Bei einem Angriff des israelischen Militärs schießt die syrische Luftabwehr nach eigenen Angaben von mutmaßlich sechs Raketen aus Israel nur drei ab. Das muss besser werden. Ebenso sollte endlich die israelisch-russische Militärkooperation öffentliches Thema werden, gerade in Syrien.
Für nichtkomatöse Beobachter (dazu zählen praktisch keine der Witzfiguren die hier rumlaufen und sich heutzutage links schimpfen) dürfte klar sein, dass der aktuelle Völkerrechtsbruch der rechtsradikalen Regierung von Israel der Versuch wieder einmal nichts Anderes ist als der Versuch sich selbst zu retten. Zehntausende von Israelis haben dieses Wochenende in mehreren Städten gegen die durch und durch korrupte Regierung unter Benjamin Netanjahu protestiert. Daraufhin verschob dieser unter Druck ein Gesetz, welches ihm die gegen ihn laufenden Ermittlungen wegen Korruption vom Hals geschafft hätte. Offensichtlich bestand die reelle Gefahr eines Kollapses der Mehrheit von Netanjahus Lakaien, sogar in der Knesset. Der ehemalige Verteidigungsminister Netanyahus, Ehud Barak, veröffentlichte vor Tagen in der „New York Times“ den flammenden Aufruf, Israel vor der eigenen Regierung zu retten.
Die unrühmlichste Rolle was den Krieg in Syrien angeht, spielt wieder mal der Kreml. Sah das russische Militär u.a. dem Abschlachten von Dutzenden von syrischen Elitesoldaten bei einem Luftangriff in der Nähe von Deir Ezzor im September zu, genauso wie die syrische Luftabwehr, so tat irgendjemand am 4. April durch einen mutmaßlichen Angriff mit Giftgas bzw Chemiewaffen auf die syrische Stadt Khan Sheikhoun (Ḫān Šayḫūn, Chan Schaichun) den Invasoren Syriens zu derem denkbar günstigsten Zeitpunkt den denkbar günstigsten Gefallen.
U.S.-Präsident Donald Trump hatte den perfekten Vorwand sich um 180 Grad wieder auf Kriegskurs zu drehen. In der Nacht zum 7. April startete die U.S.-Regierung Luftangriffe mit Marschflugkörper von Kriegsschiffen im Mittelmeer gegen den syrischen Luftwaffenstützpunkt Al-Shayrat. (Luftangriff: U.S.-Imperium nimmt Einladung Russlands und Syriens dankend an)
Was die Regierungen in Moskau und Damaskus anschließend unter viel Gewimmer und Gebrumm schließlich herausrückten: die russischen Stellen waren vorab von dem U.S.-Angriff informiert worden.
Syriens Präsident Bashir Assad höchstselbst gab zu, dass sich „gewisse Informationen über den geplanten US-Raketenschlag auf eine syrische Luftwaffenbasis durchgesickert hatten“. Trotzdem hatten sowohl die syrische, als auch die russische Luftabwehr nichts unternommen. Russlands Regierung setzte noch einen obendrauf: es gäbe schlicht keine Vereinbarung über die Verteidigung syrischer „Militärobjekte“ durch die russische Flugabwehr. Und die russischen Militärs würden auch zukünftig keine syrischen Stützpunkte oder Soldaten gegen Luftangriffe verteidigen (11.April 2017, Wag the Russki). Stattdessen logen alle Seiten im Syrien-Krieg weiter um die Wette.
Es ist offensichtlich, dass auch dieses Mal der Kreml ein Doppelspiel treibt. Zwischen dem russischen und israelischen Generalstab gibt es eine direkte Kooperations- und Kommunikationsstelle, die bereits eingerichtet wurde bevor die russischen Streitkräfte am 30. September 2015 in Syrien überhaupt offiziell aktiv wurden. Zu diesem Zweck hatten sich vier Tage vorher Netanyahu, der Leiter des oft unterschätzten israelischen Militärgeheimdienstes Aman, Herzi Halevi und der israelische Generalstabschef Gadi Eizenkot mit Wladimir Putin und dessen Generalstab unter Valeri Gerassimow (Gerasimov) getroffen, Die Presse blieb bei diesem nur nur drei Stunden angesetzten Treffen außen vor. Eizenkot und Gerassimow, die sich gut verstehen, hatten sich bereits Tage vorher getroffen (mehr hier).
Es ist nicht nachzuvollziehen, warum gerade die regimetreuen Kräfte bzw die syrische Regierung und deren Alliierten nicht endlich eine Erklärung von der Staatsführung der Russischen Föderation verlangen, warum diese weiterhin Luftangriffe auf von Regierungsseite gehaltenes syrisches Territorium und deren Alliierten oder auch nur Luftraumverletzungen duldet, egal von wem diese Angriffe durchgeführt werden.
Die gleiche Erklärung sollte man übrigens auch vom Präsidenten und Militär des Libanon verlangen.