Doppelagent Putin
Der ranghöchste Funktionär seiner staatlichen Hierarchie ist nicht einmal mit Russland verbündet, geschweige denn mit Syrien, dem Iran oder irgendeinem anderen aus der U.S.-Hegemonie seit Jahrzehnten attackierten oder direkt angegriffenen Land. In Wirklichkeit dient Wladimir Putin dem von uns bereits mehrfach beschriebenen imperialen Komplex und einer seit bald siebzehn Jahren den weltweiten Terrorkrieg führenden großen Koalition des Krieges und internationalen Kriegslobby und strebt deren noch effektivere Kollaboration an.
Putins Rolle dabei ist ähnlich dem eines der vielen Monarchen vor und im Ersten Weltkrieg. Und seine Funktion, wie der „prorussischen“, also der pro-regierungs-russischen Lobby insgesamt, ist es, in verdeckter Dialektik mit ihren spiegelbildlichen „proamerikanischen“ bzw „proeuropäischen“ Pendants in der U.S.-Hegemonie die jeweilige innere Opposition, gerade die fortschrittliche und pazifistische, in Verbindung mit dem jeweils anderen Blockgegner zu bringen, sie von diesem absorbieren zu lassen und so im Inneren erst zu diskreditieren und letztlich neutralisieren zu können.
Die Skripal-Affäre, mit all ihrer Schnitzeljagd, drehbuch-ähnlichen Facetten, dramaturgischen Kniffen und dem auch aus dem Syrien-Krieg bekannten um-die-Wette-Lügen von allen staatlichen Seiten, sprang aus dem Hut nicht nur nachdem, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach gerade weil angesichts des Korea-Gipfels im Länderdreieck Korea, China und Japan ein Frieden mit weltweiter Strahlkraft droht.
Von Anfang diente dabei die Skripal-Affäre nicht nur dem Wahlkampf des vermeintlichen Nationalisten Wladimir Putin und dessen Vorantreiben der „Eurasischen Union“, mitsamt einem seit 28 Jahren auch von der Nomenklatura in Deutschland still und leise geplanten Andocken an eine „Europäische Union“ zwecks „gemeinsamer Wirtschaftszone von Wladiwostok bis Lissabon“ bzw gleich „von Vancouver bis Wladiwostok“. Die Skripal-Affäre diente natürlich auch der von Oppositionsführer Jeremy Corbyn getriebenen Premierministerin ihrer Majestät, Theresa May im Vereinten Königreich. Natürlich wurde Corbyn, der angesichts der aus dem Nichts und nur Monate nach der Begrüßung des guten alten Boris in Moskau (inszenierte Hakelei inklusive) aufgeblasenen Spannung zwischen zwei Quasi-Monarchien auf dem Kontinent, in gutem Glauben erst Beweise vor Urteilen oder gar irgendwelchen militärischen Aktionen forderte, prompt als „Prorusse“ diffammiert.
Moskau selbst gab in dieser Affäre mal den doofen, gemeinen Russki, oder auch den armen, unschuldigen ex-Befreier vom Faschismus und historisch immer vom Westen Überfallenen. Substanz hatte dabei nichts, was irgendein staatlicher Funktionär behauptete oder aussagte, weder in Russland, noch in Großbritannien. Nichts.
Der nun erfolgte erneute Luftangriff gegen Syrien repräsentiert die Wiederholung einer Seifenoper aus dem letzten Jahr (11.04.2017, Wag the Russki). Drehbuch wie folgt:
– U.S. Präsident Donald Trump äußert in etwa „es hat nach Hunderttausenden von Toten keinen Sinn mehr die Invasion in Syrien mit terroristischen Proxy-Truppen und regulären eigenen Einheiten weiter fortzusetzen“,
– im Gebiet der terroristischen Proxies und Invasoren bei Ghouta ereignet sich ein fiktiver oder tatsächlicher Einsatz von Chemiewaffen,
– Trump dreht sich um 180 Grad und kündigt einen Militärschlag auf Syrien an,
– dieser erfolgt, mit Ankündigung und laut der französischen Verteidigungsministerin und einem anonymen Politiker über „Reuters“ abermals mit Vorwarnung durch die Westmächte,
– die russische Flugabwehr tut nichts, gibt auch noch damit an und die syrische, die genau wie die russischen Militärs noch jedem Massaker gegen die eigenen und verbündeten Truppen aus Irak, Iran und Libanon zugesehen hat wie die Karnickel auf der Fahrbahn, behauptet dies und das.
