Paul Craig Roberts und Michael Hudson
Ein Artikel von Robert Berke auf der Website oilprice.com, die sich selbst als “Die Quelle Nummer 1 für Neuigkeiten in Sachen Öl und Energie“ beschreibt, zeigt auf, wie Interessengruppen Ergebnisse dadurch kontrollieren, wie sie die politischen Möglichkeiten beeinflussen.
Berkes Artikel enthüllt, wie die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Vorherrschaft zu erhalten und auszuweiten beabsichtigen, indem sie die Allianz zwischen Russland, Iran und China aufbrechen, sowie durch Privatisierungen von Erdöl, die dazu führen, dass Länder die Kontrolle über ihre Souveränität an private Erdölunternehmen verlieren, die eng mit der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika zusammenarbeiten.
Berke berichtet, dass Henry Kissinger Präsident Trump an ein Komplott verkauft hat, das die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland benutzen will, um Präsident Putin aus der russischen Allianz mit Iran und China zu brechen. Sollte Putin diesem auf den Leim gehen, dann wäre das ein fataler strategischer Fehler, von dem Russland sich nicht erholen könnte. Putin wird jedenfalls unter Druck kommen, damit er diesen Fehler begeht.
Unter Druck steht Putin einerseits seitens der transatlantischen Integrationisten, die ein materielles Interesse an ihren Verbindungen zum Westen haben und die wollen, dass Russland in die westliche Welt integriert wird. Ein weiterer Druck entsteht aus der Beleidigung, die die Sanktionen für die Russen darstellen. Die Beseitigung dieser Beleidigung ist für die Russen wichtig geworden, obwohl die Sanktionen Russland keinen materiellen Schaden antun.
Wir stimmen Präsident Putin zu, dass die Sanktionen in Wirklichkeit ein Nutzen für Russland sind, da sie Russland in Richtung Eigenständigkeit und in die Entwicklung von Beziehungen mit China und Asien bewegt haben. Mehr noch, der Westen mit seinen hegemonistischen Anwandlungen benützt wirtschaftliche Beziehungen für Kontrollzwecke. Handel mit China und Asien stellt für die russische Unabhängigkeit keine solche Gefahr dar.
Berke sagt, Teil des Putin angebotenen Handels sei „größerer Zugang zum riesigen europäischen Energiemarkt, wiederhergestellter westlicher Finanzkredit, Zugang zu westlicher Technologie, sowie ein Sitz an dem Tisch, an dem die globalen Entscheidungen getroffen werden, alles Dinge, die Russland dringend braucht und haben will.“ Die offizielle Anerkennung der „Krim als Teil Russlands“ soll die Falle verlockender machen.
Kann schon sein, dass Russland das alles will, aber es ist Unsinn, dass Russland etwas davon braucht. Die Krim ist Teil Russlands so wie sie es schon 300 Jahre lang war, und niemand kann etwas daran ändern. Was würde es wohl bedeuten, wenn Mexiko nicht anerkennt, dass Texas und Kalifornien zu den Vereinigten Staaten von Amerika gehören? Nichts.
Europa hat kaum Alternativen zu russischer Energie.
Russland braucht keine westliche Technologie. In Wirklichkeit ist seine militärische Technologie der im Westen überlegen.
Und ganz gewiss benötigt Russland keine westlichen Kredite. Es wäre in der Tat ein Akt des Wahnsinns, diese anzunehmen.
Es ist ein eigennütziges westliches Märchen, dass Russland Kredite aus dem Ausland braucht. Dieses Märchen ist verankert in der neoliberalen Wirtschaftswissenschaft, die ein Werkzeug für westliche Ausbeutung und Kontrolle anderer Länder ist. Die größte Gefahr für Russland bilden die neoliberalen Wirtschaftswissenschaftler des Landes.
Die russische Zentralbank hat die russische Regierung überzeugt, dass es inflationär wäre, russische Entwicklungsprojekte mit der Ausgabe von Krediten der Zentralbank zu finanzieren. Kredite aus dem Ausland sind wesentlich, behauptet die Zentralbank.
