Internationale Atomaufsichtsbehörde als kommerzielles Uran-Grossunternehmen, Kasachstan garantiert optimale Diskretion
IAEA LEU Bank Project: Einweihung eines eigenen nuklearen Vorratslagers für 90 Tonnen schwach angereichertem Uran im Osten Kasachstans, einem diktatorisch regiertem Land. Aufkauf, Lagerung, Handel, Kontrolle in einer Hand – wer überwacht diese Organisation, die zukünftig als Makler radioaktiver Substanzen in Erscheinung tritt … eine rein rhetorische Frage.
Die Internationale Atomenergie-Organisation (I.A.E.O.) mit Hauptquartier in Wien ist keine Einrichtung der Organisation der Vereinten Nationen, auch wenn die Farben ihrer Flagge diesen Eindruck vermittelt. Die I.A.E.O. wurde im Jahr 1953 gegründet und berät die Gremien der U.N.O. zu zivilen und militärischen Fragen der Nutzung und Sicherheit im nuklearen Bereich. Diese Atomenergiebehörde ist der grösste Lobbyist für die Errichtung von Atomkraftwerken und wurde im Jahr 2005 mit dem Friedensnobelpreis für ihre „hervorragende Arbeit“ ausgezeichnet.
Kernkraftwerke, Fahrzeugantriebe mit Atomreaktoren bei Schiffen und Atomwaffen sind keine Technologien, die auf diesem Planeten eingesetzt werden dürfen. Die atomare Verseuchung in unterschiedlichem Ausmaß beginnt mit der Förderung, dem Transport, der Aufbereitung, im Betrieb, bei Unfällen und letztendlich in der ungelösten gefahrlosen Endlagerung der radioaktiven Materialien.
Als Handlanger an der Kernenergie interessierter Staaten und privater Interessengruppen plante die Behörde seit 2010 mit dem „IAEA LEU Bank Project“ ein riesiges Depot für schwach angereichertes Uran anzulegen. Dieser Vorrat soll als „Versorgungsmechanismus den Mitgliedstaaten“ der Internationalen Atomaufsichtsbehörde garantieren, dass immer genügend Material für Käufer, auch aus „förderfähigen Ländern“ zur Verfügung steht und staatlichen und privaten Bergbau-Grosskonzerne ihren Absatzmarkt erleichtern. Das neue Lager ist im Besitz der I.A.E.O. und wird von dieser kontrolliert.
Als Standort wurde im Einvernehmen mit dem Präsidenten von Kasachstan, Nursultan Nazarbayev, ein Areal auf dem Gelände der Firma „Ulba Metallurgisches Werk“ in der Stadt Ust-Kamenogorsk (kasachisch Öskemen) weit im Osten Kasachstans nahe der Grenzen zu Russland und China ausgewählt. Hier stellt sich schon die Frage, inwiefern die Regierung und ihre Günstlinge an diesem metallurgischen Betrieb beteiligt sind. Nursultan Nazarbayev als ewiger Präsident und „Führer der Nation“ regiert das Land seit April 1990 mit eiserner Faust und sicherte seiner Familie ein Vermögen von mehreren Milliarden U.S.-Dollar.
Ust-Kamenogorsk beherbergte schon im russischen Zarenreich Militärs. Zwischen 1949 und 1989 während des Kalten Krieges wurden auf dem Testgelände Semipalatinsk ungefähr fünfhundert Atomwaffenversuche durchgeführt in der asiatischen Sowjetrepublik. „Im August 1956 explodierte eine Atombombe, die radioaktive Welle zog anschließend direkt über die Industriestadt Ust-Kamenogorsk. 638 Menschen mussten in Folge strahlenkrank ins Krankenhaus gebracht werden, zahlreiche Menschen sollen gestorben sein. Die ganze Region wurde radioaktiv verseucht, die Folgen davon sind noch heute sichtbar. Die Öffentlichkeit wurde über die Katastrophe allerdings nicht in Kenntnis gesetzt, das Sowjet-Regime hielt alle Informationen darüber geheim.“ (Wikipedia)
Für die Bewohner dieser Region geht der Albtraum „Kernkraft“ mit der Standortauswahl weiter.
