Taktik des Terrorkrieges: „Hate Speech“ und Kontrolle

„Und auf einmal begann aus dem Synthetofon eine Stimme zu sprechen. Die Stimme der Vernunft und der Eintracht. Auf dem Tonband lief die synthetische Aufruhrbeschwichtigung Nummer 2 (mittlere Stärke) ab. Unmittelbar aus der Tiefe eines nicht vorhandenen Herzens sagte die Stimme pathetisch: »Meine Freunde, meine Freunde«, sagte das mit so unendlich zartem Vorwurf, daß selbst den Polizisten hinter ihren Gasmasken für eine Sekunde die Tränen in die Augen traten. »Was soll das alles? Warum seid ihr nicht allesamt glücklich und gut miteinander?

Glücklich und gut«, wiederholte die Stimme. »In Frieden, in Frieden.« Sie bebte, sank zu einem Flüstern herab und erstarb für einen Augenblick. »Oh, wie möchte ich euch so gerne glücklich sehen«, begann sie von neuem mit sehnsüchtig eindringlichem Ernst. »Wie gerne sähe ich euch gut! Ich bitte euch, ich bitte euch, seid gut und -«

Nach zwei Minuten hatten die Stimme und die Somadämpfe ihre Wirkung getan. Unter Tränen küßten und umarmten die Deltas einander, immer ein halbes Dutzend Simultangeschwister auf einmal in einer großen Umarmung.

Sogar Helmholtz und der Wilde waren den Tränen nahe.

Ein neuer Vorrat Pillenschachteln wurde aus der Somakammer gebracht, in aller Eile verteilt, und unter den überströmenden Segenswünschen der Stimme zerstreuten sich die herzzerbrechend schluchzenden Dutzendlinge.“

Aus „Schöne neue Welt“, von Aldous Huxley, 1932

„Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.“

Elie Wiesel

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In einer 2015 begonnenen Artikelserie beleuchtete Radio Utopie Logik, Lehre, Dynamik, Paradoxon und Strategie des mittlerweile fast sechzehn Jahre andauernden weltweiten Terrorkrieges. Neben den weiteren, noch nicht dargelegten Parametern Dialektik, Mythen und Dogma, verbleiben die Taktiken des Terrorkrieges. Aufgrund des Umfangs dieses Parameters sollen diesbezüglich Taktiken einzeln ins Scheinwerferlicht gestellt werden.

Vorhergehend analysierte Taktiken des Terrorkrieges:
Der „Leak“ und die „Whistleblower“
Wahrnehmungs-Management, Verwirrung, gelenkte Querfront

Analyse, Zusammenfassung und Anleitung zur Neutralisierung der Taktik „Hate-Speech“ und Kontrolle

Lüge, Betrug, Verrat, Vergewaltigung, Mord, Folter, Ausbeutung, Unterdrückung, Krieg, Genozid und deren strukturelle Manifestation durch Politik, Staat und Kapital zu hassen ist eine ganz normale menschliche Emotion. Sie kann allerdings genau dazu benutzt werden was sie bei Menschen normalerweise hervorruft.

Der vor einigen Jahren zuerst sukzessiv in die Informationsmedien, dann in die Politik und letztlich in repressive Gesetzgebung eingeführte Begriff „Hate Speech“ suggeriert einerseits, Hass und daraus erfolgende Äußerungen seien quasi eine abnormale Emotion von gefährlichen, abnormalen Menschen. Des Weiteren basiert dieser Terminus zwingend auf der Annahme, dass alle entsprechenden Äußerungen, in welcher Form auch immer (Text, Bild, Ton, kombiniert, etc), authentisch sind. Die Möglichkeit, dass entsprechende Äußerungen – z.B. Aufrufe zu Mord, Vergewaltigung, Attentate, Verletzungen aller Art – taktisch abgegeben werden, um gerade diese repressive Gesetzgebung hervorzurufen, wird dagegen durchgängig ignoriert. Und zwar gerade durch Diejenigen, deren selbst konstatierte Aufgabe und Anspruch es ist, repressive Gesetzgebung zu verhindern und – gerade in Deutschland aus jedem denkbar guten Grund – Demokratie und die sie schützende Verfassung und ihre Werte zu bewahren.