Einer der wenigen Unterschiede zum letzten Jahr ist, dass sich neben Donald Trump mit Emmanuel Macron und Theresa May nun zwei weitere in ihrem Land hoch umstrittene Staatsleiter vor die Presse stellen und sagen können, sehet her, das haben sie nun davon, diese Russkis. Und Putin, der arme Putin, zitiert das Völkerrecht.
Dass die russische Staatsführung Syrien nie beabsichtigt hat Syrien gegen Luftangriffe zu verteidigen, sagte sie schon im letzten Jahr. Dass der russische Präsident jetzt von einer Verletzung der Souveränität Syriens redet, spricht Bände über dessen auch im Humor zum Ausdruck kommenden Grausamkeit. Der ganze Luftraum Syriens quillt über von irgendwelchen Kampfjets von Vancouver bis Wladivostok, seit Jahren. Noch einmal – hätte die Russische Föderation vor Beginn der Syrien-Invasion oder vor Beginn der Libyen-Invasion den dortigen Regimen eine Garantieerklärung gegeben, wie sie China letzten Sommer unter viel Gewimmer und Gebrumm endlich gegenüber Nordkorea abgab, wären Hunderttausende Menschen heute noch am Leben.
Und wer es vergessen hat – Russlands „Eingreifen“ in der Syrien-Invasion, vor der ich schon vor elf Jahren warnte, erfolgte erst Mitte 2015, drei Jahre nachdem ich warnte, dass die Schwachmacht Russland wieder dabei ist die Welt in einen Abgrund zu reißen.
Es sollten sich grade politisch links stehende bzw progressive Kräfte in der U.S.-Hegemonie dreimal überlegen, ob sie eine unreflektierte „prorussische“ Position adaptieren und es dann sein lassen. Umgekehrt ist allen Dissidenten in der Russischen Föderation und deren Macht- und Einflussbereich dringend zu raten, von allen vermeintlich guten Freunden aus dem „Westen“ den weitestmöglichen Abstand zu nehmen.
(…)
Artikel zum Thema:
07.06.2017 Taktik des Terrorkrieges: Wahrnehmungs-Management, Verwirrung, gelenkte Querfront
„In Russland gab es eine Gruppe von Männern, die bemerkt hatte, wie dieser fehlende Glaube an die Politik, sowie die dunkle Unsicherheit über die Zukunft, zu ihrem Vorteil arbeiten konnte. Was sie getan hatten, war, russische Politik in eine seltsame Art von Theater zu verwandeln, wo keiner mehr sicher sein konnte was wahr oder Fälschung („fake“) war. Diese wurden „politische Technologen“ genannt. Und sie waren die Schlüsselfiguren hinter Präsident Putin.“
14.03.2016 Russland sinkt sogar unter den Großmächte-Standard eines abschreckenden Beispiels
Man stelle sich mal vor, in, sagen wir, Spanien würden erst Massendemonstrationen gegen die Monarchie beginnen, dann von Scharfschützen bzw Unbekannten in die Reihen der Polizei und der Demonstranten gefeuert und über Monate eine Eskalationsspirale zwischen natürlich unbewaffneten, guten Demokraten und einer mörderischen Monarchie aufgebaut, in dessen weiterer Folge Teile des spanischen Militärs plötzlich desertieren, aber genügend Munition und Ausrüstung für jahrelangen Krieg mitnehmen, sich fortan auf magische Weise selbst versorgen und sich dann irgendwann, merkwürdigerweise zu blutrünstigen Todesschwadronen geronnen, bei der Versorgung über Marokko und das Mittelmeer erwischen lassen. Glaubt irgendjemand im Ernst, dass die Vereinigten Staaten von Amerika sich das auch nur einen Monat lang mitangesehen hätten?