Nordkoreas Potemkinsche Monarchie
Es ist weiterhin unklar, wer tatsächlich das Kommando in bzw über Nordkorea hat. Einiges deutet darauf hin, dass sowohl im November 2012, als auch im Oktober 2017 ein faktischer Machtwechsel in Pjöngjang stattgefunden hat und dass der Einfluss sowohl des Militärs, der Russischen Föderation und ihres Präsidenten Wladimir Putin, als auch der internationalen Kriegslobby insgesamt in jüngster Zeit gesunken sind.
Derweil macht der seit 2001 in die Kriegslobby eingebettete internationale Medien-Komplex weiter keinerlei Anstalten, die Öffentlichkeit über die tatsächlichen Hintergründe zu informieren.
Am 17. Dezember 2011 melden die Staatsmedien Nordkoreas den Tod von Diktator Kim Jong Il. Die verschiedenen Gremien der Staatsführung, u.a. die Militärkommission der Staatspartei, sowie die staatliche Verteidigungskommission, würdigen in einer gemeinsamen Erklärung die ausgedehnten Reisen und Bemühungen des Staats- und Parteichefs:
„Er starb auf diesem Kurs in einem Zug an wiederholter mentaler und physischer Müdigkeit“.
Der Diktator hatte seiner gesamten rund 17-jährigen Regentschaft ein einziges Mal eine von den Staatsmedien übertragene Rede gehalten. Und diese bestand aus einem einzigen Satz.
In der faktischen Erbmonarchie des Landes wird nun Kim Jong Un als Nachfolger seines Vaters Kim Jong Il ausgerufen, der wiederum 1994 die Thronfolge von seinem Vater und Staatsgründer Kim Il Sung angetreten hatte.
Kurz danach veröffentlichen am Neujahrstag 2012, vier Jahre nach dem Treffen der Staatschefs der beiden koreanischen Staaten Kim Yong Il und Roh Moo Hyun am 2.Oktober 2007 in Pjöngjang, die Staats- und Partei-Zeitungen „Rodong Sinmun“, „Joson Inmingun“ und „Chongnyon Jonwi“ einen gleichlautenden Leitartikel. Einzelne Passagen lassen durchaus aufhorchen:
„Der Standpunkt der nationalen Souveränität und Priorität der Nation ist konsequent zu bewahren.“
„Die nationale Versöhnung und Verbundenheit sind Voraussetzung und Garantie für die Vereinigung des Vaterlandes.“
„Die Kriegsmachenschaften der inneren und äußeren Kriegslustigen zu unterbinden, ist eine dringende Forderung der gegenwärtigen Situation.“
„Es ist erhöhte Wachsamkeit angesichts der Gefährlichkeit des militärischen Komplotts der inneren und äußeren kriegslustigen Kräfte geboten und die US-Aggressionstruppen, das Haupthindernis für die Friedenssicherung auf der Koreanischen Halbinsel, aus Südkorea abzuziehen.“
Unserer Einschätzung nach ist zu diesem Zeitpunkt eine friedliche Wiedervereinigung des geteilten Korea und eine Zukunft in Souveränität möglich.
Die „New York Times“ bemerkt ebenfalls die Bedeutung der Erklärung, reagiert aber bezeichnenderweise eher unwirsch und zitiert lieber die üblichen Experten. Immerhin erwähnt die NYT, dass die Erklärung eine Verbesserung der ökonomischen Verhältnisse der Bevölkerung verspricht – für nordkoreanische Verhältnisse ebenfalls äußerst ungewöhnlich, da die Erklärung damit konstatiert, dass diese verbessert werden müssen. Brisant ist dies auch deswegen, weil fast alle sowieso dürftigen Ressourcen des Landes in das Militär und die priviligierten Kader der Nomenklatura fließen.
Am 15. April 2012 hält der neue Monarch Kim Jong Un seine erste öffentliche Rede. Im Gegensatz zu seinem Vater bringt er mehr als einen Satz heraus und bekundet, neben den üblichen Lobpreisungen des mächtigsten Militärs aller Zeiten, den Willen zum ultimativen Sieg, etc, usw, auch sein Bedauern über die jahrzehntelange Teilung Koreas zum Ausdruck, sowie die Bereitschaft mit allen zu kooperieren, die sich für eine Wiedervereinigung des Landes einsetzen.
Eine weitere öffentliche Rede hält Kim Jong Un noch am 29. Oktober.
