Königsbronner Gespräche
Autor: Bernhard Kusche
Die kleine Schwester der Münchner Sicherheitskonferenz
Es sind politische Schwergewichte, die als „Hauptattraktion“ der Königsbronner Gespräche auftauchten: Günther Oettinger, Thomas de Maizière, Ursula von der Leyen, Peter Altmaier, Guido Wolf … Angestoßen wurden die Königsbronner Gespräche von Roderich Kiesewetter, dem ansässigen CDU-MdB, gleichzeitig ein ehemaliges hohes Vieh in der Bundeswehr, in der CDU-Bundestagsfraktion Obmann des Auswärtigen Ausschusses und (bis 2016) Vorsitzender des Bundeswehrreservistenverbandes.
Der gehört zu den tragenden Säulen – die Königsbronner Gespräche wurden in der Weisung der Reserve von 2016 als eine der „Großveranstaltungen des Reservistenverbandes“ bezeichnet. Doch dann gab es Knatsch zwischen Kiesewetter und dem Verband. Seit 2017 firmiert die Veranstaltung unter dem Titel „Sicherheitspolitisches Forum Süd“, veranstaltet vom Bundeswehrverband und noch immer unter maßgeblicher Beteiligung des Reservistenverbandes. Kiesewetter wird weiterhin als zugkräftiges Aushängeschild und Stichwortgeber gebraucht. Weiter im Boot sind auch der militärpolitische Thinktank „Bundesakademie für Sicherheitspolitik“ und der Bundeswehrverband bzw. dessen Bildungsableger „Karl-Theodor-Molinari-Stiftung“. Kleinere Gruppen aus der CDU und den bundeswehraffinen gesellschaftlichen Gruppen treten nicht groß öffentlich auf, sind für die Publikumsgewinnung doch vonnöten.
Schaut mensch sich die Besucher*innen der Hauptveranstaltung an, fällt auf: Normale Bürger*innen fehlen. Alle sehr gut gekleidet, viele in Uniform, vom kleinen Reservisten bis zum hohen Lamettaträger. Kreuzt ein solcher auf, sind die Feldjäger, die sich normalerweise sehr zurückhalten, plötzlich wespig; die Polizeikräfte werden nervös ob der paar Gegner, die vom Veranstaltungsort in gehörigem Abstand gehalten werden. Apropos Polizei: Selbst die berittenen Kräfte waren schon da – zur Sicherheit der Tagungsgäste oder als notwendiger Auslauf der Tiere? Der immer friedliche Verlauf der Gegendemos lässt zweiteres vermuten.
„Sicherheitspolitisches Forum Süd“, zuvor „Königsbronner Gespräche“ – als klar war, diese Plattform dient ausschließlich militärischen bzw. militaristischen Zwecken, formte sich ein Bündnis für eine Friedenspolitik, gegen die beabsichtigte Vereinnahmung der Provinz für propagandistische Zwecke: Aalener Friedensbündnis, DGB Ostalb, IG Metall Ostalb, DKP Heidenheim, die LINKE Ostalb, Pax Christi, OTKM Stuttgart, DFG-VK LV Baden-Württemberg und Gruppe Nordschwaben waren und sind die hauptsächlichen Träger der Gegenbewegung (die GRÜNEN waren als Personen dabei, nicht als Partei!). Erst wurde nur demonstriert, 2015 dann die Königsbronner Friedengespräche ins Leben gerufen, um die kriegstreiberische Propaganda der Herrschenden zu entzaubern. Die Organisatoren könnten mit dem Erreichten zufrieden sein: gute Podiumsdiskussionen, sehr gute Referenten aus allen Teilen der Friedensbewegung – wenn, ja wenn die Bevölkerung das Angebot entsprechend honoriert hätte.
Anfangs waren es jährlich noch wachsende Zahlen bei der Demonstration und gute Zahlen bei den Friedensgesprächen – schließlich ist Königsbronn kein Hotspot der antimilitaristischen und pazifistischen Bewegung. Weit weg von den städtischen Zentren bröckelten die Teilnehmerzahlen dann aber ab. Weil die Königsbronner Gespräche aber nach der pandemiebedingten Unterbrechung weitergeführt werden, wird auch der Widerstand weitergehen. Ganz im Sinne von Georg Elser, dem Königsbronner: Wir möchten den Krieg verhindern!
Veröffentlicht am 1.12.2020 auf Informationsstelle Militarisierung (IMI)