Die Gründung eines „Globalen Forums gegen den Terrorismus“ durch Microsoft, Facebook, Youtube und Twitter, die Milliarden-„Strafe“ gegen Google durch die E.U.-Kommission, sowie die Änderungen von Suche und Algorithmen im Nebel von „Design“ seitens der Konsortien Google und Twitter sind im Zusammenhang zu sehen.
Und zwar im Zusammenhang mit der internationalen Kriegskoalition gegen das World Wide Web, welche die weltweite Kontrolle des Internets auf die Agenda des G20-Gipfels in Hamburg gesetzt hat.
In den letzten Tagen geschahen vier sehr interessante Dinge. Und obwohl diese nicht nur für die 3,7 Milliarden Nutzer des Internets, sondern auch für die andere Hälfte der Menschheit durchaus von Bedeutung waren, nahm diese selbst von den einzelnen Vorgängen wenig und im Zusammenhang überhaupt keine Notiz davon.
Der Reihe nach.
Wem gehört das World Wide Web? Der Welt.
Was die Menschheit heute unter dem Internet versteht – zunächst einer vom U.S.-Militär ab den 60er Jahren mitentwickelten und kontrollierten Kommunikationsstruktur im damaligen „Westen“ – ist heute das öffentlich zugängliche „World Wide Web“. Vom britischen Wissenschaftler Tim Berners-Lee am Europäischen Kernforschungszentrum erfunden, schenkte es das C.E.R.N. am 30. April 1993 der Welt, indem es diese Erfindung unter „public domain“ stellte.
Es ist diese der Welt geschenkte Erfindung, welche heute einer Handvoll Plutokraten und Kapitalisten, einer privilegierten Kaste von Personen und Strukturen mit entsprechendem Zugang und Kontrollmöglichkeiten (wie Regierungen und Behörden wie Geheimdiensten, etc), die Gelegenheit gibt, das Leben praktisch der gesamten Menschheit mindestens zu beeinflussen.
Es sind diese Milliarden von Menschen, die durch ihre Arbeit und Leistungen das World Wide Web (und damit das Internet wie wir es kennen) überhaupt erst erschaffen. Trotzdem, oder gerade deswegen, werden sie als naiver, opferbereiter, latent sozial und moralisch „verseuchter“ Haufen, als großes digitales, ökonomisches und finanzielles Abbaugebiet betrachtet, welches Raubritter wie Konsortien und Regierungen nach Belieben durchleuchten, manipulieren und ausplündern dürften. So steht es für diese geschrieben.
Und was diese Raubritter, Konsortien und Regierungen, natürlich überhaupt nicht wollen, sind irgendwelche dahergelaufenen Erdlinge, die sie bei ihrem Treiben stören und sich auch noch beschweren.
Wohlgemerkt: Was im, über oder durch das World Wide Web jeweils an Inhalten, Daten und auch Geheimnissen kommuniziert und erstellt wird, das gehört keinesfalls der Welt. Auch nicht denen, die sich so gerne mit der Welt verwechseln: den Regierungen, alias der „internationalen Gemeinschaft“.
Nach der Plünderung und Bespitzelung nun die „Regulierung“
Bereits zu Anfang des 21. Jahrhunderts, als das WWW nach der Erfindung des HTML4 exponential angewachsen war, hatten Raubritter der British Telecom in bekannt imperialer Dreistigkeit versucht, faktisch das WWW als ihre Kolonie zu erklären, indem sie (vergeblich) ein Patent auf Links (Hyperlinks) behaupteten.
Nachdem solche Versuche, die Entfaltung und organische Selbstentwicklung des WWW gleich im Ansatz einzufangen und sich selbst auf dessen Kutschbock zu schwingen, kläglich gescheitert waren, gingen internationale Nomenklatura und geheimdienstlicher Komplex dazu über, dieses neue Internet (also primär das rasant wachsende WWW) zumindest informell als ihr Eigentum zu betrachten und nach eigenem Ermessen auszuplündern.
Dass das WWW überhaupt erst von dessen Nutzern geschaffen wurde, störte die Beteiligten dieser Massenspionage nicht im Geringsten. Im Gegenteil: die Raubritter verstanden die Nutzung des WWW als Einladung der Nutzer, bespitzelt und ausgeraubt werden zu wollen.