Am 14. November 2012 vermeldet die „Welt“ Ungewöhnliches:
„Der junge Staatschef führt das Militär zum dritten Mal öffentlich vor – elf Monate nach seiner verblüffenden ersten Neujahrsbotschaft als Staatschef, in welcher er die Hebung des Lebensstandards der Nordkoreaner und den Dialog mit Südkorea zur wichtigsten Aufgabe erklärt und von der Armee eine radikale Umstellung auf moderne Zeiten verlangt hatte.“
Von einem Machtkampf mit dem Militär ist die Rede. In der Tat kommt zu diesem Zeitpunkt offenbar Einiges in Bewegung.
Der Onkel des Monarchen, Jang Song Thaek (Chang Sung Taek), hatte in den letzten Jahren der Regentschaft von Kim Jong Il als starker Mann und eigentlicher Regent Nordkoreas gegolten.
Nach Amtsantritt von dessen Thronfolger Kim Jong Un war Jang offiziell zweitmächtigster Mann im Staate. Diese Position hatte Jang gefestigt, indem er im Juli 2012 den Generalstabschef des Militärs und direkten Konkurrenten Ri Yong Ho ausschaltete.
Irgendwann um den November 2012 aber, so legen im Nachhinein veröffentlichte Analysen nahe, verliert der Kim-Onkel offenbar einen weiteren und für ihn verhängnisvollen Machtkampf.
Nach einem hochrangigen Treffen in China mit dem dortigen Staatspräsidenten Hu Jintao im August 2012, in dem es eben für jene ökonomische Verbesserung der Situation geht die zu Antritt der Regentschaft von Kim Jong Um Anfang des Jahres versprochen worden war, wird Jang Song Thaek in Nordkorea im November 2012 von den Staatsmedien nur noch als bloßer Sportfunktionär bezeichnet, seine bis dahin offiziellen Titel bleiben unerwähnt. Er tritt zu diesem Zeitpunkt das letzte Mal öffentlich auf. (Ein Jahr später verkünden dann Nordkoreas Staatsmedien, „die Arbeiterpartei“ habe Jang beseitigt bzw „ein Militärtribunal“ zum Tode verurteilt, weil er parteifeindliche, konterrevolutionäre Handlungen mit dem Ziel ausgeführt habe die Führung unserer Partei, des Staates und des sozialistischen Systems zu stürzen“. Die übliche Presse schob noch die Story vom brutalen Diktator hinterher, der seinen eigenen Onkel an 120 Hunde verfütterte. Zuvor hatte im August 2013 die übliche Presse nordkoreanische Staatsmedien nachgeplappert, denen zufolge der Unmensch Kim seine ex-Freundin und ein Dutzend weiterer in Nordkorea bekannter Künstler hinrichten habe lassen.)
Im Zeitraum um den November 2012 wird nach öffentlich vorliegenden Informationen auch der im Juli 2012 neu eingesetzte Generalstabschef Hyon Yong Chol wieder degradiert (und später in 2015 hingerichtet). Im gleichen Zeitraum verliert ein weiterer Vertrauter des Kim-Onkels Jang, Choe Ryong Hae, ebenfalls seinen Rang (er tauchte 2014 wieder auf, wurde gerüchteweise gefoltert und bestand eine „Umerziehung“).
Die nachdenklichsten Berichte zu diesen enormen Machtkämpfen und Verschiebungen in der Machtarchitektur Nordkoreas – die in der üblichen Presse samt und sonders als Manöver des souveränen Monarchen Kim Jong Un dargestellt werden, unter nicht enden wollendem Geplapper der üblichen Experten aus Südkorea und der seinerzeit weit rechts stehenden Regierung in Seoul – gibt es bei „38 North“. Die Zeitung fragt am 21. Dezember 2012:
„Es ist interessant, dass am Ende Kim Jong Un alle drei seiner militärischen Helfer, die mit ihm und seiner Tante in 2010 zu Vier-Sterne-Generälen gemacht worden waren – Choe Ryong Hae, Choe Pu Il und Hyon Yong Chol – den Wölfen zum Fraß vorwerfen musste. Das bringt die Frage mit sich, wer der wirkliche Gewinner dieses annus horribilis für das nordkoreanische Militär war – war es Kim Jong Un oder war es jemand anderes hinter den Kulissen?“
Nun, die einfachste Antwort darauf wäre: das nordkoreanische Militär selbst.
