Manchester-Attentat: Geheimdienstlicher Komplex krallt sich an seine Kriegslogik
Nach dem heimtückischen, faschistischen Attentat auf Besucherinnen und Besucher eines Konzerts in Manchester am 22. Mai, wird die Öffentlichkeit über „Medien“, die explizit im Vereinigten Königreich schon in der Vorkriegszeit von Spionen „überrannt“ und infiltriert wurden, mit Behauptungen aus dem geheimdienstlichen Komplex überschüttet. Diese werden selbst von wohlmeinenden Pazifisten unreflektiert übernommen und geschluckt, entsprechend der Logik des Terrorkrieges. Gleichzeitig wird, entsprechend der Dynamik des Terrorkrieges, das Manchester-Attentat als Beispiel von Kriegführung im Hinterland Krieg führender Staaten für noch mehr Repression gegen die Bevölkerung und noch mehr Kriegführung im Äußeren benutzt.
Extreme Heuchelei sondert dabei – erwartungsgemäß – auch die „Labour“-Partei und deren Führer Jeremy Corbyn ab.
In seinem Statement am Freitag verkündete der „Labour“-Vorsitzende zunächst einmal eine Reihe von Maßnahmen, welche eine von seiner Partei geführte Regierung nach den anstehenden Parlamentswahlen im Vereinigten Königreich umsetzen werde (ab 15.35 min):
- Rücknahme von Kürzungen bei „den Besten von uns“, der Polizei (Corbyn erwähnt dabei auch zivile Rettungskräfte, welches die eigentliche Aussage elegant ausschmückte). Austerität habe an den Türen der Polizeibehörden zu enden
- mehr Polizei auf den Straßen
- wenn die „Sicherheitsdienste“ (also die Geheimdienste, die Polizei und das Militär) mehr „Ressourcen“ (also mehr Geld) haben wollten – wer will nicht mehr Geld, bitte melden! – um die aufzuspüren die solche Attentate begingen, würden sie mit Sicherheit von einer „Labour“-Regierung bekommen. Im Klartext: obwohl Großbritannien genau der Polizeistaat geworden ist, vor dem Radio Utopie bereits vor zehn Jahren gewarnt hat und das „extremste jemals in einer Demokratie beschlossene Überwachungsgesetz“ in Kraft gesetzt hat, will also „Labour“ genau denjenigen noch mehr Geld und damit Macht geben, die solche Attentate zu verhindern hatten und nach solchen stets mit noch mehr Geld und Macht ausgestattet werden. Die Vorstellung, Geheimdienste, Militär und Polizei seien mittels ihrer auch international weitverzweigten Hierarchien und Befehlsketten, direkt oder indirekt, mittelbar oder unmittelbar, selbst diejenigen die Attentate begingen bzw zuließen und bekämen jetzt mehr Geld um sich selbst aufzuspüren, sprengt offensichtlich bis heute praktisch jeden „westlichen“ Schädel, vorneweg jeden linken. Stattdessen sieht man wie ein Hammel der Sprengung der eigenen Demokratie zu.
- natürlich das gleiche Spiel Corbyns beim „Krieg gegen den Terror“. Dieser würde nicht funktionieren, so Corbyn. Ob er damit die Niederlage der eigenen, westlichen „Al Kaida“-Proxys und Söldnerheere bei der Schlacht um Aleppo meint, die in Deutschland offenbar nicht einmal verboten sind, sei einmal dahin gestellt. Corbyns Schlussfolgerung, in direkter Ansprache an die nun auch auf den Straßen Britanniens stationierten Soldaten (ab 19.34 min): „Ich möchte Ihnen versichern, dass Sie unter meiner Führung nur dann ins Ausland geschickt werden, wenn es eine klare Notwendigkeit gibt, und nur dann, wenn es einen Plan gibt, dass Sie die Ressourcen haben, damit Sie Ihren Job tun und ein Ergebnis sicherstellen können, welches anhalten Frieden liefert.“ Also auch hier: mehr Geld für Krieg und Militär, mit den gleichen Phrasen als Eingeborenenschuck wie in den letzten sechzehn Jahren weltweiten Terrorkrieg („global war on terror“). Wer es nicht begreift: Corbyn hätte z.B. auch von effektiver parlamentarischer Kontrolle der Geheimdienste oder der Rücknahme von deren Vollmachten sprechen können. Oder der Absicht keine völkerrechtswidrigen Angriffskriege mehr beginnen zu wollen, völlig unabhängig von den in den Zielländern herrschenden Regimen. Oder einen Austritt Großbritanniens aus dem Terrorkrieg, oder einen Austritt aus der Internationalen Kriegskoalition von Saudi-Arabien bis Singapur in Aussicht stellen, der gerade der Nordatlantikpakt im Nebel des punktgenauen Manchester-Attentates beigetreten ist, drei Tage vor dem „historischen“ N.A.T.O.-Gipfel mit U.S.-Präsident Donald Trump. Oder, oder, oder.