Private und anonyme Kommunikation ist für eine Demokratie selbstverständlich und Grundvoraussetzung. Fehlt diese Grundvoraussetzung, wird jede Kommunikation taktisch und nicht mehr authentisch. Die Lüge und Heuchelei sickert in jeden Winkel der Gesellschaft und in die Köpfe aller sie erst bildenden Individuen. Der Untertan wird, abermals, zum Vorbild, zur „Leitkultur“, zur Norm. So wird jede Demokratie kalt sabotiert, über einen der vielen im „Sicherheitsbereich“ so beliebten „Umwege“ um die übergeordnete Verfassung, so sie denn vorhanden ist.

Des Weiteren gibt die Akzeptanz des politischen, letztlich unweigerlich repressiven Begriff „Hate Speech“ (Hass-Sprache) repressiven Organen die Option einer maximal perfiden und zynischen Dialektik: mehr Lüge, mehr Betrug, mehr Verrat, mehr Vergewaltigung, mehr Mord, Folter, Ausbeutung, Unterdrückung und Krieg gegen Ausgelieferte und Hilflose anzuwenden, mit der ganz normalen menschlichen Reaktion der Betroffenen zu rechnen, diese einzukalkulieren, sogar gezielt zu provozieren und diese dann als „hateful“ zu bezeichnen und noch mehr entsprechende Maßnahmen gegen diese anzuwenden, da diese ja „hateful“ seien, abnormal und gefährlich. Natürlich vor allem für die Allgemeinheit, die man ja nur beschützen wolle – aber auch für sich selbst. Der nächste Schritt liegt auf der Hand: die Abnormalen nicht nur vor sich selbst, sondern vor der Allgemeinheit, der Mehrheit zu beschützen, die diesen Abnormalen ja gefährlich werden könnte. Der Begriff „Schutzhaft“ wurde genau aus dieser Taktik heraus einmal erfunden.

Doch ist diese hier beschriebene Taktik nur anwendbar, wenn sie durch die berühmte „breite Mehrheit“ (in politisch-militärischen Kreise als „strategische Mehrheit“ bezeichnet) im dafür relevanten Territorium (das kann auch die Weltöffentlichkeit sein) aktiv adaptiert oder auch nur passiv akzeptiert wird. Das geschieht keineswegs automatisch. Dies geschieht dann sukzessive, wenn es fast keinen Widerspruch gibt, was gerade in Deutschland derzeit (wieder einmal) der Fall ist.

Repression ist essentiell Kontrolle. Wer Kontrolle über sich akzeptiert, auch die des eigenen Hasses, akzeptiert Repression, durch Andere oder sich selbst. Diese Erkenntnis beinhaltet nicht, sich die Freiheit heraus zu nehmen bis über die Freiheit des Anderen hinaus zu gehen und wiederum diese zu verletzen, genauso wie dessen verfassungsmäßigen Rechte wie die Menschenwürde, sondern die Grundvoraussetzung jeder Demokratie und zivilisierten Gesellschaft und deren Urzustand zu begreifen: Der Mensch ist frei. Und die Gesellschaft freier Menschen leistet sich – teuer genug – den Staat nicht zum Zwecke sie zu kontrollieren, sondern ihr zu dienen. Die demokratische Gesellschaft kontrolliert den Staat, nicht umgekehrt.

Ich möchte meinem berühmtesten Kollegen und seiner besten und wichtigsten Rede, die in der Geschichte der Menschheit jemals gehalten wurde, nicht widersprechen („Ihr seid keine Roboter, Ihr seid keine Tiere, Ihr seid Menschen! … und hasst nicht!“). Ich möchte sie ergänzen.

Wenn Ihr hasst, seid Euch im Klaren was und wen und warum. Wisst Ihr das nicht, macht es Euch klar, genauso wie die verheerende und gerade in Zeiten des Krieges permanente Gefahr, zu dem zu werden, was man einmal gehasst hat.

Lasst nicht zu, dass ihr manipuliert werdet. Nehmt Euch das Grundrecht zur privaten und anonymen Information und Kommunikation. Und begreift, dass ein Grundrecht nur dann ein Grundrecht ist, wenn es Alle haben. Sonst ist es ein Privileg, erteilt durch eine Autorität, welche auch immer. Und Privilegien von Autoritäten können durch diese jederzeit wieder entzogen werden.