Bereits im Dezember 2012 ist eine deutliche Wende spürbar. In der U.S. Einflusssphäre werden Vorbereitungen in Nordkorea für eine weitere unterirdische Zündung einer Atomwaffe bemerkt. Diese erfolgt dann am 12. Februar 2013.
Anfang April zieht Nordkoreas Regime einen „Masterplan“ aus der Tasche, der von der üblichen Presse (diesmal dem „Spiegel“) eins zu eins nachgeplappert und dabei auch noch als „nüchtern und rational“ bezeichnet wird, obwohl sie nun eine massive nukleare Aufrüstung beinhaltet. Im gleichen Atemzug wird eine durch die nordkoreanische Propaganda behauptete Rede von Kim Jong Un nacherzählt und dessen Urheberrschaft und allmächtige Regentschaft in keinster Weise in Frage gestellt. Gleichzeitig heisst es über die Sätze der kolpotierten Rede des allmächtigen großen Führers Kim Jong Un:
„Vor allem gewähren sie Einblicke in die Gedankenwelt der geheimnisvollen Führungsriege in Pjöngjang.“
Aha. Und wir dachten, diese wäre Kim Jong Un in person.
„Die Atombomben verschafften Nordkorea Luft, sich auf die Wirtschaft zu konzentrieren, und die Möglichkeit, Geld bei konventionellen Truppen einzusparen, erklärte Kim seinen Zuhörern“,
erklärt der „Spiegel“ seinen Lesern.
Wie plausibel. Wie rational. Wie vernünftig. Nischt zu fressen, aber Atombomben bauen. Und sich ein wahnsinniges, ungewinnbares „Wettrüsten“ liefern mit einem Imperium, welches sich bereits zum damaligen Zeitpunkt (2013) seit elfeinhalb Jahre in einem weltweiten ausgerufenen, ungewinnbaren und auf Endlosigkeit programmierten „Krieg gegen den Terror“ befindet, jedes Jahr eine Billion Dollar für seine „Sicherheit“ ausgibt, Dutzende von folgsamen Regierungen und Militärs im Schlepptau weiß und dessen ebenfalls völlig freidrehene Militärmaschinerie und „Nationale Sicherheit AG“ technologisch und infrastrukturell meilenhoch überlegen und uneinholbar voraus ist (Satelliten-Kapazitäten, etc).
Zu jedem Zeitpunkt in den letzten Jahrzehnten hätte eine einfache Vereinbarung oder auch nur eine simple Erklärung diese irrationale und verrückte Kriegstreiberei um bzw durch Nordkorea beendet: die Erklärung durch die Atommächte China und Russland, Nordkorea im Falle eines Angriffs auf sein Territorium zu verteidigen und einen „Regime Change“ (Putsch) zu verhindern, aber andererseits im Falle eines Angriffs durch Nordkoreas Regime auf die Vereinigten Staaten oder Südkorea neutral zu bleiben (und damit einen zu erwartenden Gegenschlag auf Nordkorea zu dulden).
Durch eine solche Erklärung seitens einer Nordkorea nahestehden oder befreundeten Atommacht wäre dessen Aufrüstung des Militärs und dessen Ausplünderung der Bevölkerung bis auf´s Blut mit einem Schlag ohne Alibi; eine Atombombe selbst für Kriegsfanatiker nicht mehr begründbar.
Chinas Staatsführung gab, äußerst widerwillig und nach viel Gewimmer und Gebrumm, schlussendlich eine entsprechende Beistands- und Neutralitäts-Erklärung im August 2017 ab. (China: Neutralität bei Erstschlag Nordkoreas, aber Beistand bei Umsturzversuch und Invasion)
Russland aber, namentlich dessen Präsident Wladimir Putin, hat diese Erklärung bis heute nicht abgegeben.
Die Rolle der russischen Staatsführung in der Korea Situation beurteilten wir mehrfach sehr negativ. Und es gibt aus unserer Sicht keinen Grund daran irgendetwas zu ändern, im Gegenteil. Es hat sich weiter unsere Analyse verdichtet, dass die Russische Föderation versuchte die Sanktionsstrategie (und damit eine friedliche und diplomatische Lösung) der Krise zu verhindern, sie weiterhin versucht zu unterlaufen bzw zu sabotieren, statt einer Lösung durch Sanktionen und Diplomatie gezielt einen Krieg auf der koreanischen Halbinsel in Kauf nimmt, Nordkorea als geostrategischen Bauern benutzt und versucht hat, die u.s.-amerikanische Regierung zu einem (weiteren) Angriffskrieg zu bewegen, diesmal mit noch schlimmeren Folgen als zuvor in bereits sechzehn Jahren Krieg. Gewinner wäre dabei auch die internationale Kriegslobby insgesamt, die wir hier im Groben auflisteten.
