Kann die amerikanische Linke wiederbelebt werden?
„Wo ist die Linke, wenn wir sie brauchen?“ ist eine Frage, die ich gelegentlich gestellt habe. Einige meiner Leser, die die Linke mit Antifa- und Identitätspolitik verwechseln, sind durch meine Frage verwirrt worden. Warum, fragen sie, will ich mehr Antifa-Schläger und Identitätspolitiker, die Weiße hassen?
Die Antwort ist, dass Antifa und Identitätspolitik die Antithese der Linken sind. Die wirkliche Linke ist Pro-Arbeiterklasse, für alle Werktätigen, alle Rassen, Geschlechter, sexuellen Vorlieben. Identitätspolitik zersplittert die Arbeiterklasse in Opfer weißer heterosexueller Männer und zerstört den Zusammenhalt der Arbeiterklasse, wodurch es für Ausbeuter einfacher wird, sie auszubeuten. Die Antifa unterstützt diesen Prozess, indem sie den Hass auf die Weißen konzentriert, indem sie nur die Weißen des Rassismus beschuldigt.
Es war Karl Marx, der sagte: „Arbeiter der Welt vereinigt euch, ihr habt nichts zu verlieren, außer euren Ketten“.
Es ist Identitätspolitik, die sagt: „Arbeiter der Welt säen Zwietracht, zersplittern in Opfergruppen und hassen weiße Männer“, mit anderen Worten, Identitätspolitik ist der schlimmste Feind, den die Arbeiterklasse je hatte. Die kapitalistische Ausbeutung vereint die Arbeiterklasse, aber die Identitätspolitik spaltet die Arbeiterklasse und macht es für die Kapitalisten leichter, sie auszubeuten und für die Politiker, sie zu ignorieren.
Bedeutet mein Ruf nach einer wieder auferstandenen Linken, dass ich ein Marxist bin?
Nein. Das bedeutet, dass ich John Kenneth Galbraith zustimme, dass das wirtschafts- und sozialpolitische System ohne Gegenmacht aus dem Gleichgewicht gerät, wie es in den Vereinigten Staaten von Amerika eindeutig der Fall ist. In kurzer Zeit hat sich die Verteilung von Einkommen und Vermögen in den USA von vernünftig zu unvernünftig entwickelt. Die Löhne, Gehälter und Beschäftigungsmöglichkeiten in der Arbeiter- und Mittelschicht sind zurückgegangen. Aber verantwortungslose Unternehmen, Auslagerung von Arbeitsplätzen und die verantwortungslose Inflation der Preise von Finanzanlagen durch die US-Notenbank haben dazu geführt, dass Einkommen und Reichtum des Einen Prozents fantastische Niveaus erreicht haben. Eine Handvoll Leute haben mehr Reichtum als 100 Millionen Amerikaner. Die Demokratie ist verwirkt, da der Kongress auf eine Handvoll Menschen und eine Handvoll mächtiger organisierter Interessengruppen reagiert. Eine Steuersenkung, die darauf abzielt, die Ungleichheit zu vergrößern, hat gerade den Kongress in einer Zeit der schlimmsten Einkommens- und Vermögensverteilung in unserer Geschichte passiert. (Siehe z.B. hier (englisch) Anstatt sich mit der katastrophalen Situation zu befassen, verfolgt die Identitätspolitik Weiße und Präsident Trump, weil er angeblich von der weißen Arbeiterklasse gewählt worden ist.
Als ich in CounterPunch den Angriff von Eric Draitser, dem Radiomoderator von CounterPunch, auf die weiße Arbeiterklasse – „Bedauernswerte Trumpanhänger“ – las, dachte ich, dass Alexander Cockburn, der Gründer von CounterPunch, sich in seinem Grab umdrehen muss. Mit der Entartung von CounterPunch zu Identitätspolitik war die Arbeiterklasse ohne einen Fürsprecher, abgesehen von der World Socialist Web Site.
Es ist möglich, dass Identitätspolitik die Welt zum nuklearen Armageddon verurteilt hat, indem sie die liberal-progressive Linke mit dem „Russiagate“-Angriff des Militärs/Sicherheitskomplexes auf Präsident Trump in Einklang gebracht hat. Wie ich bereits erklärt habe, besteht der Zweck von Russiagate darin, Trump daran zu hindern, die Beziehungen zur nuklearen Supermacht Russland zu normalisieren und die gefährlichen Spannungen zu entschärfen, die durch rücksichtslose und unverantwortliche Aktionen der US-Regierung gegen Russland entstanden sind. Bei vielen Gelegenheiten habe ich die weltweit bedrohlichen Folgen der Dämonisierung von Russland und seiner Führung durch Washington erläutert. (Siehe z.B. hier (englisch)
Gestern hat sich meine Verzweiflung über den Niedergang der amerikanischen Linken ein wenig aufgehellt, als ich in CounterPunch Michael K. Smiths Angriff auf die Identitätspolitik las, als das, was sie ist: eine verabscheuungswürdige Absicht, die Arbeiterklasse zu zerstören, indem sie ihre Einheit zerstört. Sie können Smith hier lesen (englisch). Vielleicht ist dies CounterPunch‘s Startschuss, um die amerikanische Linke wieder zum Leben zu erwecken.
Ohne eine starke und geeinte Arbeiterklasse gibt es nichts, was die Macht der Konzerne ausgleichen könnte. Die kapitalistische Gier endet damit, dass sie sich selbst zerstört, indem sie das Einkommen der Arbeiterklasse und die Kaufkraft der Verbraucher zerstört. Die Gier wendet sich dann gegen öffentliche Güter und verlangt, dass diese privatisiert oder für Plünderungen geöffnet werden, wie es jetzt bei den geschützten nationalen Denkmälern und dem Arctic National Wildlife Refuge der Fall ist.
Nachdem die Arbeiterklasse an den Rand gedrängt wurde, wird nun der Einfluss der Umweltbewegung zurückgedrängt. Als nächstes werden Sozialversicherung und Medicare drankommen, da die herrschende Oligarchie das Sozialsystem in die Zeit vor dem New Deal zurückdrängt. Da es keine Gegenmacht gibt, sind der Auflösung der Reformen, die das kapitalistische Amerika zu einer lebensfähigen Gesellschaft gemacht haben, keine Grenzen gesetzt.
Um dies zu verhindern, haben wir alle ein Interesse an der Wiederauferstehung der amerikanischen Linken.
Orginalartikel Can the American Left Be Resurrected? vom 7.12.2017
Quelle: http://www.antikrieg.com/aktuell/2017_12_07_kann.htm