Der gewohnt spieltheoretisch bis zum Beweis des Gegenteils erbrachte Beweis: Es wehrte sich ja keiner. Er wollte es also auch, der „Homo Oeconomicus“…
Aus einer aktuellen Analyse von „Cives“ bezüglich der sogenannten „Sicherheitspolitik“ im letzten Jahrzehnt seitens der Regierung dieses Staates (zusätzliche Verlinkungen wurden hinzugefügt):
„Vor zehn Jahren, 2007, war Schäuble Innenminister im Kabinett Merkel I. Unter seinem Vorsitz im Rat der Europäischen Innenminister legte eine informelle, sogenannte ‚Zukunftsgruppe‘ damals ein Konzept vor für eine ‚Strategie des Umbaus der öffentlichen Sicherheitsbehörden in einer vernetzten Welt‘: Das Ziel wird darin klar benannt:
„Jedes Objekt, das ein Mensch benutzt, jede Transaktion, die er macht und beinahe jeder Geschäftsgang oder jede Reise, die er unternimmt, erzeugt einen detaillierten digitalen Datensatz. Dies generiert einen wahren Schatz an Information für öffentliche Sicherheitsorganisationen und eröffnet gigantische Möglichkeiten zur Steigerung der Effektivität und Produktivität der öffentlichen Sicherheit.„
Zehn Jahre später.
Nach dem blutigen Massenmord in Manchester und vier Tage vor der britischen Parlamentswahl, legt die britische Premierministerin Theresa May am 4. Juni 2017 eine Reihe von Forderungen vor, die bereits vor dem Attentat in einem „Manifest“ ihrer Regierungspartei, der Tories, formuliert worden waren.
Wie Radio Utopie feststellt, kündigt Terror-Theresa mit ihren Plänen „faktisch eine neue Kriegskoalition“ „mit alliierten demokratischen Regierungen“ gegen das World Wide Web an, setzt dabei Internet-Dienstleister faktisch mit Terroristen gleich und formuliert
„eine direkte Drohung gegen einen heute elementaren Teil der Weltwirtschaft, vorneweg alle Suchmaschinen, Verschlüsselungssysteme, entsprechende Apps und digitalen Initiativen, etc, pp, aber eben auch gegen alle, die diese nutzen.“
May spricht von einer „Regulierung“ des Internets.
Neun Tage später übernimmt am 13. Juni die Ewige Kanzlerin während eines Besuchs in Mexiko genau diese Wortwahl und verlautbart, eine „Regulierung“ des Internets sei auf dem Gipfel des imperialistischen G20-Bundes in Hamburg Thema.
Ebenfalls zeitnah fordert Innenminister de Maiziere auf der berüchtigten Innenministerkonferenz auch die „Überwachung“ von Kindern und / bzw von Milliarden von Benutzern von verschlüsselten Kommunikationssystemen wie WhatsApp auf Mobilcomputern. Letzteres wird nur knapp zwei Wochen später im „krassesten Überwachungsgesetz dieser Legislaturperiode“ unter dem Stichwort „Staatstrojaner“ / „Quellen-Telekommunikationsüberwachung“ / „Quellen-T.K.Ü.“ vom de facto ausgeschalteten Parlament durchgewunken, ohne dass auch nur eine Debatte stattfindet. Auch diese Pläne, wie deren Pendants der britischen Regierungen, hatten bereits seit Monaten vorgelegen. Aus dem Hause von Justizminister Heiko Maas und dessen ominösen „Ratgebern“ stammend, waren sie in Form einer „Formulierungshilfe“ aka „Talking Points“ in einem anderen Gesetz versteckt worden.
Ebenfalls am 13. Juni verkünden nun die britische Premierministerin May und der Präsident von Frankreich, Emmanuel Macron, auf einer Pressekonferenz in Paris effektiv das Gleiche wie Angela Merkel in Mexiko. Im Zuge des am nächsten Morgen in einem Londoner Ghetto ausbrechenden Hochhausbrandes im Grenfell Tower, der 79 Menschen das Leben kostet, gehen diese für die gesamte Weltöffentlichkeit eigentlich hochbrisanten Pläne im Wahrnehmungs-Management unter.