Im September 2016 wurde mit dem Bau der Stahlkonstruktion einer grossen Lagerhalle begonnen und ein Jahr später am 29.August 2017 im Beisein von I.A.E.O.-Generaldirektor Yukiya Amano und dem Präsidenten von Kasachstan, Nursultan Nazarbayev, feierlich während einer Zeremonie in der Hauptstadt Astana eingeweiht.
„Ich bin zuversichtlich, dass die IAEA LEU Bank einen wertvollen Beitrag zu den internationalen Bemühungen leisten wird, um die Verfügbarkeit von Treibstoff für Kernkraftwerke zu gewährleisten“, sagte Generaldirektor Amano auf der Veranstaltung, die auch von Vertretern der I.A.E.O.-Mitgliedstaaten und nicht näher genannten „Spendern“ besucht wurde.
Die Gründung und der Betrieb der IAEA LEU Bank wird vollständig durch freiwillige Beiträge von I.A.E.A.-Mitgliedstaaten und anderen Gebern (welche wurden nicht genannt) in Höhe von 150 Millionen U.S.-Dollar finanziert, die zur Deckung der geschätzten Kosten für zwanzig Betriebsjahre ausreichen und keine Auswirkungen auf den Haushalt der Organisation oder andere Aktivitäten haben, hiess es.
Amano sagte, dass er allen Gebern – einschließlich der Vereinigten Staaten, der Europäischen Union, Kuwait, der Vereinigten Arabischen Emirate, Norwegen, der Republik Kasachstan und der Nuklearen Bedrohungsinitiative (Nuclear Threat Initiative) – dankbar war, dass „deren großzügigen finanziellen Beiträge dieses Projekt möglich gemacht haben“. Weiter dankte der Generaldirektor auch China und der Russischen Föderation für ihre Zusammenarbeit bei den Vereinbarungen über den Transit durch ihre Länder für die IAEA LEU Bank. Russland betreibt ein „Internationales Uran-Anreicherungszentrum in Angarsk.
Nursultan Nazarbayev hat sich – nicht nur durch dieses Projekt – mächtige internationale Verbündete gesichert. Gelegentliche Kritik aus ausländischen Regierungskreisen an seiner Regierungspolitik ist Makulatur.
Wie verhalten sich die Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde bei Kontrollen der Atomanlagen der zahlungskräftigen Mitgliedsländer und den „Spendern“? Sind sie nicht befangen, unglaubwürdig und übersehen gelegentlich marode Bauteile an den Anlagen? Die Welt ist noch unsicherer geworden mit diesem eigenen Projekt.
Der schwerwiegenste Punkt jedoch ist, wenn hier und da einige Kilogramm des nuklearen Materials, das durch entsprechende Zentrifugentechnik höher angereichert werden kann, im Depot abhanden kommen, wer wird das bei diesen Unmengen an Tonnen feststellen können oder wollen. Die Internationale Atomenergiebehörde würde das bestimmt nicht öffentlich publizieren und sich selbst jeglicher Glaubwürdigkeit berauben. Andere zu kontrollieren ist einfacher… Zu bedenken sind auch die Transporte über weite Strecken von und in andere Kontinente.
Anmerkung: Schwach angereichertes Uran (im Fachjargon „LEU“, lightly enriched uranium) wird in Kernkraftwerken, hochangereichertes Uran („HEU“ highly enriched uranium) für Forschungszwecke, in der Medizin, in den Reaktoren der US-Navy[ und zur Herstellung von Kernwaffen verwendet. Die Grenze zwischen LEU und HEU wird gewöhnlich bei einem Anreicherungsgrad des 235U von 20 % festgesetzt. (Wikipedia)
Quelle: Pressemitteilung der I.A.E.A. vom 29.August 2017
https://www.iaea.org/newscenter/pressreleases/iaea-leu-bank-reaches-milestone-with-storage-facility-inauguration-in-kazakhstan
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