DER TERRORKRIEG: Seine Dynamik des Schreckens

war on terror
Bild: flyingsnail.com

Am 14. September 2001 gab der Kongress dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika in der „Authorization For Use of Military Force” eine zeitlich unbegrenzte Vollmacht überall auf dem Planeten militärische Gewalt einzusetzen. Bis heute ist dieser “Blankoscheck für einen Krieg ohne Ende”, „die gefährlichste Rechtsverfügung in der U.S.-Geschichte„, in Kraft.

In einer Artikelserie beleuchtet Radio Utopie nun Logik, Lehre, Dynamik, Dialektik, Taktiken, Strategie, Paradoxon, Mythen und Dogma des seit über vierzehn Jahren andauernden weltweiten Terrorkrieges.

Grundbegriffe

Das Wort „terror“ ist lateinisch und bedeutet ins Deutsche übersetzt „Schrecken“. Der vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, George Bush Junior, am 20. September 2001 vor dem Kongress ausgerufene weltweite und zeitlich unbegrenzte „war on terror“ ist somit in seiner Begrifflichkeit bereits aus zwei Sprachen zusammengesetzt und vielfältig übersetzbar – z.B. durch „Krieg mit Schrecken“ (entsprechend „on purpose“, „mit Absicht“).

Da Krieg aber unzweifelhaft selbst Schrecken verursacht, ergibt sich bereits in dieser Begriffsstruktur des heute vierzehnjährigen Krieges eine perpuitive, sich selbst erzeugende und multiplizierende Dynamik, in der „Schrecken gegen Schrecken“ kämpft und so alle (para)militärischen Erfolge und Misserfolge irrelevant werden, da es jedesmal den gleichen Gewinner gibt. Vergleichbar wäre dies mit einer Kreislaufbewegung in einer Art „Dynamo des Schreckens“, mit Krieg und Terror als den beiden Polen des gleichen Magneten.

Dabei kann diese Kreislaufbewegung nie zu einem Ende führen. Denn auch wenn man nun „Terror“ bzw „Terrorismus“ entsprechend der heute allgemein adaptierten Auffassung als asymmetrische Kriegführung definiert, gelangt man zur Definition des „war on terror“ als einem „Krieg gegen asymmetrische Kriegführung“, also einem „Krieg gegen Krieg“, der sogar im Falle von Niederlagen als Sieger hervorgeht, weil er gegen sich selbst geführt wird und so nie endgültig gewonnen oder verloren, sondern nur ewig weiter geführt werden kann.

In die konkrete Realität (mindestens) seit 2001 übertragen, ergibt sich die Kreislaufbewegung wie folgt: Attentate (bzw Terror / asymmetrische Kriegführung, im Hinterland oder anvisierten Zielgebiet) > Krieg (Einmarsch, Invasion, Intervention) > Attentate (Massaker in den Besatzungszonen, oder im Hinterland der kriegführenden Staaten) > Krieg (ggf. Besatzungskrieg, Drohnenkrieg, etc) > Attentate > Krieg > Attentate > Krieg > Attentate > Krieg > … usw, usw.

Auslösendes Moment bzw Trigger-Event für diesen Dynamo des Schreckens: die quasi „kinetische Energie“ der Attentate des 11. Septembers, um den ganzen Kreislauf überhaupt in Gang zu setzen.

Grundbedingung für die Aufrechterhaltung dieser Dynamik: die unbedingte Unterwerfung unter die Kriegslogik (nach Attentaten bestimmen klandestine Gruppen wie Attentäter und / oder Spione und deren Insitutionen die Realität und Tathergang. Wer widerspricht ist „Verschwörungstheoretiker“ und damit Nazi, Islamist, Spinner und / oder Sympatisant und wird nach Zugriffsmöglichkeit der jeweiligen Behörden entsprechend gesellschaftlich stigmatisiert oder physisch neutralisiert bzw unter „Überwachung“ gestellt).

Spannungszustand und Schrecken

Zur Definition von Schrecken (lat.: terror) kann man den Spannungszustand innerhalb der Bevölkerung rechnen. Entsprechend können Krisen, seien es finanzielle oder gesellschaftliche, oder / und Katastrophenfälle hinsichtlich der Dynamik des Terrorkrieges als ein Faktor berücksichtigt werden (siehe „Strategie der Spannung“).

Sieht man sich nun die Abfolge von Krisen bzw Katastrophenfällen explizit nach dem geplatztenDritten Krieg“ im Jemen im Zuge der „Unterhosenbomber“-Affäre auf Flug 253 nach Detroit zu Weihnachten 2009 an, so wird vielleicht dem Einen oder Anderen eine nicht enden wollende Kette von entsprechenden Ereignissen auffallen.

Neben allen nur erdenklichen Grippen, Todesviren, Weltenden und Wahnsinn wären da die Aschewolken auf dem Haupte von Groß-, Pan- oder Übereuropäern im Zuge von Agenda „Single European Sky“ aus dem heute schon vergessenen Terrorvulkan Eyjafjallajökull im April 2010 zu nennen – mit Aschewolken „vergleichbar mit Konzentrationen, die üblicherweise in Wolken aus Staub der Sahara gemessen werden..“. Rund ein Jahr später baute die „New York Times“ in einem Nebensatz ein, dass es „Gerede“ darüber gegeben habe, dass vor dem Vulkanausbruch in 2010 Blackwater-Chef Eric Prince in Island einen „Plan“ („scheme“) entworfen hatte genau diesen Vulkan zu „kappen“ („cap“).