Der nun offiziellen internationalen Kriegskoalition gegen das World Wide Web tritt – fast eine Nebensache – auch der Premierminister ihrer Majestät von Australien bei, Malcolm Turnbull. Turnbull, Untergebener des von der Queen ernannten Generalgouverneurs Peter Cosgrove und in seiner Rolle irgendwo zwischen Dorfdepp und regelmäßigem Wirt der „Five Eyes“ – hi, motherfuckers! – kündigt am 12. Juni an, „hart gegen Internet Firmen vorzugehen“.
Selbstverständlich, wie überall, heisst es für / gegen / wegen Islamisten und Terroristen, die man sich selbst zurecht gezüchtet hat (s. dazu die ausgezeichnete Recherche von Nafeez Ahmed, auf „Rubikon“ erschienen unter dem Titel „Wie der Westen den Islamischen Staat erschuf“)
Rund eine Woche später in Deutschland.
Einen Tag vor der am 21. Juni beginnenden Konferenz der sechzehn Landesjustizminister wird versucht, dort eine staatliche „Löschfunktion“ gegen Internet-Inhalte einzubringen.
Neuinitiator der alten Polizei-Fantasien vom „Reset-Knopf für das Internet“ im Kanzleramt, nun formuliert als „Löschantragsformular über eine Buttonlösung“, was selbst über das sogar von der U.N.O. in der Luft zerissene „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ hinausgeht – die gleichen ominösen Kreise im Justizministerium von Heiko Maas, die bereits über ihre „Talking Points“ den „Staatsstrojaner“ (also Staatshacker) in einem juristisch-parlamentarischen Blitzkrieg zu Gesetz gerinnen ließen.
Während der Justizminister selbst immer verwirrter, blasser und bedeutungsloser wirkt und offenkundig nicht Schritt halten kann mit den Ereignissen, streuen nun dieselben Kreise im maas-losen B.M.J.V. vor der Landesjustizministerkonferenz ein 400-seitiges „Strategiepapier“. Diese werde, heisst es, angeblich von 12 Landesregierungen gestützt. Den Nebel für diese verfassungswidrigen Pläne, welche entsprechend unter erkennbarem Ziel einer weiteren Änderung bzw „Interpretation“ des Grundgesetzes verfolgt werden, bieten gleichzeitige Razzien des Bundeskriminalamtes gegen „Hasspostings“.
Nun zu den vier sehr interessanten Dingen, die allein in den ersten zwei Tagen dieser Woche geschahen.
Wird die Internet-Gilde erpresst?
Diesen Montag, dem 26. Juni 2017, verkünden die Konsortien Microsoft (deren Betriebssysteme Milliarden von Menschen benutzen), Facebook (mittlerweile mit 2 Milliarden „Kunden“), das weltweit größte Videoportal Youtube und das für das „Nachrichtengeschäft“ immer wichtiger werdende Twitter Konsortium die Gründung eines „Globalen Internet Forums zur Bekämpfung des Terrorismus“ an.
Zitat aus der wortgleichen Erklärung der vier Konsortien, auf den Portalen von Twitter und Microsoft:
„Das neue Forum baut auf Initiativen auf, eingeschlossen das EU Internet Forum und die Shared Industry Database; Diskussionen mit der Regierung des Vereinigten Königreiches; und den Schlussfolgerungen der letzten Treffen von G7 und Europäischem Rat.„
Abgesehen von der Reminiszenz an die britische Regierung – man vergleiche diesen Kotau von vier der mächtigsten Konzerne im WWW vor den mächtigsten Staatsregierungen auf dem Planeten mal mit der Pressemitteilung der E.U.-Kommissare vom 3. Dezember 2015, mit der Originalüberschrift
„EU Internet Forum: Bringing together governments, Europol and technology companies to counter terrorist content and hate speech online“.
Nur die Wiedergänger der transatlantischen Parteileichen und „Europa“-Jünger von „die Linke“ werden das noch für Zufall halten.
