„Keine Traumfabrik“ – Start der „Dream Production“ in Dormagen
Am 17. Juni eröffnet die BAYER-Tochterfirma COVESTRO im Werk in Dormagen ihre sogenannte „Dream Production“. In der Anlage soll Polyurethan (PU) u. a. für die Verwendung in Matratzen hergestellt werden. Bei dem neuen Verfahren wird das Treibhausgas CO2 als Baustein in einem der Vorprodukte verwendet, was BAYER als „ganzheitlichen Ansatz zur Nachhaltigkeit“ bezeichnet. Die von BAYER mit einer Marketingkampagne beauftragte Agentur Ketchum Pleon kommunizierte die Anlage „gegenüber der Politik, Geschäftspartnern, Mitarbeitern und Öffentlichkeit als Musterbeispiel für ein nachhaltiges Projekt“.
Umweltschützer kritisieren dieses Vorgehen hingegen als Greenwashing und reine PR-Kampagne:
Jan Pehrke von der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) erläutert, dass zur Beurteilung der CO2-Bilanz der „Dream Production“ das gesamte Verfahren, und nicht ein beliebiger Teilschritt beurteilt werden müsse. „Hier wäre der CO2 Footprint das entscheidende Maß zur Beurteilung des Verfahrens. COVESTRO spricht allerdings nur über die Anzahl der verwendeten CO2-Bausteine in dem Polyol-Vorprodukt der PU-Synthese. Die Verbesserung des CO2 Footprints für den gesamten Prozess ist allein schon unter Berücksichtigung der Energieerzeugung bestenfalls marginal. Hier von Nachhaltigkeit zu sprechen, ist schlicht und einfach Greenwashing. Die „Dream Production“ ist alles andere als eine Traumfabrik“.
BAYER will gerade einmal 5.000 Tonnen des Polyol-Vorproduktes auf CO2-Basis herstellen und hierbei 1.000 Tonnen Kohlendioxid einsetzen. Das ist knapp ein Zehntausendstel des jährlichen CO2 Ausstoßes von BAYER, der in den letzten Jahren auf 9.71 Mio. Tonnen im Jahre 2015 anwuchs. Dieser Anstieg zeigt zudem, dass das Unternehmen keine Anstalten macht, seine Produktion generell umweltfreundlicher zu gestalten.
Als Reaktion auf die Kritik an der „Dream Production zielt die Marketing-Strategie nun auf die „Verbreiterung der Rohstoffbasis“ und die „Schonung fossiler Ressourcen“. Angesichts der weltweit steigenden Nachfrage nach PU und des geringen Anteils an verwendetem CO2 wird jedoch auch in Zukunft mehr Erdöl benötigt werden – die schonenden Effekte sind hier deshalb ebenfalls zu vernachlässigen.
Die Kritiker verweisen zudem auf echte nachhaltige Strategien. Manuel Fernández vom Bereich „CHEMIKALIENPOLITIK“ des BUND FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ (BUND) erklärt: „Ein ganzheitlicher Ansatz zur Nachhaltigkeit führt für den BUND nach wie vor nur über eine drastische Reduzierung der Kunststoffproduktion und des Einsatzes von fossilen Brennstoffen.“
Jan Pehrke von der CBG resümiert: „Das BAYER-Greenwashing mit der „Dream Production“ verbreitet die Illusion, dass die Industrie bereits große Schritte in Richtung Klimaschutz ginge. Zudem dient es in diesem Falle als ökologischer Anstrich für die die vier Millionen € Subventionen die COVESTRO aus Mitteln des BUNDESMINISTERIUMS FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG (BMBF) erhielt. Statt Greenwashing und BAYER-Subventionen benötigen wir Maßnahmen zur sofortigen Verringerung des industriellen Schadstoffausstoßes, der Kunststoffproduktion und zudem einen massiven Ausbau von Recycling, sowie der Förderung und Erforschung tatsächlich nachhaltiger Alternativen.“
Die Alternative hierzu – kleine, dezentrale Verfahren auf Basis von Biomasse – könnten zwar dem ländlichen Raum neue Perspektiven eröffnen, ebenso wie bei der Energie-Wende, von der tausende kleine Erzeuger profitieren, stehen die großen Chemie-Firmen bei einer solchen Transformation jedoch nicht auf der Gewinner-Seite. Wie schon bei der Einführung regenerativer Energien ist daher auch bei der Etablierung einer Kreislaufwirtschaft in der Chemie-Produktion mit ausdauerndem Widerstand von BAYER & Co. zu rechnen.
Erstveröffentlichung am 16. Juni 2016 auf COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG)
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