Einer der renommiertesten und ältesten aktiven Journalisten auf dem Planeten, John Pilger, äußert sich zur Volksabstimmung im Vereinigten Königreich und dessen „Brexit“, dem Ausstieg aus dem Staatenbund „Europäische Union“.
Es ist eine epische Abrechnung.
John Pilger im Wortlaut:
„Die Mehrheitsentscheidung der Briten die Europäische Union zu verlassen war ein Akt roher Demokratie. Millionen von einfachen Menschen verweigerten sich schikanieren, einschüchtern und mit offener Verachtung abtun zu lassen durch ihre behaupteten Besseren in den großen Parteien, die Führer der Geschäfts- und Banken-Oligarchie und der Medien.
Dies war, in großen Teilen, ein Votum durch die von schierer Arroganz der Apologeten der „Bleiben“-Kampagne und die Zerstückelung eines sozial gerechten zivilen Lebens in Britannien Erzürnten und Demoralisierten. Die letzte Bastion der historischen Reformen von 1945, der staatliche Gesundheitsdienst, ist durch die von Tory (Konservativen) und Labour unterstützten Freibeuter so zerrüttet worden, dass er um sein Leben kämpft.
Eine Vorwarnung kam, als der Schatzkanzler, Georg Osborne, der Inbegriff von sowohl Britanniens altem Regime als auch der Banker-Mafia in Europa, damit drohte dem britischen Öffentlichen Dienst 30 Milliarden Pfund zu streichen, wenn die Menschen falsch wählten; es war Erpressung schockierenden Ausmaßes.
Einwanderung wurde durch die Kampagne mit vollendetem Zynismus ausgebeutet, nicht nur durch populistische Politiker der irrsinnigen Rechten, sondern durch Labour-Politiker, die anschlossen an ihre eigene ehrwürdige Tradition der Förderung und Pflege von Rassismus, ein Symptom der Korruption nicht an der Basis, sondern an der Spitze. Der Grund warum Millionen von Flüchtlingen aus dem Mittleren Osten geflüchtet sind – zuerst Irak, nun Syrien – sind die Invasionen und Verstümmelungen durch Britannien, die Vereinigten Staaten, Frankreich, die Europäische Union und Nato. Vorher kam die absichtliche Zerstörung von Yugoslawien. (…)
Die Tropenhelme mögen lange her sein, aber das Blut ist nie getrocknet. Eine Verachtung aus dem 19. Jahrhundert für Länder und Menschen, abhängig von ihrem Grad kolonialer Nutzbarkeit, bleibt ein Kernstück moderner „Globalisierung“, mit ihrem perversen Sozialismus für die Reichen und dem Kapitalismus für die Armen: ihrer Freiheit für das Kapital und der Verweigerung der Freiheit zur Arbeit; ihrer perfiden Politiker und politisierten Beamten.
All dies ist nun nach Hause nach Europa gekommen, diejenigen bereichernd die Tony Blair gleichen und Millionen verarmend und entmachtend. Am 23. Juni sagten die Briten: Nicht mehr.
Die effektivsten Propagandisten des „Europäischen Ideals“ sind nicht die Rechtsradikalen gewesen, sondern eine unerträgliche Klasse von Patriziern, für die das metropolitanische London das Vereinigte Königreich ist. Seine führenden Mitglieder sehen sich selbst als liberale, erleuchtete, kultivierte Tribune des 21. Jahrhundert Zeitgeist, sogar „cool“. Was die wirklich sind, ist eine Bourgeoisie mit unersättlichem konsumistischen Geschack und altertümlichen Instinkten eigener Überlegenheit. In ihrer Hauspostille, dem Guardian, haben sie sich hämisch gefreut an denen, die auch die E.U. als zutiefst undemokratisch einschätzten, eine Quelle sozialer Ungerechtigkeit und eines giftigen Extremismus, bekannt als „Neoliberalismus“.
Die Absicht von diesem Extremismus ist eine permanente, kapitalistische Theokratur zu installieren, die eine Zwei-Drittel-Gesellschaft sichert, mit der Mehrheit gespalten und verschuldet, gemanaged von einer Firmen-Klasse, und mit permanent arbeitenden Armen. (…)
Am Freitag, wurde der Führer der Labour Partei, Jeremy Corbyn, von der BBC gefragt, ob er dem abtretenden Cameron Tribut zollen würde, seinem Kameraden in der „Bleiben“-Kampagne. Corbyn rühmte ekelhaft Camerons „Würde“ und verwies auf dessen Unterstützung für gleichgeschlechtliche Heirat und dessen Entschuldigung an die irischen Familien für die Toten des Blutigen Sonntags. Er sagte nichts über Camerons Polarisierung, seine brutale Politik der Austerität, seine Lügen darüber den staatlichen Gesundheitsdienst zu „beschützen“. Auch erinnerte er die Menschen nicht an die Kriegstreiberei der Regierung Cameron: die Entsendung britischer Sondereinheiten nach Libyen und britischer Bombenschützen nach Saudi-Arabien und, vor allem anderen, das Einladen eines Dritten Weltkrieges. (…)
Die Militärmanöver in Polen waren die größten seit der Nazi-Invasion; Operation Anaconda hatte einen Angriff auf Russland simuliert, vermutlich mit Atomwaffen. Am Vorabend des Referendums warnte der Quisling-Generalsekretär der Nato, Jens Stoltenberg, die Briten davor, sie würden „Frieden und Sicherheit“ gefährden, wenn sie dafür stimmten die E.U. zu verlassen.
Die Millionen, die ihn, Cameron, Osborn, Corbyn, Obama und den Mann der die Bank von England betreibt ignorierten, haben vielleicht, nur vielleicht, einen Treffer für echten Frieden und Demokratie in Europa gelandet.“
(…)
Artikel zuletzt aktualisiert um 14.53 Uhr