Obama-Institut in Deutschland
Am 9.Februar 2017 wurde an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Department of English and Linguistics (Englisch und Sprachwissenschaften) das „Obama Institute for Transnational American Studies“ feierlich eingeweiht.
Schwerpunkt der zukünftigen Forschungen sind Untersuchungen der Kulturwissenschaften im 21. Jahrhundert – also ab dem Jahr 2000 – der Vereinigten Staaten von Amerika, die sich nicht auf nationaler sondern transnationaler Ebene „in einer sich wandelnden globalen Welt“ auswirken.Die Bereiche Kultur, Geschichte, Literatur, Medien, Wirtschaft, Recht, Religion, Medizin, Kunst und Kultur sollen unter einem „interdisziplinären Blickwinkel“ beleuchtet werden.
Nun haben zwar oben aufgeführte Disziplinen den wichtigsten Einfluss auf die Entwicklung der Gesellschaft in Hinsicht auf ihre moralischen und ethischen Anschauungen und können somit nicht losgelöst von den politischen und technologischen Prozessen betrachtet werden. Zusammen bilden sie die menschliche Kultur.
Einen Vollblutpolitiker wie den Ex-Präsidenten der U.S.A. als Namenspatron für die „neue Forschungsplattform“ auszuwählen zeugt von einer sehr tendendiösen Richtungsvorgabe, auch wenn Barack Obama Rechtswissenschaft studiert hatte.
Es gibt viele Wissenschaftler, Künstler, Literaten, Rechtsgelehrte in den U.S.A., die sich wirklich um das Allgemeinwohl verdient gemacht haben, sei es mit gesellschaftlicher Kritik oder Lösungen, die für die Zukunft positive Auswirkungen haben.
Ein würdiger Kandidat für die Namensgebung wäre gerade auch Noam Chomsky, Professor für Linguistik, für das Department of English and Linguistics gewesen. Oder der Historiker Michael Parenti. Beide U.S.-Wissenschaftler sind weltberühmt und anerkannte Gesellschaftskritiker, eben durch ihren universalen, „transnationalen“ Intellekt mit einem „interdisziplinären Blickwinkel“ – von ihren Gegnern als „Linke“ und „Marxisten“ gebrandmarkt.
Was hat der ehemalige Präsident in dieser Hinsicht Verdienstvolles vorzuweisen? Unter seine Verantwortung fallen im Ausland geführte Kriege mit gezielten Tötungen durch Drohnen und Sonderkommandos, Schutz der C.I.A., Lieferung von Rüstungsgütern in alle Welt, stete Verlängerungen des Patriot Act, das Verschliessen seines Exemplars des Folterberichts für viele Jahre in das Obama-Archiv anstatt diesen für die Öffentlichkeit freizugegeben.
Obama hat sich nie durch mitreissende Plädoyer gegen die Einführung von Gentechnik in der Medizin oder gegen die inhumanen Einflüsse von Robotertechnik im Gesundheitswesen, gegen Kernkraftwerke und weiteren negativen Entwicklungen in den Jahren seiner Amtszeit hervorgetan. Diese Chancen hätte Obama gehabt. Im Rückblick auf seine achtjährige Regierungszeit wird den Menschen kaum etwas Positives im Gedächtnis bleiben, in der immer mehr Personen ausgegrenzt wurden. Schon gar nicht in den Ländern, denen die Vereinigten Staaten von Amerika Demokratie und westliche Kultur mit verschiedenen Mitteln aufzwingen.
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist schlecht beraten, so offensichtlich politische Partei für einen Vertreter zu ergreifen, der das bestehende System des Raubtierkapitalismus niemals ernsthaft in Frage gestellt hat.
Quelle: https://idw-online.de/de/news667636