Ministerin für Gesundheit in Venezuela entlassen, Krise im Gesundheitswesen
In Venezuela ist Gesundheitsministerin Antonieta Caporale nach nur wenigen Monaten aus ihrem Amt entlassen worden. Die Entscheidung von Präsident Nicolás Maduro, die im Amtsblatt „Gaceta Oficial“ bekanntgegeben wurde, folgte nur wenige Tage nach der Publikation eines Ministeriumsberichtes, in dem der Anstieg von Kinder- und Müttersterblichkeit anerkannt wird. Maduro dankte Caporale „für ihren Einsatz an der Spitze des Ministeriums“. Der Posten wird von dem Pharmazeuten Luis López Chejade besetzt, der in der regionalen und nationalen Gesundheitspolitik bereits verschiedene Posten inne hatte.
Wenige Tage vor der Entlassung Ende vergangener Woche hatte das Gesundheitsministerium unter Caporale ein epidemiologisches Bulletin herausgegeben, in dem im Vergleich zum Jahr 2015 der Anstieg der Sterblichkeit von Säuglingen bis zu einem Jahr um 30,12 Prozent anerkannt wurde. Die Todesrate von Müttern nach der Geburt sei im gleichen Zeitraum sogar um 65 Prozent gestiegen.
In konkreten Zahlen bedeutet dies, dass im Verlauf des Jahres 2016 in Venezuela 11.466 Säuglinge und 756 Mütter verstorben sind. Als Gründe werden bei den Säuglingen Blutvergiftungen ebenso angeführt wie respiratorische Probleme und Komplikationen bei Frühgeborenen.
Das Bulletin des Gesundheitsministeriums sorgte in Venezuela für Aufsehen, weil die Regierung seit fast zwei Jahren keine entsprechenden Zahlen herausgegeben hatte. Die Opposition gegen die linksgerichtete Regierung nutzte die Krise im Gesundheitswesen indes, um der Staatsführung Inkompetenz vorzuwerfen. Die Regierung verweist auf verschiedene Nothilfeprogramme und den weiteren Ausbau des medizinischen Versorgungsprogramms Barrio Adentro, das vor allem der ärmeren Bevölkerung zugute kommt.
Unbestritten ist, dass die schwere Wirtschaftskrise sich auch auf das Gesundheitssystem des südamerikanischen Landes ausgewirkt hat. Das zeigt sich auch im Anstieg von Infektionen, die in Venezuela bereits beseitigt waren. Die Mitteilung des Ministeriums bestätigte, dass die Fälle von Malaria im selben Vergleichszeitraum um 76,4 Prozent zugenommen haben, erstmals seit 2016 wurden zudem über 300 Fälle von Diphtherie aktenkundig.
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, zeigte sich angesichts der Entwicklung und der neuen Zahlen besorgt und sprach von „Auswirkungen der anhaltenden Krise in Venezuela“.
Erstveröffentlichung am 16.5.2017 auf Portal amerika21.de