Als nun die Aschewolke in sich zusammenfiel, fiel sie unter einen großen Schreckenstisch. Denn einen Tag vorher war am 20. April 2010 die Bohrplattform Deepwater Horizon  explodiert. Mit dabei: die alten Bekannten von Halliburton. Neben unzähligen weiteren Ungereimtheiten war vor der Explosion die Alarmanlage deaktiviert worden. Monatelang spielten das Weiße Haus und die Konsortien die Rolle der Hilflosen und ließen alles weiter laufen, während die Naturkatastrophe weite Teile des Golfs verseuchte, ohne dass seitens der Verantwortlichen irgendetwas Rationales dagegen unternommen wurde.

Ein weiteres Beispiel: die monatelang, jahrelang, im Grunde bis heute andauernde „Nuklearkatastrophe von Fukushima“ ab dem 11. März 2011, wo zum Zeitpunkt der Katastrophe zehn deutsche Mitarbeiter des Areva-Atomkonzerns bei 700-1000 emsig arbeitenden japanischen Atomtechnikern in der auch nach dem Beben “stabilen” Atomanlage Fukushima Daiichi zu Besuch waren und drei Tage später die Black Hawks der U.S.-Sondereinheiten herumstanden. Trotzdem begnügte sich die Weltöffentlichkeit sich an Sandsack Yukio Edano abzureagieren, den das Tepco Konsortium und die Regierungs Japans vor die Presse gepflanzt hatten. Am gleichen Tag der Katastrophe in Japan forderten auf einem E.U.-Gipfel die Regierungen und Frankreich und Großbritannien eine Militärintervention in Libyen. Die U.S.-Regierung erklärte die libyschen „Aufständischen“ zu unterstützen (hier das Archiv der Nachrichtenagentur vom 11.3.2011). Doch verschwand dies im Nebel der Tsunami-Katastrophe und den nachfolgenden Ereignissen, die ich damals als „psychologischen Krieg gegen Japan und die Welt“ identifizierte.

All diese Ereignisse müssen im Kontext des heute vierzehnjährigen Krieges gesehen werden. Im Friedenszustand wäre die heute nicht nur in Deutschland, sondern im gesamten Einflussbereich der kriegführenden Staaten manifestierte Kriegslogik – die unbedingte Gläubigkeit gegenüber Behörden und direkt oder indirekt assoziierten Massenmedien – nicht durchsetzbar.

Ein Bruch der Dynamik des Terrorkrieges ist jederzeit möglich

Um diesen seit Jahren andauernden und sukzessive eskalierten andauernden Spannungszustand zu überwinden und nicht in den „Dynamo des Schreckens“ von Krieg und Terror hineingezogen zu werden, ist es schlicht notwendig

  1. mit der Kriegslogik zu brechen, also keinem Funktionär, staatlichen Vertreter, Abgeordneten, Journalisten, „Medium“ auch nur ein Minimum an Vertrauen zu schenken, sondern immer davon auszugehen dass sie entweder keine Ahnung haben, lügen oder mit der Kriegslobby und dem geheimdienstlichen Komplex kollaborieren – bis zum Beweis des Gegenteils.
  2. jedwede Verwicklung in Kriegführung (also Terror oder Krieg) der eigenen Gesellschaft, des eigenen Landes und / oder der eigenen (Bezugs)Gruppe (sei es regional, kulturell, religiös, politisch, ideologisch, etc) zu vermeiden bzw zu unterbinden. Soll heißen: deutsche Soldaten nach Hause in die Kasernen, keine Beteiligung an irgendeinem Krieg, nicht in Syrien, Irak, Libyen oder sonstwo. Und damit Schluss.
  3. sich im Falle eines Angriffs auf das eigene Territorium auf dem eigenen Territorium zu verteidigen und im Falle der Anforderung eines Bündnispartners diesen auf dessen Territorium zu verteidigen, nach Maßgabe des Völkerrechts und der Genfer Konvention. Nicht mehr.
  4. die Ressourcen des geheimdienstlichen Komplexes herunter statt hochzufahren, immer weiter, bis zum Beweis von dessen Tauglichkeit. Wird dieser nicht erbracht, ist der Komplex ganz aufzulösen. Selbstbezichtungen von Untauglichkeit a la „wir können unsere Arbeit nicht tun, es gibt demnächst wohl Attentate“ sind dankbar als Anlass zu nehmen die sofortige Entlassungen dieser Geheimdienst-, Polizei- und / oder Parteifunktionäre vorzunehmen. Wer das nicht fordert, ist als politikunfähig oder Kollaborateur einzuschätzen.
  5. selbst keine Panik, Angst oder Schrecken zu verbreiten, sondern zu versuchen hinter die in 14 Jahren Terrorkrieg sehr hoch gewordenen Kulissen zu schauen.

Der beschriebene „Dynamo des Schreckens“ ist kein Perpetuum mobile, wenngleich dies die Involvierten gerne hätten und die im Kreislauf Gefangenen so empfinden. Der Kriegs- und Überwachungsapparat braucht immer wieder neue Energie, Aufwand und Ressourcen, um diesen Dynamo in Gang zu halten. Und je mehr Menschen sich also der Dynamik des Terrorkrieges entziehen, weil sie verstehen was vor sich geht, desto aufwendiger wird es für den Apparat ihn in Gang zu halten. Und meiner Einschätzung nach erleben wir zur Zeit genau das. Die Kräfte des Terrorkrieges werden schwächer. Es wird für sie immer schwieriger und immer aufwendiger explizit die Deutschen auf Kriegskurs zu halten.

Teil V – DER TERRORKRIEG: Das Paradoxon vom ungewinnbaren, endlosen Krieg gegen den Krieg

Anm.: in Einleitung Begriff „bald“ durch „über“ ersetzt am 18.05.2017, im sechzehnten Jahr des Terrorkrieges.

Fehlender Begriff „man“ hinzugefügt am 23.04.2019, im achtzehnten Jahr des Terrorkrieges.