Im Oktober verlautbarte erst der russische Abgeordnete Anton Morozow, Mitglied im Außenausschuss der Duma, nach einem viertägigen Besuch in Pjöngjang, das Regime verfüge demnächst über Raketen die das u.s.-amerikanische Festland erreichen könnten und Tage später C.I.A.-Chef Mike Pompeo. Die Botschaft war identisch: hat ja eh alles keinen Zweck, das mit den Sanktionen, ein Krieg muss her, endlich, zack-zack! Und Anfang November beschwor der russische Außenminister Sergei Lawrow – der einmal versuchen sollte eine einzige positive Leistung in seiner gesamten Amtszeit vorzuweisen – die U.S.-Regierung könne jederzeit einen Angriff auf Nordkorea starten, auch ohne Südkorea vorher zu konsultieren, obwohl dieses dadurch unabsehbaren Folgen ausgesetzt wäre.
Dabei ist sowohl Lawrow, als der Kriegslobby weltweit sehr wohl bewusst, dass ein Angriff auf Nordkorea durch die U.S.A. selbst nach Einschätzung des Pentagon und des State Department nicht ohne Zustimmung des Kongresses erfolgen dürfte, mit Ausnahme zur Abwendung einer „unmittelbaren Bedrohung“ und zudem völkerrechtlich illegal wäre, da ohne Mandat der Vereinten Nationen. Und die bisherigen Ausreden für die Angriffskriege der Vereinigten Staaten seit Kriegsausbruch bzw die Kriegsermächtigung vom 14. September 2001 sind im Falle Nordkoreas schlicht nicht anwendbar.
Geht man nun, wie wir bei Radio Utopie, davon aus, dass die Russische Föderation nicht nur bezüglich der Korea Situation, sondern weltweit seit Jahren ein extrem heimtückisches und falsches Spiel treibt und den vermeintlichen Gegnern, den Vereinigten Staaten von Amerika und ihrem Klon „Europäische Union“, immer wieder zuarbeitet und in die Hände spielt – z.B. indem sie Nordatlantikpakt und E.U. nach deren eigenem mit faschistischen Fusstruppen durchgeführten Putsch in Kiev zu den „Beschützern“ Europas beförderte und deren Aufrüstung auf dem Kontinent legitimierte (die „Neurussland“-Falle) – muss man sagen:
Natürlich gab die russische Staatsführung keine solche Beistands- und Neutralitäts-Erklärung gegenüber Nordkorea ab, wie es nun China endlich tat. Russlands Regierung gab eine solche Erklärung auch nicht gegenüber Libyen und auch nie gegenüber Syrien ab, genauso wenig wie die chinesische Staatsführung, obwohl dies Hunderttausenden von Menschen das Leben gerettet hätte.
Wer hat nun die Kontrolle über das Regime in Nordkorea? Der offizielle Monarch Kim Jong Un?
Nach dem offenkundigen Machtkampf im Zeitraum um den November 2012, ist Kim Jong Un kein einziges Mal mehr bei einer Massenveranstaltung des Regimes in der Öffentlichkeit aufgetreten, geschweige denn er hätte dort das zweite Mal in seiner Regentschaft eine Rede gehalten. Alle nach diesem Zeitraum durch das Regime vermeldeten öffentlichen Auftritte des ungeschminkten Diktators sind fragwürdig und zweifelhaft, was ihre Authenzität angeht. Bild, Ton, Schnitt erscheinen oft genug konstruiert oder manipuliert, mit dem Zweck Ort, Zeit und tatsächliches Geschehen zu verschleiern oder vorzutäuschen.
Im Mai 2016 fiel diesbezüglich einem Redakteur der britischen Zeitung „Metro“ auf, dass sich die Stimme von Kim Jong Un bei der Neujahrsansprache 2014 und einer Parteitagseröffnung in 2016 auffällig unterschied (entscheiden Sie selbst).
