Meine großartige Zeit in einem Anhaltezentrum für illegale Einwanderer
Der ganze Trubel um die Karawane der Mittelamerikaner, die nach Norden in die Vereinigten Staaten ziehen, um den Flüchtlingsstatus zu suchen, hat gute Erinnerungen an eine der besten Erfahrungen meines Lebens zurückgebracht – an eine Weihnachtsshow, die ich in dem Anhaltezentrum für illegale Einwanderer in meiner Heimatstadt Laredo, Texas, organisiert habe.
Damals, in den späten 1970er Jahren, war ich ein junger Anwalt in Laredo. Ich hatte unseren lokalen Bundesrichter gebeten, mich zum Vertreter von Einwanderern zu ernennen, die wegen illegaler Einreise in die Vereinigten Staaten angeklagt waren und die zu bedürftig waren, um einen Anwalt zu beauftragen.
Hier ist ein Auszug aus einem viel längeren Artikel mit dem Titel „I Celebrated Christmas in a Detention Center“, den ich vor 12 Jahren geschrieben habe:
Eines Tages besuchte ich einen meiner Klienten (einen der illegalen Einwanderer, mit deren Vertretung der Bundesrichter mich beauftragt hatte) in dem Anhaltezentrum ein paar Meilen außerhalb von Laredo. Da hatte ich einen Geistesblitz. Als ich in mein Büro zurückkam, rief ich den örtlichen Sheriff an, der für die Leitung des Anhaltezentrums zuständig war, und sagte: „Mario, wie wäre es, wenn mein Cousin Mike Jackson und ich eine Weihnachtsshow für die illegalen Einwanderer in dem Anhaltezentrum veranstalten würden?“ Seine Antwort: „Sicher, das wäre schön. Gib mir das Datum und ich sorge dafür, dass sie bei deiner Ankunft für dich bereit sind.“
Ich rief meinen Cousin Mike an, der in Laredo aufgewachsen war und der an der University of Texas in Austin studierte. Schon als kleines Kind hatte er Gitarre gespielt und gesungen, und heute leitet er eine der besten Rock-and-Roll-Bands in Texas. (Siehe „Hotcakes: Amerikas Band.“. Mein Cousin ist der Typ auf der rechten Seite, Michael „T-Bird“ Jackson (LINK). Mikes Mutter und meine Mutter waren Schwestern, sein Vater war der gleichen Art von List erlegen, die meine Mutter an meinem Vater angewandt hat. Wie viele Menschen in Grenzstädten waren Mike und ich zweisprachig.
Ich rief ihn an und sagte: „Hey, Mike. Wenn du zu Weihnachten nach Hause kommst, wärst du dann bereit, eine Weihnachtsshow für die illegalen Einwanderer im Anhaltezentrum zu machen?“ Seine Antwort: „Auf jeden Fall! Sag mir einfach, an welchem Tag.“
Am vereinbarten Tag kamen Mike und ich im Anhaltezentrum an, das mich an eine Kriegsgefangeneneinrichtung aus dem Zweiten Weltkrieg erinnerte, mit Wachtürmen, hohen Zyklonzäunen mit Stacheldraht an der Spitze und Baracken für die Insassen. Es war ein warmer Dezembertag, und die Wachen erwarteten uns. Sie hatten sogar eine provisorische Bühne gebaut und Dutzende von Stühlen aufgestellt. Etwa 125-150 illegale Einwanderer, die meisten von ihnen in ihre üblichen Khakihosen und weiße T-Shirts gekleidet, machten sich langsam auf den Weg zu den Stühlen, etwas verwundert von dem, was sich abspielte.
Ich begrüßte die Menge und stellte meinen Cousin vor. Mike begann, traditionelle Weihnachtslieder auf Spanisch zu singen, wie „Stille Nacht“ und „Weg in die Krippe“ und natürlich „Feliz Navidad“ sowie alte, traditionelle Lieder aus Mexiko, wie „Cielito Lindo“ und „Guadalajara“. Man konnte leicht sehen, wie die Tränen in die Augen dieser Kerle stiegen, als ihre Gedanken offensichtlich zu ihren Familien zurück in Mexiko wanderten, die ohne sie Weihnachten feierten.
