Gesichtserkennung am Südkreuz: Bundespolizei hat falsch informiert – Wir fordern Abbruch des Tests

Mitteilung von Digitalcourage e.V.

padeluun von Digitalcourage hat sich für den Versuch zur Gesichtserkennung am Bahnhof Südkreuz angemeldet. Den Transponder, den er bei sich tragen soll, hat er untersucht – und der kann viel mehr, als den Test-Personen angekündigt wurde. Darum fordert Digitalcourage, dass der Test sofort abgebrochen wird.

Wer an dem Pilotprojekt von Deutscher Bahn und Bundespolizei teilnimmt, muss einen Transponder bei sich tragen. Damit kann überprüft werden, ob die Gesichtserkennung durch die Überwachungskameras funktioniert. Wenn der Algorithmus das Gesicht nicht erkennt, wird die Person über den Transponder dennoch identifiziert. So soll die Zuverlässigkeit der Gesichtserkennung getestet und verbessert werden. Am 24. August 2017 wird Bundesinnenminister Thomas de Maizière zum Projekt am Bahnhof Südkreuz kommen.

Angekündigt für das Projekt war ein Chip im Kreditkartenformat – anscheinend hat die Bundespolizei erwartet, ein RFID-Chip sei für ihre Pläne ausreichend. Falsch gedacht. Den Teilnehmer.innen wurde in Wirklichkeit ein iBeacon (Wikipedia-Artikel) untergeschoben – ein aktiv sendender Bluetooth-Transponder, mit 20 Metern Reichweite, der Daten wie Temperatur, Neigung und Beschleunigung messen, speichern und weitergeben kann. Damit lässt sich herleiten, was Personen außerhalb des Bahnhofs gemacht haben. Diese Daten können mit einer App aus Googles PlayStore ausgelesen werden.

– Die Bundespolizei hat die Test-Personen falsch über die eingesetzte Technik informiert.
– Die Test-Personen konnten darum dem Test nicht ausreichend informiert zustimmen.
– Der Test zur Gesichtserkennung muss abgebrochen werden, weil die Test-Personen nie zugestimmt haben, einen iBeacon bei sich zu tragen.
– Laut Angaben des Herstellers hält die Batterie des iBeacons 100 Tage, wenn er jede Sekunde sendet. So sind die ausgeteilten iBeacons eingestellt. Das Projekt am Südkreuz läuft sechs Monate, also etwa 180 Tage.
– Die Kameras erfassen auch Menschen, die nicht in den Test eingewilligt haben.
– Die Lesegeräte erfassen neben den blukii iBeacons auch andere Bluetooth-Geräte. Auch hierzu haben die Betroffenen nie eingewilligt.

Veröffentlicht am 21.8.2017 auf Digitalcourage