„Eile mit Weile“ ist der neue Slogan für die US-Einreise nach Pakistan, eine sehr asiatische Tugend, an der sich der hektische Westen gewöhnen muss, wenn er zukünftig in das Land hinein will.
Je mehr US-Amerikaner nach Pakistan einreisen wollen, umso grösser scheint der Widerstand gegen diese Flut von Einreisewilligen und die Verlängerungen bestehender Aufenthaltsgenehmigungen zu werden.
Die Wartezeiten für ein beantragtes Visum werden länger und länger, die pakistanischen Behörden scheinen der Bearbeitung nicht mehr gewachsen zu sein.
Dieses für Beamte durchaus typische Phänomen beschäftigt nun höchste Regierungskreise und Diplomaten.
US-Beamte beschwerten sich, dass Pakistan die Ausstellung Hunderter von Visaanträgen für US-Beamte und Unternehmer verzögert, das sei ein „sehr ernstes Problem“, das die US-Hilfsprogramme in Frage stellt und zu einer Belastungsprobe des kritischen Bündnisses im Kampf gegen den islamischen Extremismus werden könnte.
„Das ist groß. Es ist keine Geringfügigkeit.“ zitierte Reuters einen anonym auftretenden leitenden Beamten der US-Regierung und dass das Problem auf den höchsten Ebenen in Islamabad angesprochen wurde.
„Die Tatsache, dass wir dort sehr hart und auf sehr hoher Ebene zur Lösung drängen, sagt Ihnen, wie wichtig wir diese nehmen.“
Der Sprecher des US-Aussenministeriums Robert Wood bestätigte einen Bericht über die Visa-„Affäre“ in der New York Times und sagte, diese Frage ist bei den pakistanischen Behörden zur Sprache gebracht worden, aber der Grund für die Verzögerungen sei noch unklar.
„Sie kennen diese Unannehmlichkeiten sehr genau. Ich kann Ihnen keinen Grund nennen, warum die Visaerteilungen verzögert werden.“
In den Visaangelegenheiten geht es nicht nur um die Einreisebewilligung, sondern auch um die Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigungen der sich schon im Land befindlichen US-Bürger.
Der leitende Verwaltungsbeamte sagte, dass Pakistan darauf hingewiesen hatte, dass die Bearbeitung der Anträge so schnell wie sie könnten erledigt werden.
„Wir sind nicht zufrieden mit den Antworten, die wir bekommen haben. Pakistan sagt, sie würden das so schnell wie möglich beheben. Ich glaube das nicht. Ich weiss, es passiert hier gar nichts.“
Der pakistanische Botschafter in den Vereinigten Staaten, Husain Haqqani, führte die Verzögerung teilweise auf bürokratische Ineffizienz, gepaart mit einem „exponentiellen“ Wachstum in der Zahl der Amerikaner in Pakistan zurück. Er sagte, es sei keine vorsätzliche Absicht, die Erteilung von Visa zu verzögern.
„Ich würde nicht so weit gehen, das als eine bewusste Politik der Belästigung zu charakterisieren. Pakistan und die USA sind nach wie vor Verbündete.“
sagte der Botschafter.
Die US-Regierung befürchtet, dass die Verzögerung bei den Visa-Genehmigungen die US-Hilfsprogramme zur Stabilisierung der Regierung in Islamabad zu behindern droht oder ganz zum Erliegen bringen würde sowie die Unterstützung für das pakistanische Volk verzögert.
„Wenn das so weitergeht, wird es in der Tat Auswirkungen haben. Wir versuchen, zu diesen Fragen mit der Regierung Pakistans zu arbeiten.“
sagte Wood.
„Dies ist ein sehr, sehr ernstes Problem für uns.“ sagte der leitende US-Beamte und fügte hinzu:
„Wir können nicht unsere Arbeit tun, wenn wir nicht die Visa verlängert oder bearbeitet bekommen. Die betroffenen Programme betreffen die Landwirtschaft, die Sicherheit und das Militär.“
Ein hochrangiger Beamter des Pentagon, David Sedney, Stellvertretender Sekretär des Verteidigungsministeriums, der sich zu der Visa-Frage gegenüber Reportern äusserte, bestätigte: „Es gibt Spannungen auf beiden Seiten.
Dies sind Dinge, in denen Pakistan der Ansicht ist, dass wir nicht berechtigt sind sie zu tun und Dinge, die wir wollen, und in denen Pakistan nicht in der Lage ist sie zu tun. Manchmal sind unsere Gespräche mit unseren pakistanischen Kollegen sehr, sehr schwierig. Zu andere Zeiten sind sie sehr, sehr positiv.“
sagte er und fügte hinzu, es würde einen zunehmend positiven Trend „auch in den Diskussionen und Ergebnissen“ geben.
Vielleicht sollte die US-Regierung hier ganz einfach zugeben, dass man in Pakistan von ihrem ständigen Druck und Einmischungen in gewissen hohen Kreisen in dem ständigen Poker um die Macht ganz einfach genervt und nervös ist, die zu Bürgerkriegen, Selbstmordanschlägen, Bombenanschlägen durch Drohnen, Geheimdienstaktionen, Regierungsmachtkämpfen und Eingriffen in die Infrastrukturen und noch mehr Korruption in der Wirtschaft führen – dass diese „US-Geschäftsleute“ nicht gern gesehene Gäste im Land sondern zunehmend unerwünscht geworden sind, so wie in einigen Ländern es sogenannte „Terrorverdächtige“ sind.
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