- die entscheidenste und perfideste Aussage von Corbyn aber: Kriegseinsätze beförderten Terrorismus. Das ist die Essenz der der bis heute von allen vermeintlich linken prominenten Organisationen und Personen bedingungslos akzeptierte rassischte und faschistische Kriegslogik: die Opfer oder die Söldner unserer Angriffskriege in Asien und Afrika, völlig egal, Hauptsache Muslime, die kommen jetzt mit ihren Verwandten und Bekannten, um uns zu holen, und besonders, wenn sie gar nicht in Afrika oder Asien, sondern schon hier geboren wurden und in diesen Warschauer, äh, na diesen Ghettos mit ihrem „Kiez-Terror-Netzwerk“ leben. Und besonders, wenn sie mitansehen mussten, wie ein Freund von ihnen von einem Neonazi ermordet wurden, wie britisch-deutsch-intelligente-Medien berichten. Die wollen nämlich Rache! Ja! Und unsere armen, unterfinanzierten Spitzel und Facebook-Twitter-Internettchen-Stasi-ExpertInnen haben wieder mal Schlampen, die geschlampt haben, weil Schlampen eben so sind, jaja, sie verstehen das. Aber gleichzeitig haben sie natürlich Recht, diese Schlampen, und sagen, woran ihre Schlamperei liegt, danke, Schnauze halten, raus! Corbyn wörtlich (ab 16.37 min): „Viele Experten, eingeschlossen Professionelle in unseren geheimdienstlichen und Sicherheits-Diensten, haben die Verbindungen ausgearbeitet zwischen den Kriegen in die wir verwickelt sind und die wir .. in anderen Ländern unterstützt haben, wie Libyen, und Terrorismus hier zuhause“.
Das ist exakt die Counternummer vom „Terror ins Land“, die uns „Die Linke“ mit ihren GarderobenständerInnen wie Sarah Wagenknecht seit Jahrzehnten andrehen wollen. (15.11.2015, Erinnern Sie sich? „…den Terror ins Land“?)
Und jetzt schauen wir uns diesen Artikel von Daniel McAdams vom Ron Paul Institute an, der (leider) auch bei der von uns hochgeschätzten Seite Antikrieg.com veröffentlicht wurde: „der Manchester-Bomber“, der „Sohn libyscher Einwanderer, der in einer radikalisierten muslimischen Umgebung in Manchester lebte“. Das „Libyen, in das Abedi zurückkehrte und wo er sich wahrscheinlich auf sein Selbstmordattentat auf Besucher eines Popkonzerts vorbereitete.“
Und so weiter. Ebenfalls genau dasselbe. Dabei kommen alle, wirklich alle den mutmaßlichen Attentäter und den Hergang betreffenden Informationen von genau den Geheimdiensten, die solche Attentate zu verhindern hatten und es nicht taten, sowie von Medien, die eng verwoben mit dem geheimdienstlichen Komplex sind. Dabei sind hektische Bemühungen in Gange, nur ja keinen Zweifel an der offiziellen Version aufkommen zu lassen. Während der Vater des mutmaßlichen Attentäters – nur zur Erinnerung: dieser ist der offiziellen Darstellung nach selbst ein Opfer des Attentats, aber ein Selbstmörder und ein Massenmörder – während also der Vater in Tripolis in einem Interview mit Reuters sagt, er wisse nichts von radikalen Tendenzen seines Sohnes, bei einem Telefonat fünf Tage vor dem Tod seines Sohnes in Manchester sei alles sei normal gewesen, wird er dort von einer „Anti-Terror-Einheit“ festgenommen. Nun heisst es, wie zur Strafe, er sei selbst verwickelt gewesen. Eine „libyschen Anti-Terror-Einheit“ sagt daraufhin schnell, der mutmaßliche Attentäter habe mit seiner Mutter telefoniert, und zwar zwei Tage vor dem Attentat. Da habe er die Tat praktisch angekündigt.
Jaja.
Das Land Libyen befindet sich im Chaos. Und das seit der Invasion 2011. Allein das Gequatsche von „Anti-Terror-Einheiten“ dieser sogenannten „Zentralregierung“ inmitten sich um Libyens Ressourcen bekriegender Milizen ist eine Unverschämtheit. Und so ein Schmutz wird dann auch noch von dieser Meute, die sich „Presse“ nennt, weiter geschwafelt.