Nach etwa 45 Minuten drehte sich Mike zu mir um und sagte: „Meine Kehle fühlt sich etwas kratzig an. Würdest du bitte für eine Weile übernehmen?“
Ich stimmte bereitwillig zu. Natürlich konnte ich kein Lied singen, wenn ich musste, aber ich wusste sehr wohl, wie man eine Rede hält. Also sah ich diese Kerle direkt an, brachte das Mikrofon an meinen Mund und sagte zu ihnen auf Spanisch:
„Ich weiß, was ihr denkt. Ihr denkt, dass der Grund, warum ihr hier in der Weihnachtszeit Zeit in einem Gefängnis verbringt, darin besteht, dass ihr etwas falsch gemacht habt, etwas Kriminelles. Aber das habt ihr nicht. Alles, was ihr getan habt, ist auf einen natürlichen Drang zu reagieren, den Gott in euch eingepflanzt hat – den Drang, euer Leben durch Arbeit zu erhalten, oder das Leben eurer Frau oder eurer Kinder, oder eurer Mutter oder eures Vaters.
Alles, was ihr getan habt, ist in dieses Land zu kommen, um zu arbeiten, und euer Plan war, den größten Teil eures Geldes nach Hause zu schicken, um eurer Familie zu helfen. Das ist nichts, wofür man sich schämen müsste, und es ist nichts, wessen man sich schuldig fühlen müsste. Tatsächlich ist es etwas, worauf ihr stolz sein könnt. Ihr habt euer Leben und eure Freiheit riskiert in der Hoffnung, euer Leben durch Arbeit zu erhalten oder zu verbessern.
Das ist kein Verbrechen. Das ist etwas Tugendhaftes. Was kriminell ist, sind die Gesetze, die euch hierher bringen. Und die Menschen, die Scham und Schuld empfinden sollten, sind die Regierungsleute, die solche Gesetze erlassen haben und sie gegen euch anwenden.
Also, mein Cousin und ich wünschen euch allen ein frohes Weihnachtsfest und ich möchte, dass jeder von euch weiß, dass es eine große Freude und Ehre für uns ist, heute hier zu sein, um mit euch Weihnachten in diesem Anhaltezentrum zu feiern.“
Wie Sie sich vorstellen können, waren die mit Tränen gefüllten Augen weit wie Untertassen geworden. Diese Männer hatten offensichtlich noch nie, nie eine solche Botschaft gehört und sicherlich auch nie erwartet.
Ich übergab das Mikrofon wieder an meinen Cousin, der noch ein paar weitere Lieder sang. Da entweder die Lieder meines Cousins oder meine Rede mehr Wachen dazu motivierten, sich in Richtung der Aufführung zu bewegen, dachten wir, es sei das Beste, die Sache abzuschließen. Wir dankten den Häftlingen für ihr Kommen und begannen zu gehen. Ich denke, wir haben ihnen eine gute Weihnachtsfeier geboten, weil sie alle ein Lächeln auf den Gesichtern hatten, als sie uns zum Abschied winkten.
Aus irgendeinem Grund wurden wir nie wieder eingeladen, Weihnachten mit den illegalen Einwanderern in dem Anhaltezentrum zu feiern. Aber jedes Mal, wenn ich zur Weihnachtszeit „Feliz Navidad“ im Radio höre, denke ich automatisch an die Zeit zurück, als ich Weihnachten mit den illegalen Einwanderern im Anhaltezentrum Laredo, Texas, feierte, und ein breites Lächeln überzieht mein Gesicht.
Orginalartikel „My Great Time in an Illegal-Immigrant Detention Center“ vom 30.10.2018
Quelle: antikrieg.com