Die erwähnte „Share Industry Database“ ist eine von den vier riesigen Konsortien Microsoft, Facebook, Youtube und Twitter im Dezember 2016 installierte gemeinsame Datenbank. Jedes Konsortium, hiess es damals, „bestimme unabhängig“, welche von Milliarden ahnungsloser Menschen in den epischen, digitalen Basar dieser Konzerne „eingegeben“ Daten in die gemeinsame Datenbank fließe. Nur terroristische Inhalte, welche die Konzerne bereits entfernt hätten, würden gesammelt und mit „digitalen Fingerabdrücken“ versehen.
Auffällig: das Google Konsortium unterschreibt am Montag die Erklärung nicht.
Einen Tag später wird am 27. Juni, nach einem sich über sieben Jahren hinziehenden Verfahren, das Google Mutterkonsortium Alphabet Inc von der E.U.-Kommission zu 2,42 Milliarden Euro Strafe verurteilt. Angeblich geht es um die marktbeherrschende Stellung von „Google Shopping“, einem Verstoß gegen das „Kartellrecht der E.U. und dem Missbrauch
„seiner marktbeherrschenden Stellung als Suchmaschine durch unzulässige Vorzugsbehandlung des eigenen Preisvergleichsdienst“
Surreale Artikel wie von „Bloomberg“ folgen. Auf Geschäftsseiten, die den Gesamtzusammenhang völlig unberücksichtigt lassen, wird spekuliert, das „Urteil“ der Kommissare könnte sich auf die Google Suche auswirken.
Ganz offensichlich tut es das. Und zwar noch am gleichen Tag.
Ebenfalls gestern, am 27. Juni, verkündet Google im Nebel von „Design“ eine Änderung von Suche und Algorithmen bei „Google News“. Jeder, der dort schon einmal Informationen gesucht hat, wird von den Änderungen zweifellos genauso begeistert sein wie die ungezählten Nutzer von Twitter, die sich diesbezüglich persönlich zu Wort meldeten (hier stellvertretend zwei Beispiele). Nicht nur wird die datumsbasierte Suche, also die in zeitlicher Reihenfolge, praktisch abgeschafft (Ergänzung: über Umwege, Eingabe von Suchbegriffen und dann Anklicken von „alle Meldungen anzeigen“, kann man obenstehend umstellen von „nach Relevanz sortieren“ auf dann „nach Datum sortieren“, hier ein Beispiel). Auch müssen alle nur denkbaren Skripte eingeschaltet sein, um die Suche überhaupt nützen zu können. Auch das Benutzen eines Proxies ist mindestens erschwert, zeitweise unmöglich (noch schwanken sich die Algorithmen ein).
Mit einem Wort: der Zugang zu Informationen in „Google News“ wird mindestens erschwert, faktisch beschränkt.
Beim „Google Watchblog“ vermutet man das Leistungsschutzrecht als Hintergrund. Bitte, ist ein freies Land.
Wie zufällig, dass ebenfalls gestern – als viertes interessantes Ereignis innerhalb von zwei Tagen – auch noch die Twitter-Suche entsprechend versaut wurde. Auch hier ist eine datumsbasierte Suche nicht mehr möglich. Jeder Twitter-Link springt auf die mobile Version. Damit hat die, gerade für Journalisten wichtige, Suchfunktion bei Twitter dramatisch an Wert verloren.
Das Ganze ergibt das Bild vom Ablauf eines Jahrzehnte alten Programms von „Full Spectrum Dominance“, mit dem so eminent relevanten Faktor von Informationskontrolle.
Gerade die Nutzerinnen und Nutzer von Google, Microsoft, Facebook, Twitter und Youtube, die keine Ahnung haben, was das Internet tatsächlich ist und dass es allen gehört, dass es auch ihnen gehört, die keine Ahnung haben, dass der Reichtum und die Macht dieser Konsortien erst durch das Geschenk eines Wissenschaftlers an die Welt überhaupt erst möglich wurde, und die noch weniger Ahnung haben (wollen) wer nun offensichtlich diese riesigen Konsortien beim Versuch einer weltweiten „Regulierung“ des World Wide Web zur Kollaboration erpresst, sollten ausnahmsweise einmal über ihren Tellerrand hinausblicken. Wenn schon nichts anderes mehr zählt für sie, in der ganzen spieltheoretischen, egoistischen Ignoranz dieser Gesellschaft des „Westens“, sollten sie es wenigstens im eigenen Interesse tun.
Der G20-Gipfel dürfte interessant werden.
(…)
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