An die Trinker

Eines sei zu Beginn klar voran gestellt: dieser Beitrag geht nicht an die Adresse vom Alkohol abhängige Personen auch wenn der Anlass die Bierproduktion ist und der Titel das suggerieren könnte sondern an jeden, der Getränke kauft. Die kommerzielle Bierherstellung und ihr Vertrieb dienen nur als ein Beispiel für die hemmungslose Übernahmepolitik stellvertretend für alle Branchen in der Nahrungsmittelproduktion und sämtlichen anderen Sparten – sei es die Textil-, Pharma- oder Technologiewirtschaft.

In den Chefetagen der beiden weltweit grössten Bierkonzerne Anheuser-Busch InBev (aktueller Slogan: „Our Dream – Bringing People Together For a Better World“) und SABMiller wird eine einhundert-Milliarden Dollar schwere Fusion noch in diesem Jahr vorbereitet. Nach der Verschmelzung wird jedes dritte Bier auf der Welt von diesem neuen Getränke-Moloch verkauft. Einige bekannte Marken werden, die schon zuvor jeweils von beiden übernommen wurden, auch weiterhin unter ihrem ursprünglichen Namen aus Gründen des Bekanntheitsgrades verkauft. Nicht alle Konsumenten unterscheiden zwischen wirklich „unabhängigen privaten“ und „geschluckten abhängigen“ Firmen.

Durch eine aggressive Politik wurden kleinere Brauereien geschluckt, nur die wenigsten blieben standhaft auf dem Markt und kämpfen in dem gnadenlosen Preis-Dumping um ihr Überleben. Das gelingt in den meisten Fällen nur durch eine überzeugende Qualität, die mit dem Einkauf hochwertiger Ausgangsprodukte beginnt und die in geringen Mengen geordert nicht die Preisnachlässe erhalten wie grosse Bestellmengen – und hier beginnt schon der Teufelskreislauf. Das Gleiche gilt auch für die Rabatte auf Strom und Wasser der Versorger, je grösser der Verbrauch umso mehr wird „subventioniert“.

Mit ihrer Finanzkraft im Hintergrund bestimmen allgemein die weltweit agierenden Grosskonzerne durch ihre Lobbyisten die Handelspolitik der Regierungen bis hin zu den Abschlüssen der Freihandelsabkommen.

Gesetzlich geregelte Mindestanforderungen an Qualität und gesundheitliche Aspekte (Verbot des Einsatzes gefährlicher chemischer oder gentechnisch veränderter Substanzen) bleiben hier je nach Einzelfall auf der Strecke („CETA, TTIP und Co. zielen auf den Umbau der Gesellschaft„, „Demo gegen TTIP und CETA in Berlin„).

Auch ohne Freihandelsabkommen kommen die staatlichen Behörden den grossen Firmen entgegen und verschliessen die Augen vor gravierenden Mängeln und ignorieren Gutachten, die auf Probleme hinweisen, so bei der Massentierhaltung.

Wenn die kleinen, noch nicht einverleibten Betriebe nicht von den Verbrauchern unterstützt werden, wird es bald keine Limonaden aus echten, ökologisch angebauten Früchten mehr geben sondern nur noch Chemiesuppe aus dem Labor als Einheitsbrei der Massenproduktion; kein nicht von Chemikalien und pharmazeutischen Drogen durchtränktes Fleisch, Eier, Gemüse und Getreide. Unsere Landschaft erstirbt in der Monotonie der Felder und hinterlässt verseuchte Böden. Die Vielfalt an Pflanzen und Tieren wird weiter reduziert.

Ist das alles den Preis wert, alles immer noch günstiger haben zu wollen?

Mit der Stärkung der lokalen Firmen, die nach wirklich ökologischen Gesichtspunkten arbeiten, werden die Einnahmen durch den Absatz der Produkte garantiert, den ein kleiner Familienbetrieb oder eine Genossenschaft zum Fortbestehen benötigt und erhält die Arbeitsplätze der Mitarbeiter. Um bei dem Beispiel „Bier“ zu bleiben: der Preis pro Flasche bei gleicher Qualität (oder besserer) ist durchaus nicht immer teurer als der der betuchten Konkurrenz.

Bunten Firlefanz an aufwändiger Werbung in den Medien, grossflächige Plakatierungen und die durch die Lande fahrenden Werbe-Trucks können die Kleinen sich nicht leisten, nur die Hoffnung auf die Einsicht einer Gesellschaft, die nicht aus bequemer Gewohnheit „blind und besoffen wie die Hühner“ dem vorgeschriebenen Weg der nur nach Profit jagenden Futter-Herrchen folgt und als deren Opfer mit dem eigenen vergifteten Körper ein weiteres gefundenes Fressen für einen anderen Industriezweig wird: die florierende „Gesundheitsindustrie“.

Und so ganz nebenbei: die Freihandelsabkommen, so wie sie heute voran getrieben werden, wären in der jetzigen Form nicht ermöglicht worden bei einem anderen, verantwortungsvolleren Einkaufsverhalten. „Geiz ist geil“ rächt sich jetzt, und das auf ziemlich brutale Weise.