„Der Informationskapitalismus ist eine Welt des In-den-Kopf-Eindringens geworden“

Es ist äußerst selten, dass wir auf Radio Utopie irgendeinen Artikel aus der etablierten Presse empfehlen, die wir nur noch als Informationsindustrie einschätzen. Mit einem Artikel des Surveillance Studies Preis-Trägers Adrian Lobe in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die sich damit überraschend einen journalistischen Rückfall a la Frank Schirrmacher gönnt, machen wir eine Ausnahme.

Adrian Lobe greift, das ist journalistisch verständlich, im Titel zum großen „Wir“ („Wir laufen auf Autopilot)“einer jahrzehntelang spieltheoretischer Psychologie und Menschenbild ausgesetzten und dadurch sukzessive selbstsüchtig, defragmentiert und soziopathisch werdenden Gesellschaft. Nichtsdestotrotz ist sein Artikel von etwas durchdrungen und gleichzeitig fundamentiert, das heute auf allen Ebenen angegriffen, diffamiert, verleumdet, verlacht und ignoriert wird; genau diesem gewissen Etwas attestierte Harold Pinter bereits im Jahre 2005 in seiner mir unvergessenen Rede zur Verleihung des Nobelpreises, dass wir sie schon fast verloren haben: die Würde des Menschen.

Es ist schade, dass Adrian Lobe, entsprechend der „atlantischen“ Nahrungskette und Hackordnung, einem Artikel von Brett Frischmann und Evan Selinger im „Guardian“ vom August 2015 hinterher läuft. Das wäre nicht notwendig gewesen.

Die für mich essentiellen Sätze aus Adrian Lobes Artikel „Roboter: Wir laufen auf Autopilot“:

„Nun stelle man sich einmal vor, man lebte in einer Umwelt, in der Facebook oder ein anderes soziales Netzwerk erfolgreich die Emotionen eines Individuums programmiert hat.“

„Die Tech-Giganten sind von der Idee beseelt, den Menschen formbar zu machen wie ein Bauwerk. Der Informationskapitalismus ist eine Welt des In-den-Kopf-Eindringens geworden. Es geht darum, unsere Präferenzen so zu steuern, dass sie für ökonomische Ziele dienstbar gemacht werden können. „

„Die Gefahr, die Frischmann beschwört, besteht gar nicht so sehr darin, dass uns die künstliche Intelligenz den Rang abläuft oder Roboter uns den Job wegnehmen. Er fürchtet vielmehr, dass sich Menschen in dieser Umwelt selbst wie Maschinen verhalten – als perfekt rationale, vorhersagbare und programmierbare Einheiten.“

(…)

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