Man erinnere sich mal an die gute alte Zeit. Die mit den Gerichtsverfahren. Und einer Verteidigung. Auch hier sei gesagt: wer die Verteidiger von mutmaßlichen Mördern mit Mördern gleichsetzt und Menschen verurteilt, obwohl es kein Gerichtsurteil gibt und er selbst keine Ahnung hat, weil er zu faul ist wenigstens zwei verlogene Zeitungen am Tag zu lesen, der ermordet für sich selbst genau den Rechtstaat, den er angeblich verteidigt.
Zu der offiziellen Version möchte ich abschließend jeden und jede, die schon mal ein Konzert besucht haben, dringend dazu auffordern sich an den Rucksack zu erinnern, der beim Einlass nicht durchsucht wurde. Diese Art von Erinnerungslücken wäre förderlich, im Gegensatz zu manch anderen.
Einen noch.
Schon frühmorgens am 23. Mai, also am Morgen nach dem Massenmord, heisst es im deutschen Staatsfernsehen, „Regieruungskreise in den USA“ hätten als erste von einem (Selbstmord)Attentat gewusst.
Ich twittere:
„Regierungskreise in den USA“ wissen als Erste von einem (Selbstmord)Attentat. Recht schnell, so eine forensische Untersuchung #Manchester“
Der Tweet wird am 23. Mai eingestellt auf unsere Nachrichtenagentur, von der sie alle behaupten, sie würden die nicht nutzen.
Einen Tag später.
Die „New York Times“ präsentiert am 24. Mai jede Menge „vorläufige Informationen, gesammelt von britischen Behörden“ und „fotographierte und am Tatort gesammelte Hinweise“, „zur Verfügung gestellt von britischen Behörden. Daraufhin sind die britischen Geheimdienste schwer empört und rennen zur Presse. Dann rennt die britische Premierministerin zur Presse und ist schwer empört und sagt, hey, die U.S.-Geheimdienste haben unsere blitzartig nachgeholte forensische Unterschungsergebnisse an die Presse weitergeplappert, so geht das aber nicht. Wir stellen die gefühlt zweihundert Jahre andauernde transatlantische Geheimdienst-Kooperation ein (um sie dann nach zwei, drei Tagen, wenn das Pack wieder alles vergessen hat, wieder in Kraft zu setzen).
Wer es nicht begriffen hat: diese zur Ablenkung gestartete Farce vom „Vertrauensbruch“ innerhalb des geheimdienstlichen Komplexes ändert nichts daran, dass dieser schon am nächsten Morgen nach dem Attentat eine komplette Legende aus dem Hut gezogen hat – zu einem Zeitpunkt, an dem keine keine seriöse und fundierte forensische Untersuchung am Tatort vorgenommen sein konnte.
Vielmehr legt dieses Nebenschauspiel nahe, dass die U.S.-Dienste schlicht als erste die vorbereitete Legende ausschwatzten, um sich in der Presseaufführung vorzudrängeln und die meiste Aufmerksamkeit zu kassieren – übrigens dicht gefolgt von ihren KollegInnen aus Deutschland, die ja nun auch beachtet werden und mehr Geld wollen, wo doch da diese ollen Affären um die Vertuschung rund um das Attentat am Breitscheidplatz und die Vorbereitung von Attentaten aus dem Militär unter falscher Flagge immer noch nicht niedergeschlagen sind und die Stimmung in der community verderben.
Es ergibt sich der Eindruck, dass der geheimdienstliche Komplex es auf eine Art Erpressung ankommen lassen will – nach dem Motto „Und bist Du nicht (autoritäts)gläubig, so brauch ich noch mehr Attentate“.
An der Stelle der Spitzel bzw der mutmaßlichen potentiellen AttentäterInnen und der community würde ich von solchen Überlegungen lieber Abstand nehmen. Es gibt eben Dinge, die man nicht brechen kann.
Diese Republik gehört dazu.
(…)
Artikel zum Thema:
07.04.2011 Libyen: Staatsparteien schwenken auf Kriegskurs – für die CIA? Oder die „Al Kaida“?
In Benghazi tagt jetzt, in diesem im Augenblick, der größte Krongress von Waffenschiebern, Abgesandten von Drogenbaronen, Kriegsfürsten, Söldnern und Berufskillern, den die Welt seit vorletztem Monat in Irak, Afghanistan und Somalia je gesehen hat. Mitten drin: der Sonderbeauftragte Washingtons, Chris Stevens. Vorher war er Vize-Botschafter der USA bei Diktator Muammar el Gaddafi. Nun sitzt er seit vorgestern in Benghazi bei den Seperatisten. Praktisch ist für Stevens, dass er es mit den gleichen Leuten zu tun hat. Der ehemalige ehrenwerte Innenminister Gaddafis, Abdel Fattah Younes (Junis, Junes) ist nun der ehrenwerte „Generalstabschef“ der Rebellen in Benghazi.
Aktualisiert um 18.46 Uhr. Einen Rechtschreibfehler korrigiert am 30.05.2017