Die Zeitung fragte sich, ob es sich bei der einen Rede „um eine völlig andere Person“ handele oder jemand die Tonspur ge-„dubbed“, also neu eingesprochen bzw nachvertont habe (im Filmgenre alltägliche Praxis, beim nachträglichen Einsprechen der Original-Schauspieler in Studio-Umgebung, oder bei der Synchronisation, also dem Einsprechen fremder Stimmen auf Lippenbewegungen anderer Personen).
Wie Radio Utopie bereits mehrfach erwähnte, erschien der Machthaber Kim Jong Un selbst bei der großen Propagandaveranstaltung in Nordkoreas Hauptstadt am 11. August zur „Feier“ der unterirdischen Zündung einer Wasserstoffbombe nicht. Als die Staatsmedien Nordkoreas am 22. September auf englisch ein Statement verbreiteteten, in welchem der U.S. Präsident Donald Trump u.a. als „geistig umnachteter Greis“ bezeichnet wurde, zeigten sie nur ein Foto des Diktators. Und auf einer Massenveranstaltung zu dessen Unterstützung im heldenhaften Einsatz für den Atomkrieg am 23. September erschien Kim Jong Un ebenfalls nicht. Bezeichnenderweise ließ das der internationale Medien-Komplex regelmäßig unerwähnt (Nordkorea: Kim Jong Un bleibt verschwunden)
Am 8. Oktober schließlich legten Nordkoreas Staatsmedien nach. Veröffentlicht wurden undatierte Fotos und undatierte bewegte Bilder des Monarchen, ohne Ton.
„Ein Auftritt in der Öffentlichkeit, ein Beweis der physischen und psychischen Gesundheit des Monarchen war das immer noch nicht. Die realen Machtverhältnisse in dem mit Nuklearwaffen ausgestatteten Staat bleiben unklar.“
Die gleiche Vernebelung über eine ungewöhnlicherweise gestern in Pjöngjang stattgefundene Militärparade, einen Tag vor der heutigen Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Die „BBC“ schrieb zu dieser Militärparade, Kim Jong Un habe an dieser teilgenommen. Es ist nicht nachvollziehbar, wie der britische Staatssender zu dieser Aussage gelangt. Der nordkoreanische Staatssender übertrug die Militärparade nicht live, wie der südkoreanische Nachrichtensender „Arirang“ feststellte. Dass sie überhaupt stattfand, wurde anhand von Satelliten-Aufnahmen nachvollzogen. Und in den später vom nordkoreanischen Staatsfernsehen und der Nachrichtenagentur „afp“ übernommenen Aufnahmen fehlt jedwede Aufnahme des angeblich anwesenden Machthabers. „Arirang“ wiederum blendete in seiner kurze Zusammenfassung zur Militärparade zum Schluss kurz Bilder von Kim Jong Un ein. Es blieb völlig unklar, ob dies tatsächlich Bilder vom heutigen Tage und der ominösen Parade waren.
In der Presse wurde viel spekuliert, warum diese eigentlich für April angesetzte ominöse Parade ausgerechnet am gestrigen Donnerstag durchgeführt wurde. Die einfachste Erklärung wäre: um die Potemkinsche Fassade der Monarchie aufrecht zu erhalten und die eigentlichen Machtverhältnisse im Staat zu verschleiern.
Am 9. Januar kam es zu einer für viele überraschenden Wende in der bis dahin von Kriegstreiberei geprägten Korea Situation. Vertreter beider Koreas einigten sich auf Nordkoreas Teilnahme an Olympischen Spielen in Pyeongchang. Auch die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtete umgehend über die Einigung. Unmittelbar folgend öffnete Nordkorea einen weiteren Kommunikationskanal, eine militärische Telefonverbindung am westlichen Teil der innerkoreanischen Grenze.
Den Segen für den plötzlichen Schwenk von Nordkoreas Machthabern im Vorfeld der Olympischen Spiele, die nun eine Teilnahme der Sportlerinnen und Sportler aus dem Norden Koreas, eine innerkoreanische Annäherung und sogar eine gemeinsame Mannschaften und einen friedlichen Einmarsch, nämlich bei der Eröffnungsfeier mit einer gemeinsamen neutralen Koreanischen Flagge ermöglichte, erteilte ausgerechnet der russische Präsident Wladimir Putin – wenn auch im Nachhinein.
