im Elysée-Palast mit, dass die Regierung davon überzeugt sei, dass der Angriff einen terroristischen Hintergrund habe. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich über sein Propaganda-Sprachrohr Amaq zu dem Anschlag. Die Agentur identifizierte den Täter als einen Kämpfer namens „Abu Yussef, der Belgier“. Laut Ermittlerkreisen war der 39-jährige Täter bereits im Visier der Polizei.
Wie peinlich: nach dem die blitzschnell lancierte Meldung der Agenturen die Runde macht, geht der angeblich Erschossene und in Paris als Leiche befindliche Attentäter im belgischen Antwerpen zur Polizei. Und der Erschossene ist Franzose.
Heute nun das.
Die Nachrichtenagentur „afp“ kommt mächtig ins Schwitzen. Die „afp“-Meldung betitelt „t-online“ allen Ernstes wie folgt (hier ein Screenshot der Meldung in Google News Deutschland, hier ein Tweet):
„IS verhindert offenbar weiteres Paris-Attentat“
Nun die Erklärung, bitte bringen Sie ihre Hirnfunktionen in eine aufrechte Position:
„Der Islamische Staat ging bei seinem Bekennerschreiben offenbar von einem anderen Attentäter aus und führt die Behörden so versehentlich zu „Abu Yussef dem Belgier“.“
Offenbar bemühen sich die belgischen und französischen Behörden seit gestern, wieder einmal, im Wettlügen mit Massenmedien, Terroristen und Faschisten, vorneweg natürlich Marine Le Pen.
Das zumindest ist keine Neuigkeit und kommt auch bei deren besten FreundInnen vor – von Washington bis Moskau. (14.04.2017, Syrien-Krieg: Eifriges um-die-Wette-Lügen)
Das Attentat geschah zeitgleich mit der letzten TV Ausstrahlung mit einer Befragung aller Kandidat/innen zur Präsidentschaftswahl am Sonntag, genauer gesagt: während der Befragung von Marine Le Pen. „Einige Kandidat/innen“ hatten darauf bestanden, dass es diesmal keine Debatte zwischen ihnen gibt.
Nach den vorhergehenden TV-Debatten waren, sehr zum Leidwesen der Profiteure von Kapitalismus und Krieg, die Umfragen für den linksdemokratischen Jean-Luc Melenchon nach oben geschossen. Eine Umfrage sah ihn am 17. April bereits vor Le Pen, die sich Melenchon während der TV-Debatten erfolgreich zur Brust genommen hatte. (18.04.2017, Analyse: Apparat startet übliche Angst-Kampagne, um die französische Präsidentschaftswahl wieder einzufangen)
Die zugleich dümmste und mieseste Linke der Welt, die (anti)deutsche, wird – mit innerer Sicherheit- auch das alles wieder als Zufall werten und abermals als Anlass nehmen, sich noch töter zu stellen als die Millionen von Kriegstoten seit 2001.
Ergänzung 15.18 Uhr
Wer im Wettbewerb um die dümmste und mieseste Linke der Welt eifrig mithält: Philippe Poutou, der Präsidentschaftskandidat der „Neuen Antikapitalistischen Partei“ in Frankreich. Poutou adaptierte entsprechend der Logik des Terrorkrieges, den er unterstützt, vollständig die von Behörden, „I.S.“ und Massenmedien gestreute Tatversion des gestrigen Attentats in Paris und machte in extremem Zynismus die Diskriminierung von Minderheiten in verarmten Vororten als eine Ursache des Attentates aus.
Derartige Aussagen, in denen gleichzeitig Widerstand gegen Krieg und den im Inneren und Äußeren kriegführenden Staat geheuchelt wird, sind ein weiteres Beispiel dafür, wie vermeintlich Linke als getarnte Contras der extremen Rechten, dem Kriegsapparat, dem geheimdienstlichen Komplex, der Phobie vor Religionen und Menschen und dem Terrorkrieg insgesamt gezielt in die Hände spielen.
Ergänzung 18.25 Uhr
Nachdem der erste Versuch daneben ging (kennen Sie noch den Pakistani vom Breitscheidplatz? Der heldenhafte Zeuge, der ihn verfolgte und von dem Sie nie wieder was gehört haben?) packen Behörden und Massenmedien nun ihren zweiten Versuch aus, alles als ob nichts geschehen wäre.
Fragt ja auch keiner nach. Alle singen mit.
Nun ist ebenfalls ein 39-jähriger Üblicher und zwar aus genau dem üblichen Vorort, für den der „Antikapitalist“ Poutou so viel echtes, echtes Mitgefühl hatte, weil da ja die Attentäter wohnen.
Karim Cheurfi soll er heißen und wie andere später als Attentäter ausgemachte und anschließend auf der Flucht oder im Eifer des Gefechts erschossene Verdächtige schon im Knast gewesen sein. Wie z.B. einer der am 18. April (mit Ansage über die Presse, einen Tag vorher) auf Betreiben des Inlandsgeheimdienstes D.C.R.I. festgenommenen Verdächtigen, der im Gefängnis seltsamerweise sogar zum Islam bekehrt worden sei.
Und plötzlich war alles schon immer so. Der Innenminister von Belgien habe auch gesagt, der Attentäter sei Franzose. Es gibt schon überall Bilder von ihm – aus „sozialen Medien“, heisst es, sogar mit seinem Sohn auf den Schultern, so ein Schurke!
Aber Moment mal.. woher weiß man eigentlich, dass die Person, die da laut Aussage der Zeugin Ines, die die Nachrichtenagentur „associated press“ und das abkopierende „Bloomberg“ mittlerweile aus ihren Berichten verschwinden ließen (noch steht der Textabschnitt auf der Nachrichtenagentur, hier schon mal der Archivlink unserer Nachrichtenagentur vom heutigen 21.April) plötzlich nach Schüssen tot auf dem Pflaster vom Champs-Élysées lag, kurz bevor die Polizei alles absperrte und Angestellte aus den umliegenden Läden evakuierte, wirklich Karim Cheurfi ist?
Hm. Na, weil das alle sagen.
Weil vorher jemand sagt, er habe seine Papiere im Auto liegen lassen, aus dem er vorher ausgestiegen sei.
Und wieder: hallo Breitscheidplatz. Hallo Behördenfreundschaft. Hallo „Europa“!
Wie die „BBC“ schreibt, haben die Behörden in Frankreich den Namen Karim Cheurfi noch nicht bestätigt.
Vielleicht lassen sie sich noch ein bisschen Zeit, bevor sie mit einstimmen.
So ein Chor ist doch eine feine Sache, was?
(…)
Nachtrag: Allen Verletzten und Angehörigen gilt mein Mitgefühl!
Artikel zum Thema:
07.01.2017 Sahra Wagenknecht folgt weiterhin der Logik des Terrorkrieges
In über fünfzehn Jahren weltweitem Terrorkrieg („global war on terror“) hat nicht ein einziger leitender Funktionär der Partei „P.D.S.“, ab 2007 umbenannt in „Die Linke“, folgenden Satz wörtlich oder sinngemäß formuliert: „Ich glaub das nicht, was die Geheimdienste uns da erzählen.“ (übrigens unser Argument Nr. 2 gegen die sogenannte „Alternative für Deutschland“).
10.04.2015 DER TERRORKRIEG: Seine Logik
Dieser Kriegslogik folgen (auch) alle Parteien und Organisationen im Hinterland der kriegführenden Staatsapparate die sich selbst links, sozial, sozialistisch, progressiv, demokratisch, etc, nennen.