Nach dem erfolgreichen Besuch der Bonner Kultusministerkonferenz im Dezember melden sich die Hochschüler im Jahre 2010 nun vor der Goethe-Universität Frankfurt zurück. Sie fordern u.a. eine „radikale Demokratisierung“ aller Lebensbereiche der Gesellschaft.
Was soll nur aus der Republik werden, fragen sich die Einen schon selber, weil den Anderen schon alles egal ist. Während Teilen der Bevölkerung wirklich schon das Leichengrau aus den Augen schaut und man im dumpfen Ach-und-Weh vor sich hinschimmelt, versuchen die nicht von Demenz besoffenen Aktivposten geistigen Allgemeinguts wieder einmal das Unmögliche und schaffen es auch. Studierende, die Schülerschaft, Azubis (wenn´s die noch gibt), wer auch immer, sie rufen 30.Januar zur Demonstration in die Bankenhauptstadt. Und was könnte heutzutage noch spannender sein.
Dabei ist natürlich wieder einmal zu erwarten, dass uns kurz vorher in der Presse vielleicht die Mückengrippe, lebensbedrohliche Meteore, Sonnenstürme, oder tollwütige Obdachlose holen, wieder mal eine Massenschlägerei beim Schneeschippen ausbricht, das schiitische Patenkind eines nordkoreanisch-stämmigen Industriekapitäns in den USA einen iranischen China-Böller an der Börse wirft und irgendwas mit „Allah“ brüllt, oder irgendeine Bank 4 Billionen Euro braucht und dafür ein paar Autobahnen verpfändet. Meine Damen und Herren, lassen Sie sich dennnoch nicht irritieren. Es gibt auch ein Leben vor dem Tod.
Mobilisierungsvideo Demonstration Bildungsstreik Frankfurt am Main „Die Uni gehört allen“ from memo perez on Vimeo.
Der Aufruf (1):
Die Ausrichtung aller Lebensbereiche auf ihre Verwertbarkeit verschärft sich. Flankiert wird diese Entwicklung durch autoritäre Maßnahmen und die Kriminalisierung sozialer Widerstände. Stechuhren, Hartz IV, Ausbildungsplatzmangel, Exzellenzinitiativen, Selektion an Schulen und Hochschulen, Abschiebungen und „blue cards“ nur für „hochqualifizierte“ Migrant_innen, all das sind nur einige Kennzeichen einer ausgrenzenden Gesellschaft. Einer Gesellschaft, in der nicht die Menschen und ihre Bedürfnisse, sondern ihre Verwertbarkeit im Mittelpunkt steht.
Die Frankfurter Stiftungsuniversität kann hierfür als eine der Pioniere gelten. Studierende besetzten dort Ende November eines der Gebäude der Goethe-Uni, das regelmäßig an Konzerne vermietet wird. Sie wollten dort Raum und Zeit für eine kritische Auseinandersetzung schaffen. Am 02.12.2009 wurde dieser studentische Protest gewaltsam durch die Polizei beendet. Seitdem herrscht Ausnahmezustand an der Frankfurter Universität: Kritischen Studierenden drohen die Zwangsexmatrikulation und Strafverfahren, immer wieder patrouilliert Polizei auf dem Campus und der Universitätsbetrieb wurde mehrfach durch Aussperrungen lahm gelegt.
Auch in vielen anderen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens kommt es immer öfter zu sozialen Konflikten. Arbeiter_innen, Azubis, Schüler_innen, Studierende, von Abschiebung Bedrohte, Erwerbslose und andere gehen auf die Straße. Dabei verweisen all diese Proteste auf die Möglichkeit einer gemeinsame Forderung: Die gesellschaftlichen Verhältnisse haben sich nach den Menschen zu richten, nicht nach Profitinteressen. Die Organisierung der Gesellschaft muss von den Menschen selbst bestimmt sein. Um wirklich etwas zu verändern, müssen wir genau dies als gemeinsames Ziel formulieren und erkämpfen.
Statt den kürzenden, ausschließenden, überwachenden Staat um Hilfe anzurufen, müssen wir gemeinsam auf die Straße gehen und dafür kämpfen, dass die Schule unsere Schule, die Uni die Uni aller, die gesellschaftliche Produktion nach den Bedürfnissen aller – das Leben ein selbstbestimmtes Leben sein soll.
Die Uni gehört Allen! Für freie Bildung und ein selbstbestimmtes Leben! Unser Leben in unsere Hände! Für die radikale Demokratisierung aller Lebensbereiche!
Die Homepage zur Demo: unigehoertallen.tk
Eine Mitfahrbörse zur Demo findet Ihr hier: Mitfahrbörse nach Frankfurt.
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Quellen:
(1) http://www.bildungsstreik.net/die-uni-gehort-allen-30-01-2010-bundesweite-demo/