Ein Interview mit der Künstlerin Rachael Mauney.
Radio Utopie: Wie hast Du den Weg nach Berlin gefunden und was war Deine Motivation hierher zu ziehen?
Rachael Mauney: Ich habe zuvor 4 Jahre in Washington DC gelebt und dort in einer Firma gearbeitet. Ich war bereit für eine Veränderung und schaute mich um nach mehr experimenteller Arbeit, also zog ich quer durch die Staaten zu Seattle, wo ich sechs Monate blieb. Die Energie und Kultur dort waren eine riesige Enttäuschung und nicht das was ich mir erhofft hatte. Ich hatte immer nach Europa kommen wollen, fand aber immer Entschuldigungen dafür warum ich es nicht tat. Nicht genug Geld, nicht bereit, etc. Schließlich erkannte ich, dass ich nie das Geld dafür haben oder bereit sein würde und tat es einfach. Ich kaufte ein Ticket nach Stockholm und „couchsurfte“ sechs Monate lang herum in Westeuropa, während ich nach Arbeit suchte und mich um ein Visa bemühte. Aber ich fand immer wieder den Weg zurück nach Berlin. Es hatte seine gewisse Magie und ich fand superschnell Kontakte mit wirklich großartigen Leuten. Diese Art enger Freundschaft hatte sich für mich noch nie so mühelos ergeben. Ich fühlte, dass es die Stadt war wo ich mit den Dingen die mich interessierten experimentieren und definieren konnte, was mir wichtig war in diesem verrückten, total fertigen Leben was ich gewählt habe. Berlin ist ein Ort voll von Übergang und das gibt jemandem, der ständig in diesem Prozess ist, das Gefühl dazu zu gehören.
Radio Utopie: Wonach strebt es Dich als eine Künstlerin? Bist Du mehr Tänzerin oder Choreografin?
Rachael Mauney: Mein Streben ändert sich zur Zeit tatsächlich einigermaßen, und schnell. Ich bin da nicht sicher, Tänzerin oder Choreografin, tatsächlich vielleicht beides, vielleicht keines von beiden. Ich bin wirklich total gelangweilt geworden von meiner Profession wie ich sie bisher erlebt habe. Ich bin gelangweilt von Konzerttanz. Ich bin interessiert daran Performance Experimente zu erschaffen, die die Leute anschließend verlassen mit dem Gefühl irgendwie einbezogen worden zu sein. Meiner Ansicht nach wird das bei Bewegung allein niemals der Fall sein. Du musst andere Elemente nutzen um die Menschen in Deine Welt zu lassen. Tanztechnik ist ein wirklich kraftvolles Werkzeug um den Körper zu erfahren und kann ein großartiges Instrument im kreativen Prozess sein, aber es ist nicht das einzige Instrument. Also ich bin da nicht sicher, Tänzerin oder Choreografin. Ich denke, ich bin einfach eine Performance Künstlerin, die Tanz als eines meiner Elemente nutzt. Ich hoffe tatsächlich, dass sich das in der Zukunft mehr und mehr bewahrheitet bezüglich dem was ich tue. Ich möchte meine Arbeit machen und mit anderen Leuten zusammenarbeiten die etwas zu sagen haben.
Radio Utopie: Von Deiner Perspektive aus, könntest Du unseren Leserinnen und Lesern einige der interessantesten und wertvollsten Orte in Berlin nennen?
Rachael Mauney: Ich bin immer noch ein wenig neu hier, also bin ich sicher dass es viele großartige Orte gibt von denen ich noch nichts weiß. Aber für mich war meine Erfahrung im Eschloraque aufzutreten super erfüllend, als ein menschliches Wesen. Ich denke, die haben eine Energie da die kreative, verrückte Menschen unterstützt und ich liebe das. Und nicht nur wenn sie Veranstaltungen machen, es ist einfach eine generelle Energie. Auch denke ich, dass Rauchhaus macht wirklich wertvolle Sachen. Die finden eine Balance dazwischen das System zu bekämpfen und sich weiterhin zu organisieren um eine unterstützende und radikale Gemeinschaft zu bieten. Aber ehrlich, die wertvollsten Orte die ich in dieser Stadt gefunden habe sind im Zuhause meiner Freunde. Menschen die Dir ihr Zuhause öffnen und Dir das Gefühl von Familie geben, das ist es was Berlin so unglaublich macht.
Radio Utopie: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Rachael Mauney: Morgen werde ich aufwachen, meine Zähne putzen und hoffentlich in Dock 11 mit Christian Schwaan Unterricht geben. (Anm.d.Red.: das Interview wurde gestern geführt). Außerdem werde ich zum 500sten Male in dieser Stadt eine neue WG suchen. Und darüber hinaus? Irgendetwas. Alles. Das ist etwas, mit dem ich mich immer wieder auseinandersetzen muss. Jeder Plan den ich mache ist jeden Moment Veränderung unterworfen. Besonders jetzt, weil ich auf eine Antwort auf etwas warte, was die nächsten Monate wirklich betreffen wird. Ich weiß, ich werde meine Arbeit im Februar wieder aufführen und ich werde im März in „Nah Dran“ vom Ada Studio mit zwei anderen Künstlern in neuer Zusammenarbeit auftreten. Ich weiß, dass ich weiter kreativ sein werde und mich nach Wegen umschaue meine Arbeit zu teilen. Ich werde weiter unterrichten, weil das ein wichtiger Bestandteil meiner Praxis ist. Ich habe größere Ziele. Ich möchte meine Netzwerke und meine Beziehungen mit anderen Kreativen ausbauen, mit denen ich anstrebe zu arbeiten. Ich beabsichtige auf meiner Lebensweise, mit Berlin als meiner Basis, für eine lange Zeit zu beharren. Aber ich weiß nicht was diese Zeitlinie bedeutet, und ich weiß nicht wann diese Dinge geschehen werden. Ich dränge in die Richtung in die ich gehen will, und so wie das passiert funktionieren Sachen oder nicht. Ablehnung ist oft ein gewaltiger Anteil dieses Lebens und ich habe gelernt dass sie tatsächlich ein wertvoller sein kann. Sie hilft Dir fokussieren, sie hilft Dir organisieren. Sie hilft Dir entscheiden. Ich bin gespannt auf die Zukunft, nicht weil ich sie sehen kann, sondern weil ich keine Ahnung habe. Ich muss mich selbst nicht auf die Ziele begrenzen die ich entwickle, diese Ziele sind nur das, was mich auf die zutreibt die ich mir nie hätte vorstellen können. Das klingt dumm und platt, ist aber wahr. Und es ist der einzige Weg Durchhaltevermögen zu finden, um diese Sache aufrecht zu erhalten, die ich entschieden habe mit meinem Leben anzufangen.
Radio Utopie: Wir wünschen Dir viel Glück und Erfolg!