G20: Deutsches Schauspielhaus Hamburg bietet über 1000 Personen Übernachtungsplätze
Nach Räumung mit brutaler Polizeigewalt des Gählerparks in der Altstadt Altona, Teil des Fördergebiets „Soziale Stadt“, öffnet Hamburger Schauspielhaus die Tür für zunächst eine Nacht zum Schlafen.
Als einen „Akt der Menschlichkeit“ bezeichnete Peter F. Raddatz, Kaufmännischer Direktor des Deutschen Schauspielhauses Hamburg in der Kirchenallee in Hamburg, am späten Abend des 4.Juli 2017 seinen Entschluss, im MalerSaal Personen, die keinen Platz zum Schlafen haben, diesen zur Verfügung zu stellen. Zusätzlich wurden sanitäre Einrichtungen bereitgestellt.
Die Polizei verwehrte zunächst den ankommenden Menschen den Zutritt mit dem Anspruch, das Recht zur Entscheidung über öffentliche Plätze und Strassen zu besitzen – ein unglaublicher Vorgang. Das Theater hingegen hat Hausrecht und bestimmt, wer und wann hier Zutritt hat, dazu gehört die freie Passage ins Innere des Gebäudes. Auf Twitter wurde diese Szene in einem Video festgehalten.
Die Entscheidung der Theaterleitung ist bei den Zuständen, die jetzt in Hamburg herrschen, als grossartig zu bezeichnen. Künstler reflektieren gesellschaftliche Vorgänge auf der Bühne. Jetzt beweisen sie im realen Leben, dass ihren Worten über Moral, Missgunst, Niedertracht oder Nächstenliebe in ihren Stücken Taten folgen, Menschen in Not zu helfen. In dieser dunklen politischen Nacht in Hamburg werden sie zu Helden, so wie auch alle, die in Eigeninitiative ihre Tür öffnen oder Infrastrukturen wie Informationsstände, medizinische Hilfe, Essenversorgung und Toiletten sowie Waschgelegenheiten bereitstellen.
Auf Twitter wurde versucht, Desinformationen über diese neue Übernachtungsmöglichkeit zu verbreiten. Zudem waren bei den verschiedenen Hashtags zu dem G20-Gipfel seit den späten Abendstunden keine neuen Tweets aufgetaucht. In der vorangegangenen Nacht verhielt es sich ebenso mit Ausnahme von kontraproduktiven Einträgen, was die Vermutung nahelegt, die G20-Protestteilnehmer insgesamt zu diskreditieren und echte, hilfreiche Informationen zu blockieren.
Einige wenige Hashtags boten auch nach 22 Uhr reale Informationen, so das Gängeviertel und Oase Gängeviertel: „Unsere Kontakte im Schauspielhaus sagen uns, dass es sehr wohl Plätze gibt und das Haus offen ist. Lasst euch nicht verarschen! #NoG20„.
Die Vorgänge in Hamburg brachten, noch bevor der Gipfel stattfindet, Deutschlands Regierung und ihr Ansehen den Ruf eines Polizeistaates ein. Entenwerder kennen nach der Räumung der Zelte in der vorletzten Nacht weltweit viele in der Welt, da zahlreiche internationale Zeitungen und soziale Netzwerke darüber berichteten. Auf Twitter rangierte der Name zeitweise auf der Topliste auf Rang 2.
Ein Land, das das elementare Menschenrecht, den Schlaf, den Protestteilnehmern verweigert und es damit auf höchste Konfrontation abgesehen hat.
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04.07.2017 Schlafen verboten
Demokratie bekam noch nie von den Mächtigen geschenkt. Demokratie muss das Volk sich nehmen und zwar durch die ständige, fortgesetzte und kollektive Ausübung von Grundrechten.
Und schlafen Sie, wenn Ihnen danach ist!
In der Bahn, im Konzert, Mittags im Park und auf Versammlungen!
Die revolutionärste Tat, die Sie im Hamburg des 21. Jahrhunderts begehen können, ist ein gesundes Nickerchen!