Proteste in Venezuela eskalieren, Kinder nach Brandanschlag evakuiert, Aufruf zum Putsch
In Venezuela werden die Aktionen der Opposition gegen die linksgerichtete Regierung von Präsident Nicolás Maduro immer gewalttätiger. Seit Beginn der Demonstrationen Anfang April wurden schon fast 70 Menschen getötet wurden, nun rief der inhaftierte Oppositionspolitiker Leopoldo López die Armee im Land zum Putsch auf. Rebellion sei legitim, wenn die Regierung die Menschen unterdrücke, so López in einem über den Kurznachrichtendienst Twitter verbreiteten Video. Der Politiker der rechtspopulistischen Partei Voluntad Popular ist wegen seiner Verstrickung in blutige Proteste Anfang 2014 selbst verurteilt worden und sitzt eine 14-jährige Strafe ab. Die Legitimität des Urteils gegen López wird von der Opposition und Kritikern der venezolanischen Regierung im Ausland in Frage gestellt.
Anfang der Woche griffen vermummte und bewaffnete Regierungsgegner indes ein Verwaltungsgebäude des Obersten Gerichtshofes in der Hauptstadt Caracas an. Nach Berichten venezolanischer Medien und Aufnahmen, die über soziale Netzwerke verbreitet wurden, attackierten die Demonstranten das Gebäude im oppositionell dominierten Stadtteil Chacao mit Steinen und Molotow-Cocktails und setzten es in Brand. Zugleich verwüsteten sie die Filiale einer privaten Bank in dem Gebäude.
Zweigstellen des Obersten Gerichtshofes sind seit Beginn der Proteste bereits drei weitere Mal angegriffen und zum Teil erheblich beschädigt worden.
Festnahmen nach Angriffen auf Institutionen in Caracas, Venezuela
Für Aufsehen sorgte ein ähnlicher Angriff auf den Sitz des Wohnungsbauministeriums in unmittelbarer Nähe. Minister Manuel Quevedo sprach von einem „terroristischen Angriff“ und verwies darauf, dass sich zum Zeitpunkt der Attacke bis zu 1.000 Menschen in dem Gebäude befanden, darunter 45 Kinder von Angestellten, die in einem Hort untergebracht waren.
Die Nationalgarde und die Nationalpolizei meldeten am Montagabend die Festnahme von 24 mutmaßlichen Angreifern auf das Gebäude des Obersten Gerichtshofes, Bank und Ministerium.
Erstveröffentlichung am 15.6.2017 auf Portal amerika21.de von Harald Neuber