Nordkorea Situation: Kriegslobby sucht die Kraftprobe – und wird sie verlieren

Kurze subjektive Analyse zur Situation um Nordkorea, den Möglichkeiten einer irrationalen militärischen Entwicklung einerseits und einer rationalen diplomatischen Lösung andererseits, mit Auflistung von Protagonisten.

Ohne große Einleitung hier eine subjektive, unvollständige Auflistung relevanter Akteure in der Kriegslobby:

  • die C.I.A.
  • das Pazifikkommando und sein Leiter Admiral Harry Harris, ex-Marinekommandeur der Landung in der Libyen-Invasion und ex-Leiter der Folterstube Guantanamo
  • das nordkoreanische Militär
  • die chinesische und die russische Staatsführung
  • ein großer Teil der U.S.-Regierung. Vorneweg der Nationale Sicherheitsberater H.R. McMaster, sowie der Leiter des Pentagon, Verteidigungsminister James Mattis
  • der gesamte internationale geheimdienstliche, sowie militärisch-industrielle Komplex (d.h. nicht zwingend alle Soldaten oder Militärs, wo auch immer). Ebenso ein großer Teil des mit einem oder beiden assoziierten bzw kontrollierten internationalen Medien-Komplexes.

Die Rollen des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-Un und des U.S.-Präsidenten Donald Trump werden in der Krise, meiner bescheidenen Einschätzung nach, weit überschätzt.

Im unvollständigen Detail.

Die erneute, zynischerweise mit dem Begriff „ernsthaft“ versehene Drohung des nordkoreanischen Militärs „bis Mitte August“ Raketen-Angriffe auf Guam starten zu können und dies dem Diktator Kim Jong-Un anzubieten, dass dieser dann darüber entscheiden möge, wurde durch die russischen und chinesischen Staatsmedien umgehend transportiert (Xinhua, Sputnik). Dies wirft Fragen auf, seit wann in einer Diktatur das Militär die Außenpolitik macht und ob der Diktator überhaupt die Macht ausübt. Im südkoreanischen „KBS“ gibt es immer wieder Meldungen, dass Kim Jong-Un nicht oder selten in der Öffentlichkeit erscheint. Das kann durchaus damit zusammenhängen, dass ihm seine „Sicherheits“-Organe nahelegen dies wegen drohender Attentate nicht zu tun. Vom Wahrheitsgehalt solcher Warnungen einmal abgesehen, kann das auch andere Hintergründe haben. Die Meldungen über angeblichen Pläne von Säure- oder Gift-Angriffen („biochemischen Substanzen“) seitens C.I.A.-Assets in Nordkorea müssen nicht unbedingt stimmen. Lügen gehört zu deren Geschäft, zum Geschäft der Spionage insgesamt. Ebenso, dem vermeintlichen Todfeind in die Hände zu spielen oder zu manipulieren. Neben der Option, solche Pläne tatsächlich zu schmieden, besteht die Option diese vorzutäuschen und diese dann taktisch „auffliegen“ zu lassen. Eine weitere Möglichkeit ist, dass diese Pläne nordkoreanische Kräfte schlicht erfunden haben, um den Diktator zu dessen „Sicherheit“ in Isolation zu halten und den Informationsfluss zu diesem zu kontrollieren, sowie dessen Entscheidungen.

Die chinesische Staatsführung kann die Krise rund um das wirtschaftliche faktisch vollständig von China abhängende Nordkorea jederzeit lösen und tut es nicht. Ein einfaches „Lass das!“ würde genügen. Stattdessen versucht sie die Krise für sich zu nutzen. Die russische Staatsführung spielt vielleicht die zynischste und heuchlerischste Rolle in dieser Krise überhaupt. Auch sie tut nichts, um die Krise zu lösen, sondern benutzt diese offensichtlich für eine Selbstdarstellung, wie die chinesische Staatsführung. Zusätzlich erweckt die Staatsführung der Russischen Föderation den Eindruck, als wolle sie geradezu einen Krieg auf der koreanischen Halbinsel, oder darüber hinaus, um ebenfalls die Konfrontation auf der geostrategischen Ebene zu forcieren, mit einem Profit für die gesamte Kriegslobby, auch in den U.S.A. selbst, der die Russische Föderation nie etwas entgegen gesetzt hat, sondern deren „Krieg gegen den Terror“ sie faktisch teilt, genauso wie dessen Taktiken und Kriegslogik.

Vor dem letzten Raketenstart Nordkoreas war der russische Sonderbotschafter Oleg Burmistov vier Tage lang in Nordkorea (Bericht dazu). Dann versuchte sie die Resolution der Vereinten Nationen bezüglich Sanktionen gegen Nordkorea aufzuhalten, weil sie „keine wirtschaftliche Abschnürung Nordkoreas bezwecken“ wolle. Dabei geht es genau darum.

