Eingezäunt: Australiens Parlament gleicht einem Hochsicherheit-Gefängnis
Zuerst die Länder, nun die Parlamente: Abschottung wird zur politischen Ansage der „Elitären“ gegenüber ihren „Untertanen“ – vor einer Wahl von ihnen umworbene, möglichst geneigte Wählerkundschaft
Vor einer Woche begannen die Bauarbeiten zur Umzäunung des Parlamentsgebäudes Australiens in Canberra. Im Dezember 2016 hatten die Abgeordneten den Plänen zugestimmt, 126 Millionen Dollar für ihren Schutz auszugeben, der Grenzzaun ist nur ein Teil von weiteren Maßnahmen.
Angeblich aus Sicherheitsgründen, aus Furcht vor „terroristischen Anschlägen“ igelt man sich ein, will sich nicht mehr länger auf‘s Dach steigen lassen (die begrünte Erdaufschüttung konnte bisher als Freifläche von jedem betreten werden und lud zum Verweilen ein) und grenzt somit ab sofort alle anderen aus. Das in den 1980er-Jahren errichtete Gebäude glich sowieso schon eher einer monströsen Bunkeranlage, die vor das alte, höher liegende Parlamentshaus gesetzt wurde.
Obwohl der US-amerikanische Architekt Romaldo Giurgola mit Lob und Auszeichnungen geehrt wurde, hätte diese eher einer feudalen Burganlage oder einem befestigten antiken Tempel gleichende „Anlage als Zeichen des Parlamentarismus“ alle Ehre gebracht mit ihrer abweisenden Betonfront und an Schießscharten erinnernden Fenstern in der Tradition von Kolonisten in einem eroberten Land (Beschreibung und Fotos siehe unten in der beigefügte Quellenangabe).
Was dafür noch fehlte war ein Burgwall, ein Burggraben, Palisadenzäune, Zugbrücken oder Mauern. Das wurde jetzt mit einem „unüberwindlichen Stahlzaun“ nachgeholt (Fotos auf der Website des Sidney Morning Herald vom 12.September 2017). Auch drängt sich der Vergleich mit der ehemaligen berüchtigten Gefangeneninsel Alcatraz in der Bucht von San Francisco auf.
Wann werden andere Parlamente nachziehen? Ein Hoch auf die transparente, freie Demokratie! Wie heisst es so schön? Wer nichts zu verbergen hat, hat auch nichts zu befürchten. Eine gute Politik zum Wohl aller Menschen erzeugt keine Feinde. Weshalb dann diese offensichtlich vorgetäuschte schlotternde Angst, die auch als Drohung ausgelegt werden kann.
Quellen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Parliament_House_(Canberra)
http://www.smh.com.au/federal-politics/political-news/massive-security-fence-erected-at-parliament-house-20170912-gyfns2.html
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