Jemand muss der russischen Zentralbank die Grundzüge der Wirtschaftswissenschaft beibringen, ehe Russland in einen weiteren Vasallen des Westens verwandelt wird.
Hier ist die Lektion: Wenn ein Kredit der Zentralbank benützt wird, um Entwicklungsprojekte zu finanzieren, dann steigt der Bestand an Rubeln, aber auch das Ergebnis aus den Projekten. Somit steigen Güter und Dienstleistungen mit der Versorgung mit Rubeln. Wenn Russland fremde Währungen aus dem Ausland borgt, dann steigt die Versorgung mit Geld ebenso, aber es steigt auch die Verschuldung im Ausland. Russland gibt die fremden Währungen nicht für das Projekt aus, sondern gibt sie zu seinen Fremdwährungsreserven. Die Zentralbank gibt die gleiche Menge Rubel aus für die Bezahlung der Rechnungen des Projekts, die sie ausgeben würde, gäbe es keinen Kredit aus dem Ausland. Alles, was der Kredit aus dem Ausland bewirkt, ist Russland eine Zahlung von Zinsen an einen ausländischen Kreditgeber zu bescheren.
Ausländisches Kapital ist für Länder wie Russland und China nicht wichtig. Beide Länder sind perfekt imstande, ihre eigene Entwicklung zu finanzieren. In der Tat ist China der größte Gläubigerstaat der Welt. Auslandskredite sind nur wichtig für Länder, die über keine eigenen Ressourcen für Entwicklung verfügen, und die Wirtschafts-Know-how, Technologie und Ressourcen für ausländische Währungen kaufen müssen, die ihre eigenen Exporte nicht hereinzubringen vermögen. Das ist bei Russland nicht der Fall, das reichlich mit Ressourcen und einem Handelsüberschuss ausgestattet ist. Die Entwicklung Chinas wurde von Konzernen aus den Vereinigten Staaten von Amerika gefördert, die ihre Produktion für den US-Markt außer Landes verlegten, um die Differenz an Arbeits- und Verwaltungskosten einzustreichen.
Die Neoliberalen sagen, dass Russland Privatisierung braucht, um sein Budgetdefizit abzudecken. Russlands Staatschulden betragen nur 17 Prozent des russischen BIP (Bruttoinlandsprodukt). Laut offiziellen Angaben betragen die Schulden der Vereinigten Staaten von Amerika 104 Prozent des BIP, sind also 6,1 mal höher als die Russlands. Wenn die Schulden der Vereinigten Staaten von Amerika nach realen Maßstäben gemessen werden, dann betragen die US-Schulden 185 Prozent des US-BIP. Es ist klar, dass die kleinen Schulden Russlands kein Problem darstellen, wenn die massiven Schulden der US-Regierung kein Problem sind.
Berkes Artikel ist Teil der Anstrengung, Russland übers Ohr zu hauen, indem die russische Regierung überzeugt wird, dass ihre Prosperität von unvorteilhaften Abkommen mit dem Westen abhängt. Nachdem Russlands neoliberale Wirtschaftswissenschaftler das glauben, hat der Betrug Aussicht auf Erfolg.
Eine weitere Wahnvorstellung, die die russische Regierung beeinflusst, ist der Glauben, dass Privatisierung Kapital hereinbringt. Diese Täuschung brachte die russische Regierung dazu, 20 Prozent ihres Erdölunternehmens in ausländischen Besitz zu übertragen. Alles, was Russland durch diesen strategischen Fehler erreichte, war 20 Prozent seiner Ölprofite in fremde Hände zu übertragen. Für eine einmalige Zahlung gab Russland 20 Prozent seiner Ölprofite für alle Zeiten aus der Hand.
Wir wiederholen noch einmal: die größte Gefahr, die Russland bedroht, sind nicht Sanktionen, sondern die Inkompetenz seiner neoliberalen Wirtschaftswissenschaftler, die durch und durch gehirngewaschen worden sind, um den Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika zu dienen.
Orginalartikel „Western Interests Aim To Flummox Russia“ vom 14.2.2017
Quelle: http://antikrieg.com/aktuell/2017_02_14_westliche.htm