Einen Tag, nachdem Donald Trump vorgestern, im Angesicht des Jahrestages vom Atombomben-Abwurf auf Hirsoshima, in seinem Golfspieler-Asyl und Ferienort Bedminster mit seiner Schwätzerei seine verrückten Evangelisten glücklich machte, flog am Mittwoch eine russische Tupolew 154 über Bedminster, das Pentagon, einen Sitz der C.I.A., das Kongressgebäude in Washington (Capitol Hill), den Luftwaffenstützpunkt in Andrews, wo die Präsidentenmaschine Air Force One geparkt ist, Camp David und den offiziellen U.S-Regierungsbunker in Mount Weather. An Bord der Maschine, von der nicht gesagt wurde, wer sie wirklich flog, war laut „CNN“ zumindest U.S. Air Force Personal. Das Flugzeug habe Gerätschaften zum Sammeln von Geheimdienstfinformationen an Bord gehabt. Das Ganze sei im Rahmen des „Open Sky“-Abkommens über die Bühne gelaufen.

Nichts, aber auch nichts deutet daraufhin, dass all diese Benannten sich über irgendetwas wirklich streiten würden. Geschweige denn über eine drohenden Krieg und die Vernichtung eines ganzen Landes mit Atomwaffen.

Womit wir zu James Mattis kommen.

Legte dieser, meiner bescheidenen Meinung nach, vor Kurzem noch eine rationale Handlungsweise an den Tag, während das nordkoreanische Regime förmlich um die Bombardierung bettelte, wurde Mattis nun gestern genau zu dem „Mad Dog“, der er immer genannt wird.

Inhaltlich sagte Mattis nichts Inkorrektes (Meldung des Pentagon). Natürlich ist das Militär der Vereinigten Staaten von Amerika in der Lage 24 Millionen Menschen im Norden Koreas zu „zerstören“. Ein Genozid ist immer drin. Manche Leute stehn da drauf. Und nachher waren´s dann die Buddhisten.

Nur ist eben die Frage, wie mad man sein muss jemanden wie Mattis sowas vor der Welt erzählen zu lassen. Geschweige denn so einem den Zweitdaumen auf dem Roten Knopf zu lassen. Vom Erstdaumen seiner Majestät Trump mal ganz zu schweigen.

Der Einzige in Washington, bei dem man zur Zeit nicht den Eindruck hat, er hätte sich aus irgendeiner Geisterbahn in ein Amt im mächtigsten Imperium unserer Epoche gerettet, ist Rex Tillerson. Was dieser Mann im State Department auch gestern wieder sagte, hat nicht nur Hand und Fuß. Es hat verdammt nochmal auch Hirn.

Über die Bundesregierung, die gerade versucht hinterher zu stolpern, sage ich jetzt nichts. Außer, dass sie bei Ihrer Totalüberwachung von relevanten, also unkontrollierten und unkontrollierbaren Journalisten offensichtlich versäumt deren Artikel zu lesen (29.04.2017, Die Nordkorea Situation ist das Problem Chinas. Und das hat es jetzt zu lösen.)

Meine Prognose: die Kriegslobby wird verlieren. Das Blutbad kommt nicht. Ich will jetzt nicht prognostizieren, dass in 20 Jahren eine Frau aus dem Norden und aus Kim Jong-Uns Staatspartei ganz Korea regiert und praktisch nie wieder damit aufhört.

Schließlich will ich ja nicht zur Eskalation der Lage beitragen.

Sollten Nordkoras Stellen – die, wie das südkoreanische Präsidialamt zutreffend anmerkte, gerade seltsam Schlange stehen um alle ihren Senf dazu zu geben, während vom Diktator weiter nichts zu sehen und zu hören ist – weiter Mars Attacks spielen, bleibt die Option, Russlands und Chinas Staatsführung zu einer weiteren U.N.-Resolution zu zwingen. Und zwar mit einem verdammten Öl-Embargo.

(…)

Artikel zum Thema:
09.08.2017 Politischer Erfolg durch Sanktionen gegen Nordkorea, prompte Antwort der Kriegslobby
Das neue Gerede vom „Regime Change“ in Nordkorea, also die Drohungen eines Angriffskrieges entsprechend der Invasion von Libyen und Syrien, hatte die C.I.A. unter Mike Pompeo am 20. Juli gestartet, also rund eine Woche vor dem nordkoreanischen Raketenstart. Bezeichnenderweise ließ Pompeo seine Diplomatierakete im Gespräch mit „New York Times“-„Kolumnist“ Bret Stephens im berüchtigten Aspen Institut bei dessen „Sicherheitsforum“ los.