Letzte Woche habe ich den Außenminister und den nationalen Sicherheitsberater aufgefordert, den Schutz von al-Qaeda in Syrien einzustellen, indem sie aufhören zu verlangen, dass die syrische Regierung Idlib unter al-Qaeda-Kontrolle belässt. Auch wenn es schwer zu glauben scheint, dass die US-Regierung Al-Qaeda in Syrien hilft, ist das nicht so seltsam, wie es scheint: Unsere interventionistische Außenpolitik verlangt zunehmend, dass Washington sich mit „Bösewichten“ zusammenschließt, um seine gefährlichen und aggressiven außenpolitischen Ziele zu verfolgen.
Unterstützt die Trump Administration tatsächlich al-Qaeda und ISIS? Natürlich nicht. Aber die „Experten“, die die Außenpolitik von Trump leiten, haben festgestellt, dass ein faktisches Bündnis mit diesen beiden extremistischen Gruppen vorerst notwendig ist, um die längerfristigen Ziele im Nahen Osten zu ermöglichen. Und was sind das für Ziele? Regimewechsel für den Iran.
Werfen wir einen Blick auf die Gebiete, in denen die USA die Augen vor al-Qaeda und ISIS verschließen.
Erstens, Idlib. Wie ich letzte Woche erwähnte, sagte Präsident Trumps eigener Sondergesandter für den Kampf gegen ISIS erst letztes Jahr: „Die Provinz Idlib ist der größte Zufluchtsort für al-Qaeda seit dem 11. September“. Warum warnen also so viele US-Vertreter – darunter auch Präsident Trump selbst – die syrische Regierung immer wieder davor, ihr eigenes Territorium aus der Kontrolle Al-Qaedas zurückzuerobern? Würde diese uns nicht einen Gefallen tun, indem sie das Gebiet von al-Qaeda befreit? Nun, wenn Idlib von Assad wieder eingenommen wird, endet der neokonservative (und saudische und israelische) Traum vom „Regimewechsel“ in Syrien und einem blauen Auge für Syriens Verbündeten Iran.
Zweitens befindet sich eine der letzten Gruppen von ISIS-Kämpfern in Syrien im Bereich um die US-Militärbasis Al-Tanf, die seit zwei Jahren illegal im Nordosten Syriens operiert. Letzte Woche warnte Russland laut Presseberichten das US-Militär in der Region, dass es im Begriff sei, einen Angriff auf ISIS-Kämpfer um die US-Basis herum zu starten. Die USA reagierten, indem sie 100 weitere US-Marines schickten und eine Schießübung mit scharfer Munition als Warnung durchführten. Präsident Trump hat sich vor kurzem (wieder) gewendet und angekündigt, dass die USA „auf unbestimmte Zeit“ in Al-Tanf bleiben würden. Warum? Es gilt als strategischer Punkt, von dem aus man den Iran angreifen kann. Die USA wollen dort bleiben, auch wenn es bedeutet, die Augen vor ISIS in der Nachbarschaft zu verschließen.
Schließlich wurde im Jemen von AP und anderen Konzernmedien festgestellt, dass die US/Saudi-Koalition, die gegen die Houthis kämpft, direkt von al-Qaeda profitiert. Warum al-Qaeda im Jemen helfen? Weil das eigentliche Ziel der Vereinigten Staaten von Amerika der Regimewechsel im Iran ist, wobei der Jemen als eine der Fronten im Kampf gegen den iranischen Einfluss im Nahen Osten gilt. Wir helfen also al-Qaeda, die uns angegriffen hat, weil wir im Iran, der uns nicht angegriffen hat, einen „Regimewechsel“ wollen. Wie macht das Sinn?
Wir alle erinnern uns an das alte Sprichwort, das Benjamin Franklins „Poor Richard‘s Almanack“ zugeschrieben wird: „Wenn man sich mit Hunden hinlegt, wacht man mit Flöhen auf“. Die „Experten“ möchten, dass wir glauben, dass sie eine brillante Außenpolitik betreiben, die Amerika am Ende des Tages einen großen Sieg bescheren wird. Aber wie immer haben es die „Experten“ falsch verstanden. Es ist wirklich nicht so kompliziert: Wenn „gewinnen“ bedeutet, dass man mit al-Qaeda und ISIS verbündet ist, macht man etwas falsch. Fangen wir an, die Außenpolitik richtig zu machen: Lassen wir den Rest der Welt in Ruhe!
Orginalartikel „Why Are We Siding With al-Qaeda?“ vom 10.9.2018
Quelle: http://www.antikrieg.com/aktuell/2018_09_10_warum.htm
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