Neue Enthüllungen über die BAYER-Tochter MONSANTO
Die jetzige BAYER-Tochtergesellschaft MONSANTO hat von 2015 bis 2017 den Rockmusiker Neil Young und die Reuters-Journalistin Carey Gillam ins Visier genommen und umfangreiche Maßnahmen eingeleitet, um sich der Kritik der beiden zu erwehren. Dabei steuerte das Unternehmen seine Aktivitäten von einer Abteilung aus, die sich „fusion center“ nannte, in Anlehnung an die gleichnamigen, mit Terrorismus befassten Sektionen des FBIs und des „Departements of Homeland Security“. Das berichtet die britische Tageszeitung The Guardian mit Verweis auf Dokumente aus den Schadensersatz-Prozessen in Sachen „Glyphosat“.
Neil Young erregte die Aufmerksamkeit des Agro-Riesen durch die Veröffentlichung des Albums „The MONSANTO Years“. Der Konzern arbeitete systematisch die Songs durch, identifizierte Problem-Felder, denen sich der Kanadier besonders intensiv widmete, und wappnete sich mit „Gegendarstellungen“. „Wir entwickeln einen Plan, um proaktiv Inhalte zu produzieren und auf die folgenden sechs Topics (…) vorbereitet zu sein“ hieß es in einem Memo, das dann Schwerpunkt-Themen wie „Glyphosat“, „Bürgerrechte“ und „Patente auf Leben“ aufzählte. Auch auf einen von Young produzierten Film über den Farmer Michael White, der gegen MONSANTO vor Gericht zog, reagierte der Multi. „Wir setzen unsere Arbeit an Suchmaschinen-Resultaten fort (…), um sicherzustellen, dass ein ausbalanciertes Erzählen der Michael-White-Story gewährleistet ist“, verlautete aus dem „fusion center“. Sogar rechtliche Schritte gegen den kanadischen Künstler erwog das Unternehmen, ließ schließlich aber doch davon ab.
Die US-amerikanische Journalistin Carey Gillam sah sich einem noch umfangreicheren „action plan“ ausgesetzt. Das ihr gewidmete Dossier „Project Spruce“ umfasste 50 Seiten. Gillam arbeitete lange für die Nachrichten-Agentur Reuters und berichtete vor allem über den Bereich „Landwirtschaft“. Immer wieder erregten ihre Texte dabei das Missfallen des Global Players. Und bei bloßer Empörung blieb es nicht. Nach einem Artikel über einen Farm-Arbeiter, der die Firma wegen seiner Glyphosat-Vergiftung verklagte, versicherte ein MONSANTO-Öffentlichkeitsarbeiter seinen KollegInnen in einer E-Mail: „Wir machen ihrem Arbeitgeber weiter Druck bei jeder Gelegenheit, die sich uns bietet.“ Als die Reporterin ihre Recherchen dann in einem Buch über Glyphosat bündelte, packte der „fusion center“ seinen ganzen Instrumenten-Kasten aus. Er investierte in Suchmaschinen-Manipulationen, die das „Whitewash“ betitelte Werk in schlechtem Licht zeigten und engagierte Trolle für Verrisse auf den AMAZON-Seiten. Besonders bemühte sich MONSANTO um potenzielle Gillam-KritikerInnen mit Renommée aus WissenschaftlerInnen-, VerbraucherInnen- oder LandwirtInnen-Kreisen. Sogar Beschäftigte der US-amerikanischen Umweltagentur EPA wollte der Konzern für seine Zwecke gewinnen.
„Wenn Konzern-Macht mit so einer Intensität dazu genutzt wird, Menschen zum Schweigen zu bringen und die öffentliche Meinung zu manipulieren, dann wird die Wahrheit erstickt. Und davor sollten wir alle Angst haben“, mahnt Carey Gillam. Der Leverkusener Multi jedoch kann an dem Gebaren seiner jetzigen Tochter-Gesellschaft nichts Anrüchiges finden. Nach Ansicht des BAYER-Sprechers Christopher Loder hätten die MONSANTO-Aktivitäten lediglich beabsichtigt, „zu gewährleisten, dass es als Reaktion auf zahlreiche Missinformationen einen fairen, angemessenen und wissenschaftsorientierten Dialog über das Unternehmen gibt, eingeschlossen Reaktionen auf ein Buch, das eine Person schrieb, die immer wieder als Kritikerin von Pestiziden und Gentechnik hervorgetreten ist“.
„Es ist ein Skandal, dass BAYER die Praktiken MONSANTOs billigt. Noch im Juni verkündete der Konzern in Hochglanz-Anzeigen, höhere Maßstäbe für sein Handeln anlegen zu wollen. Damit ist es offensichtlich nicht weit her. Wären dem Unternehmen diese Versicherungen etwas wert, müsste er sich umgehend bei Neil Young und Carey Gillam entschuldigen“, konstatiert Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG).
Die Coordination vermutet, ebenfalls zur Zielscheibe von BAYER und MONSANTO geworden zu sein. Entsprechende Anfragen ließ der Konzern jedoch bis zum heutigen Tag unbeantwortet. Auch zu möglichen Versuchen MONSANTOs, im Jahr 2017 das Abstimmungsverhalten des damaligen Landwirtschaftsministers Christian Schmidt (CSU) bei der damals anstehenden EU-Entscheidung über die Glyphosat-Zulassungsverlängerung zu beeinflussen, erhielt die CBG keine Auskunft. Nach den unlängst veröffentlichten Informationen über die Art und Weise, wie die PR-Agentur FLEISHMAN HILLARD für ihren Auftraggeber der ehemaligen Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) nachstellte, liegt dieser Verdacht nahe.
Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) 14.8.2019
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