Kulturrevolution in Bayern

noch nie gab es in Deutschland einen Star aus dem Mittelbau einer rechten Partei

Bayern: Gabriele Pauli machte heute auf ihrer Pressekonferenz eines deutlich – die Affäre um die Bespitzelung der Landrätin durch die CSU-Parteispitze ist von Anfang an durch das Partei-Establishment massiv unterschätzt worden.Selbst das Rudel Stoiber-freundlicher Journalisten-Keiflinge mit hämischen Fragen aus dem Hintergrund wurden von der neuen CSU-Prominenten mit einer Leichtigkeit zurückgeworfen, die Spaß machte.
„Glauben Sie nicht, daß Entscheidungen der Basis die Handlungsfähigkeit der Partei einschränken?“, so ein Presse-Denkwunder aus dem Off.
„Zuerst mal fragt sich, wer ist denn die Partei?“, wurde zurückgelächelt und man fragte sich, warum das nicht irgendjemand irgendwann schon einmal öffentlich so gesagt hat.
Diese Frau macht einfach satt. Sie stillt den heimlichen Demokratie-Hunger, den dieses Opfer-Komplex-geplagte Volk seit Jahrzehnten hat, mindestens.

Die Folgen für die konservative Rechte, nicht nur in Bayern, werden gewaltig sein.
Es ist diese Leichtigkeit, mit der Gabriele Pauli die Herausforderung durch den traditionellen Monarchen des süddeutschen Bergvolks (rein rechtlich ein gewählter CSU-Ministerpräsident) annimmt und ihn durch ihre schiere, fast ungewollt-natürliche Medienpräsenz annimmt.
Wer hatte noch vor ein paar Tagen je von ihr gehört? Hatte überhaupt schon einmal irgendjemand in der Geschichte der Republik nördlich von Süd-Hessen irgendetwas von einem bayrischen Landrat gehört, geschweige denn von einer Landrätin? Was passiert da unten, bei den 7 Zwergen der deutschen Politik?

Der Parteiapparat, anfangend über dem Mitglied und endend unter dem Landtagsabgeordneten, der ganz normale, undurchdringlich-schläfrig-dröge und unsagbar langweile Mittelbau jeder etablierten politischen Partei der Republik, ist gleichzeitig Fundament und Garant für das Obergesetz der Deutschen – die Gewohnheit.
Man weiß – es passiert einfach nichts. Nichts.
Die Masse hält still und steigt langsam durch obiges Wegsterben miteinander auf. Und hält die Goschen.
Das ist nun beileibe kein Phänomen der rechten und konservativen Parteien. Aber es ist ihre Erfindung.
Spätestens seit mit Kurt Beck nun der Vater aller Apparate zum Vorsitzenden der Schröder-Partei ohne Schröder geworden ist, zeigt sich, daß die Republik in der großen Kultur-Koalition angekommen ist.
Man weiß, es war schon immer so. Und das es immer so bleiben wird. Weil die Welt sich noch nie verändert hat und schon vor 6 Milliarden Jahren Seit an Seit, quasi neben sich, durch den Kosmos glitt.

Und nun das.
Eine Frau, 50, tatsächlich irgendwie immer noch sexy, ein kleiner Rausch von Jugend, der sie da umschwebt. Sie macht, offensichtlich durch einen starken Rückhalt in ihrer Arbeit und ihrer Region abgesichert, etwas absolut Unerhörtes.
Sie wehrt sich. Sie läßt es sich nicht gefallen. Kann man so Eine nicht irgendwo wegsperren, sag mal?
Mal ehrlich, daß strahlt doch ab. Das greift doch um sich. Die werden noch renitent, diese Menschen-Viecher. Dabei sind wir doch an der Macht. Ja, das heißt doch, die hat sich zu fügen. Ja, wo samma denn hier?

Die Wirkung von Gabriele Pauli und ihrem Bruch der übelsten deutschen Traditionen wird sehr schnell auch nach Baden-Württemberg überspringen. Wenn man nur einmal im Leben die Stimme dieses Polit-Sarumans Günther Oettinger gehört hat, dann weiß man, was Grusel ist.
Von Oettinger ist bekannt, daß er das unausweichliche Schicksal Stoibers um jeden Preis vermeiden will, und deshalb eine fast paranoide Überwachungstaktik bis zum letzten Kreisvorstand pflegt. Das festgefrozzelte Lächeln will dabei nie von ihm weichen.

Politisch gesehen hatte Günter Oettinger noch nie eine Idee. Noch nie. Der weiß gar nicht, wie das geht.
Das einzig Entscheidene in Baden-Württemberg war schon immer, sich in bayrischer Attitüde von Bayern nie überholen zu lassen.
Mal sehen, ob der Spruch auch in ein paar Monaten noch gilt.

Mit dem Fall von Stoiber, und dem angekündigten Nichtaufrücken von Gabriele Pauli, hat die CSU, aber auch die gesamte verdutzte Rechte des Landes, ein Problem. Denn jetzt hat die „vergessene Mitte“, von der Guido Westerwelle garantiert nie gesprochen hätte, wenn er gewußt hätte was das ist, jetzt hat eine rechte Partei ein prominentes Gesicht unterhalb der Spitze.
Und das ist für jede Partei in Deutschland das größte Problem überhaupt. Denn nur die Mächtigen der Partei-Oberschicht, sie dürfen ein Gesicht haben. Der Rest hat zu schweigen. Und zu wählen.
Bis heute…

Quellen zum Thema
http://www.stern.de/politik/deutschland/:Kommentar-Von-Demoskopie-Desasters/579866.html
http://www.fuldainfo.de/page/include.php?path=content/articles.php&contentid=14278&PHPKITSID=b7a092c6cf548406b073649cab221d29

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