„Konflikt“ von 1983: vom Krieg der Zündhölzer bis zum kollektiven Feuertod

Konflikt Trickfilm „Конфликт“ zum Thema Atomkrieg – noch immer eine ungebannte Gefahr

„Konflikt“ ist ein siebenminütiger Animationsfilm, der ausschliessich mit Streichhölzern, die Menschen und Waffen symbolisieren, einen kurzen Abriss und an Eindringlichkeit kaum zu überbietender Weise den Entwicklungsweg des kriegerischen Pfades des Homo sapiens darstellt, der in ein lichterloh brennendes Inferno führt.

Es beginnt mit einem Raum, der einstigen „Wiege der Menschheit“, der zu eng wird für alle Bewohner. Diese sind nicht alle gleich, sie unterscheiden sich in der blauen und grünen Farbe ihrer Zündholzkuppen. Ein Merkmal, das bei Streichhölzern für ihre eigentliche Funktion und Qualität völlig unerheblich ist. Übertragen auf uns Menschen bedeutet es, dass alle gleich sind, keiner ist wegen seiner äusseren Merkmale wie die Hautfarbe eine minderwertige oder überlegenere Person. Wir haben alle eine gemeinsame Herkunft.

Ausserhalb der Dunkelheit der Streichholzschachtel erkennen die Hölzer ihre vermeintliche Unterschiedlichkeit und sortieren sich entsprechend in zwei Lager. Flugs ist auch eine Grenze gezogen, von einzelnen Posten bewacht. Noch ist alles harmlos, die Grenzer stolzieren während ihrer Pflichtausübung gedankenlos sogar über die gezogene Linie.

Der Grenzer der einen Seite beseitigt einen Teil der lockeren, unnötigen Grenze und betritt zunächst offenkundig ohne böse Absichten das andere Territorium, was von seinem „Kollegen“ sofort als Angriff gedeutet und ein weiteres Betreten verhindert wird.

Anschaulich wird die Geschichte der Rüstung, ihre militärische Entwicklung und Kriege der vergangenen Zeiten gezeigt: den Anfang bilden Kämpfe, die noch mit der Faust ausgetragen werden. Später kommen einzelne Schwertkämpfe, die Bildung kleinerer berittener Kavallerie-Truppen, Flak-Geschütze bis hin zur Aufstellung von riesigen Armeen hinzu, was andeuten soll, dass beide Gruppen ihre Wirtschaft wie heute noch zum grossen Teil auf das Kriegsgeschäft ausrichten.

In der Animation löscht ein Atomkrieg letztendlich alles Leben aus und hinterlässt nur verbrannte Erde. Keiner entkommt und ist Sieger in diesem Konflikt. Die Verwendung von Zündhölzern als Akteure vertieft die brisante Botschaft auf geniale Weise – sowie das Umfunktionieren der Streichholzschachtel, einst ein Hort der Gemeinsamkeit, als zerstörerische Langstreckenrakete mit den atomaren Sprengsätzen.

Der Film aus dem Jahr 1983 entstand in der heissen Phase des Kalten Krieges, als sich der Warschauer Pakt unter Führung der Sowjetunion und der Nordatlantik-Pakt unter Führung der Vereinigten Staaten von Amerika mit der Strategie der Abschreckung durch Atomwaffen gegenüber standen.

Heute, nach mehr als dreissig Jahren seit Erscheinen des Trickfilms, drohen die Militärstrategen wieder verstärkt mit Atomwaffen. Der öffentliche Protest dagegen hält sich in sehr engen Grenzen. Einzelne Stimmen erheben sich, doch es kommt zu keinen weltweiten Massendemonstrationen. Mit dem Internet, in dem Mobilisationen zu allem Möglichen blitzschnell organisiert werden, gibt es ein Instrument dafür. Die internationale Tradition der Friedensmärsche zu Ostern werden an den Teilnehmerzahlen zeigen, wie erschreckend gering das Interesse der Bevölkerung ist, sich mit diesem Thema wirklich ernsthaft auseinanderzusetzen.

Eines Tages ist es dafür zu spät. Es wird niemand mehr da sein. Keiner wird die Frage stellen, wer hat Schuld, wer trägt die Verantwortung, wer hat angefangen, denn die Antwort ist: Jeder, der aktive und passive Mensch, der diese Frage nicht jetzt stellt. Heute und nicht erst morgen muss gehandelt werden.

„Конфликт“:

Anm.: Den Hinweis auf diesen Film von Garri Bardin fanden wir am 19. März 2016 auf der unabhängigen Nachrichtenagentur Net News Global unter der Rubrik „Feuilleton – Kunst und Kultur“.

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