„Spiegel“ und „Welt“ am 11. Januar fast gleichlautend nach einer dpa-Meldung:
„Russlands Präsident sparte nicht an Komplimenten für den nordkoreanischen Machthaber: Kim sei gerissen und handle wohlüberlegt, sagte Putin. Er habe die jüngste Runde im Streit über sein Atomwaffen- und Raketenprogramm gewonnen. Der Nordkoreaner könne nun auf Entspannung setzen. „Er ist ein kompetenter und reifer Politiker„, lobte der Kreml-Chef den 34-jährigen Machthaber des isolierten kommunistischen Landes. Eine Lösung des Atomproblems sei nur durch Verhandlungen zu erreichen.“
Ebenfalls auf den Zug sprang, wie üblich, die geschäftsführende Bundesregierung in Berlin auf, die während der hochbrisanten Krise in 2017 nichts getan hatte außer öffentlich den Kopf einzuziehen, während ihre sauberen „Diplomaten“ unter einer Vielzahl von Kriegslobbyisten mit dem Regime in Pjöngjang jahrelang an einem Tisch saßen, bekanntlich ohne irgendetwas zu tun außer alles schlimmer zu machen, was wir bei Radio Utopie vermutet hatten.
Doch jetzt gab es für die Regierung ja was zu holen. Man heuchelte, wieder einmal, was das Zeug hielt. In Südkorea freute man sich natürlich, in gutem Glauben. Welche Verschwendung.
Der letztes Jahr neu gewählte südkoreanische Präsident Moon Jae in und seine linksdemokratische Regierung repräsentieren mit ihrer Politik derzeit ein positives Alleinstellungsmerkmal auf dem Planeten. Dass sich nun ex-Außenminister und Präsident Frank-Walter Steinmeier, Urheber der erneuten Merkel-Regierung mit seiner „S.P.D.“ und verantwortlich für eine Reihe von Kriegen unter Beteiligung der bisherigen Merkel-Regierungen, angefangen beim Libanon-Krieg in 2006, gestern in Seoul mit Moon traf, lassen wir daher höflichweise unkommentiert.
Neben Steinmeier und der neuen alten Merkel-Regierung versucht sich übrigens auch die saudische Monarchie in Seoul einzuschleichen und Südkorea in sein Atomprogramm zu verwickeln. Die Vereinigten Arabischen Emirate wiederum bangen um ihre geheimen Militärabkommen mit den rechten Vorgängerregierungen.
Wie beschrieben, erwähnte Radio Utopie in den zurückliegenden Monaten, in denen durch die internationale Kriegslobby praktisch ununterbrochen Atomrabatz gemacht wurde, mehrfach die unklaren Machtverhältnisse in Nordkorea, zuletzt am 8. Oktober.
Just am 8. Oktober verkündete das nordkoreanische Regime, über die Sitzordnung für eine Gedenkveranstaltung für den am 17. Dezember 2011 entrückten Kim Jong Il, die Beförderung von Kim Jong Uns Schwester, Kim Yo Jong, in den engsten Führungszirkel. Auch rückte der im November 2012 entmachtete und „umerzogene“ damalige Vertraute vom Kim-Onkel Jang, Choe Ryong Hae, wieder vor auf den offiziell zweitmächtigsten Sitz, hinter dem Vorsitzenden des Präsidiums der Obersten Volksversammlung, Parlamentschef Kim Yong Nam.
Die Treppe hinunter fiel dagegen Vize-Marshall Hwang Pyong So (nachdem dies wohl auch durch die üblichen Experten in Südkorea gelesen wurde, hieß es dann bei diesen im November, der hochrangige Militär sei auf Befehl von Choe Ryong Hae „bestraft“ worden).
Der Name des nominellen Diktators Kim Jong Un aber verschwand ganz von der Sitzordnung. Und auch bei der Gedenkveranstaltung am 17. Dezember, immerhin für seinen Vater, erschien er nicht. Nachdem dies in Südkorea öffentlich diskutiert wurde, schob die nordkoreanische Propaganda schnell ominöse und undatierte Photos nach und behauptete, Kim Jong Un habe das Mausoleum seines Vaters und Großvaters allein besucht.
Der am 8. Oktober als offiziell mächtigster Kader Nordkoreas benannte Parlamentschef Kim Yong Nam besucht nun die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang. Ebenso Kim Jong Uns Schwester Kim Yo Jong. Beide treffen den südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In.
Die derzeitige Annäherung der beiden Koreas, ihre gemeinsamen Mannschaft bei den Olympischen Winterspielen und besonders der heutige gemeinsame Einmarsch zur Eröffnungsfeier mit der neutralen Flagge Koreas sehen wir bei Radio Utopie sehr positiv.
(…)
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