Ausgefallener „Amoklauf“ und „Terroranschlag“ von Malmö: Polizeichef zerreisst Falschmeldungen internationaler Medien

Malmö: Polizeichef rechnet mit böswilligen Klatschmäulern der internationalen Presse ab: Keine Terrorverbindungen! Kein Amoklauf und flüchtende Menschenmenge im Einkaufzentrum! Kein Bombenattentat!

In jüngster Zeit werden von den internationalen Medien jede falsch montierte und explodierende Gasflasche auf einem Campingplatz, sich prügelnde alkoholisierte Gruppen unterschiedlicher ethnischer Herkunft nach einem Kneipengang, ein vergessener Rucksack und dergleichen sofort als reisserischer Aufhänger-Artikel für ihre Zeitung uminterpretiert. Als ob es jemanden im Land Y interessiert was in einem Ort im Land X passiert, was früher nur in Lokal- und Boulevardblättern für die dort ansässige Bevölkerung von Belang war.

Nun aber werden „Zeiten des globalisierten Terrorismus auf einer neuen Ebene“ von den Regierungen ausgerufen. Es wird nach allem gegriffen, was nach Attentat und Amoklauf im Zusammenhang mit Muslimen klingen könnte, indem es in diesen Kontext gepresst und genutzt wird.

Mats Karlsson, Chef der Polizei und stellvertretender Landrat von Malmö, einer schwedischen Grossstadt in Schweden, äusserte sich am 29. Juli 2016 über die internationalen Medien, die eine „verzerrte“ Ansicht zu einer „Serie“ von „Schiessereien“ und einer Explosion bei einem Einkaufszentrum im Stadtbezirk Rosengård in Malmö in den letzten Tagen präsentierten, die weltweite Aufmerksamkeit erregten und auf die Polizei, schwedische Journalisten und Bürger mit ungläubigen Erstaunen reagierten.

Daraufhin gab der Leiter der Polizei, der persönlich an den Tatorten während der Ermittlungen anwesend war, auf Anfrage der Zeitung The Local.se ein Interview. Folgendes lieferte die Grundlage für das Schüren neuer Schreckensbotschaften: Es gab drei Schüsse und eine Explosion in einer Wohnung in Malmö.

26. Juli 2016: Einem Mann wurde am Rosengård-Einkaufszentrum ins Bein geschossen und dieser ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei sucht nach einem 22-jährigen Verdächtigen, gegen den ein Haftbefehl erlassen wurde.

27. Juli: Ein Mann wurde im Rosengård-Bereich verletzt aufgefunden. Es war zunächst unklar, ob die Wunde durch eine Pistole oder ein Messer verursacht wurde. Bis zum aktuellen Zeitpunkt kam es zu keinen Verhaftungen.

27. Juli: Zwei Autos brennen in Rosengård. Keine Verletzungen. Keine Verhaftungen.

28. Juli: Ein Mann taucht mit einer Schusswunde in der Notaufnahme in Malmö auf. Die Polizei findet daraufhin Spuren einer Schiesserei am Persborg Platz in Rosengård. Ein 22-jähriger Verdächtiger wurde verhaftet.

28. Juli: Explosion in einer Wohnung am Trelleborgsgatan im Bereich Möllevången. Die Polizei glaubt, dass sie durch eine Handgranate verursacht wurde, aber das ist nicht bestätigt. Keine Verletzungen. Keine Verhaftungen zum Zeitpunkt des Schreibens.

Karlsson sagt im Interview über die Resonanz der Medien:

„Wenn Sie eine Verbindung sehen wollen [Terrorismus] sehen Sie eine. Aber diese Artikel waren extrem, ich habe noch nie solche Verzerrungen gesehen. In verschiedenen britischen Zeitungen hiess es: „Menschen rennen um ihr Leben um einem gerade stattfindenden Angriff zu entkommen.“ Aber in Wirklichkeit war es ein interner Streit zwischen diesen beiden Jungs.“

The Local: „Warum denken Sie, haben die Medien das mit potenziellen Terrorismus verknüpft?“

Karlsson: „Weil die Erzählung so gut passt, es war eine „Wahrheit“, die sie sehen wollten, obwohl sie hier in Schweden vertreten sind und uns anrufen und Informationen erhalten. (…) Ich glaube, es war deshalb, weil die Schiesserein an die Menschen in München erinnerten und es einen Druck gibt, zuerst die Nachricht zu senden.“

Der Polizeichef fügte hinzu, dass er und seine Kollegen im Internet-Zeitalter diesen Druck spüren.

Karlsson: „Aber es ist wichtig, dass wir unsere kühlen Köpfe bewahren. Wir alle haben eine Verantwortung – nicht nur Medien und die Polizei, sondern auch die einzelnen Leser – denn es ist nicht alles schwarz oder weiss.“ Karlsson äusserte sich besorgt, dass alles als Terrorismus eingestuft wird und die eigentliche Arbeit der Polizei die Bekämpfung von Kriminalität und Schwerverbrechen ist.

Zu den Vorfällen meinte der Leiter der Polizei, dass diese Ereignisse von Verbrecher gegen Verbrecher ausgeübt wurden, deren interne Auseinandersetzungen nichts mit Unbeteiligten zu tun haben. Die Vorfälle sind innere Streitigkeiten zwischen Menschen, die oft eine kriminelle Vergangenheit haben. Und im Falle der Wohnungsexplosion am Donnerstagabend glaubt die Polizei, dass auch diese auf bestimmte Individuen zielten.

Die Schweden haben sich ratlos am Kopf gekratzt, warum das in so vielen internationalen Medien erschienen ist und diese Vorfälle mit den jüngsten vermuteten Terroranschlägen zum Beispiel in Frankreich und Deutschland verbunden wurden, so The Local.se

Unter anderem brachte eine australische Frühstücks-Nachrichtensendung unter der Rubrik „Eilmeldungen“ die Schlagzeile zur Explosion in Schweden, betonte dabei den hohen Anteil der muslimischen Bevölkerung der Stadt und behauptete fälschlicherweise, dass am gleichen Tag ein homosexueller Marsch stattgefunden hätte.

Matias Rankingen, Reporter für die Kvällsposten (Abendpost) äusserte sein Erstaunen am 28. Juli in einem Tweed auf Twitter:

„Det här är det sjukaste jag sett. Har de inte ansvariga utgivare i Australien?“ (Das ist das verrückteste Ding, das ich gesehen habe. Haben sie keinen verantwortungsbewussten Zeitungsverleger in Australien?)

und hängte einen Screenshot mit dem Foto der Fernsehsendung von „The Today Show“ an:

„Breaking: An explosion has rocked the city of Malmo, Sweden“

Im Fall Malmö wehrt sich die örtliche Polizeileitung mit diesem Interview gegen die verbreiteten vorsätzlichen Lügen von Medienvertretern, die dort vor Ort als Korrespondenten ihrer Sender und Zeitungen stationiert sind. Im Kontakt mit der Polizei wussten sie vom Stand der Ermittlungen. Dennoch setzten einige von ihnen mit Absicht falsche Hiobsbotschaften in die Welt, die von anderen kopiert wurden um die Zuschauer und Leser eine Welt voller Gewalt und Bedrohungsszenarien vorzuspiegeln, die so nicht in der Realität existiert.

In den Köpfen bleiben solche Meldungen hängen (schon wieder ein Amokläufer), Dementis erfolgen kaum oder werden in der Flut an täglichen Informationen nicht mehr wahrgenommen.

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Quelle: http://www.thelocal.se/20160729/what-do-we-actually-know-about-the-violence-in-malm