Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg vom 1.August 2015
Die vielfältigen Aktivitäten des BBU, dem Dachverband der Bürgerinitiativen Umweltschutz, spiegelt der aktuelle Rundbrief. Das große Thema des Rundbriefs ist die Urananreicherungsanlage Gronau. Ihre Brisanz an der Schnittstelle zwischen militärischer Nutzung und ziviler Nutzung bekommt besonderes Gewicht durch die Atomverhandlungen mit dem Iran – ein interessanter Vergleich.
Dem Thema Frackung und ersten Erfolgen ist ein weiteres Kapitel gewidmet.
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Wolfgang Ehmke, Pressesprecher
1. August 2015
Ergänzung durch unsere Redaktion:
Auszug aus dem Rundbrief:
Bundesregierung bei Zentrifugentechnologie ohne eigene Expertise
– Urananreicherung in Gronau geheimer als im Iran?
Die Bundesregierung verfügt nach eigenen Angaben über keine ausreichende Kenntnis der äußerst brisanten Zentrifugentechnologie zur Urananreicherung, sodass sie für die Atomverhandlungen mit dem Iran zwei 1Experten der Urenco-Tochter ETC aus Jülich hinzugezogen hat. Zugleich erklärt sie die Anzahl der Zentrifugen in der Urananreicherungsanlage Gronau zum Geheimnis, während sie andererseits die Anzahl der Zentrifugen im Iran öffentlich auf insgesamt 19 000 beziffert. Dies geht aus einer aktuellen Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken hervor.
„Die Antwort ist sehr erstaunlich. Die Bundesregierung behauptet, dass weder sie selbst noch die internationale Atomenergiebehörde IAEO oder Euratom über ausreichende Sachkenntnis im Bereich der Zentrifugentechnologie verfüge. Dabei untersteht die Urananreicherungsanlage Gronau der Kontrolle von IAEO und Euratom. Wie kann aber eine effektive Kontrolle in Gronau stattfinden, wenn die Kontrolleure die Technik nicht wirklich verstehen? Wird am Ende der Iran stärker und besser kontrolliert als Urenco? Die Antwort der Bundesregierung wirft mehr Fragen als Antworten auf,“
so Willi Hesters vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland kritisieren zudem, dass sich die Bundesregierung bei konkreten Angaben zur Urananreicherung in Gronau so zugeknöpft hält:
„Wenn für den Iran die Anzahl der Zentrifugen problemlos veröffentlicht werden kann, müssen dieselben Angaben auch für die deutsche Urananreicherungsanlage in Gronau veröffentlicht werden. Oder wird die Urananreicherung in Gronau als geheimer eingestuft als die im Iran? Das Ausweichen der Bundesregierung ist nicht gerechtfertigt,“
ergänzte Matthias Eickhoff vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen.
Der BBU und die Anti-Atomkraft-Initiativen im Münsterland befürchten, dass es durch den derzeit geplanten Verkauf des Urananreicherers Urenco zu einer letztlich unkontrollierten Weiterverbreitung der Zentrifugentechnologie kommt.
Diese Technologie gilt als der einfachste Weg zur Atombombe. Urenco betreibt im westfälischen Gronau, in Almelo (NL) sowie in Großbritannien und den USA Urananreicherungsanlagen und beliefert so gut 30 % des Weltmarktes mit angereichertem Uran.