Gestützt von deutschen Truppen, deren „militärisches Verbindungselement“ bereits ohne Beschluss des abwesenden Bundestages im August 2014 entsendet worden war, sowie in enger Kooperation mit Tayyip Erdogan, türkischem Militär und Geheimdienst, fordert der Präsident der Regionalregierung des irakischen Kurdistan, Masud Barzani, in einem am 5. März mit der italienischen Zeitung „La Stampa“ veröffentlichten Interview die Unabhängigkeit des von ihm regierten irakischen Teilgebietes ein.
Die Eroberung von Mosul (wir berichteten, 1, 2) markiere
„wahrscheinlich den Beginn der Auflösung des Irak“,
so das Barzani-nahe Portal „Rudaw“ in einem Bericht.
Barzani bezieht sich nun in seinem vorgestern veröffentlichten Interview bezüglich seiner Forderung nach einem offiziell unabhängigen Kurdistan ausdrücklich auf das Beispiel Yugoslawien:
„Im Mittleren Osten und Europa hat die Geschichte gezeigt, dass nach dem ersten und zweiten Weltkrieg gegründete Staaten sich als nicht nachhaltig und fiktiv erwiesen haben. Die Tschechoslowakei und Yugoslawien sind verwelkt, wie es heute mit dem Vermächtnis von Sykes-Pirot geschieht.“
Radio Utopie warnt bereits seit über zehn Jahren vor der für Irak vorgesehenen „Bosnien-Option“ u.s.-amerikanischer Militärstrategen (Original Papiere „A Bosnia Option“ von Michael E. O’Hanlon und Edward P. Joseph, Dezember 2006 hier gespiegelt, „Things Fall Apart“ von Kenneth Pollack und Daniel Byman, Januar 2007, hier gespiegelt).
Entsprechende Pläne des U.S.-Militärs zur Zerschlagung der Staaten in der Region, auch der Türkei, waren in 2006 bekannt geworden.
Bereits Wochen vor der Entsendung des „militärischen Verbindungselements“ der Bundeswehr in den Norden des Irak zur separatistischen Barzani-Regierung der irakischen Teilregion (Bekanntgabe der Bundeswehr: 27. August) warnte der Autor dieses Artikels am 17. August 2014 genau davor:
..und zeitgleich will die Regierung deutsche Truppen zur separatistischen Barzani-Regierung nach Kurdistan schicken.http://t.co/g5DlekbbDB
— Daniel Neun (@Daniel_Neun) 17. August 2014
Die Hunderte von Einträge umfassende Tweet-Reihe begann im Juni 2014. Ebenso umschrieben wir den ökonomischen Hintergrund, im Zuge eines über 50 Jahre angelegten Öl-Deals zwischen Erdogan und Barzani (19.Juni 2014, „Posse um die lukrativen Öl-Felder in der irakischen Region Kurdistan“).
Erst kürzlich, am 26. Februar 2017, trafen sich Barzani und Erdogan in Istanbul.
Begründet wurden im Sommer 2014 die einhergehenden Waffenlieferungen der Regierung von Deutschland an die separatistische irakische Regionalregierung Barzanis mit dem Völkermord an den Jeziden (Eziden). Heute sind es genau diese von Kriegskonzernen produzierten „deutschen Waffen“ (die die Barzani-Regierung an jedem Waffenmarkt hätte kaufen können, anstatt sie dort nun nach Belieben zu verkaufen), die gegen Jeziden eingesetzt werden.
Vor Tagen begannen Angriffe der Barzani-Milizen gegen die Stadt nordwestliche Stadt Sinjar (auch Sindschar, Shengal, Shengali, Singar, Singal, Shingal), in enger Kooperation mit türkischen Truppen. Laut Berichten vor Ort wurden kurdische Milizionäre, die den Angriffsbefehl gegen Sinjar und dort stationierte andere kurdische Milizen verweigerten, von Barzanis Geheimdienst an den türkischen Geheimdienst M.I.T. ausgeliefert.
Der Präsident des M.I.T., Hakan Fidan, ist nach wie vor der eigentliche starke Mann in der Türkei, obwohl es offensichtlich er selbst war, der den gescheiterten Militärputsch gegen Erdogan dirigierte. Eine Vernehmung von Fidan und dem ebenfalls weiter amtierenden Militärchef der Türkei, , die sich beide laut bekannt gewordenen Zeugenaussagen schon Stunden vor Beginn des Militärputsches trafen und über diesen informiert waren, unterband Erdogan persönlich und löste im Dezember trotz Protesten der türkischen Opposition die entsprechende Parlamentskommission zur Untersuchung des Militärputsches auf.
In einem bizarren Arrangement mit genau dem Apparat der ihn stürzen wollte, lässt Erdogan nun genau die Parlamentarier verhaften und zu Jahren Gefängnis verurteilen, die sich als erste gegen den Militärputsch stellten: die Abgeordneten der kurdischen linken „H.D.P.“. Sein bekanntermaßen auch nicht überintellektuelles Wahlvolk dagegen schickt Erdogan weiter eifrig zum Sandsack „Gülenisten“ und versucht sich per Volksabstimmung und Verfassungsänderung zum Sultan zu ernennen, um höchstselbst nachträglich dem gescheiterten Militärputsch gegen die Demokratie doch noch zum Sieg zu verhelfen. Erdogan selbst wirkt dabei wie ferngesteuert.
Barzanis „Rojava-Peschmergas“ (Roj Pesch)-Milizen wiederum wurden von Barzani offenbar auch zur direkten Intervention in den Syrien-Krieg aufgestellt („Rojava“ ist die Selbstbezeichnung des Einflussgebietes der vom U.S.-Zentralkommando als „Syrian Democratic Forces“ kommandierten kurdischen Milizen in Syrien). Öffentlich verlautbart wurde, Barzanis“Rojava-Peschmergas“ seien aus „syrischen Kurden“ aufgestellt, was auf einen entsprechenden Vorwand hindeutet. Barzanis „Peshmarga“-Milizen werden wiederum werden von der Bundeswehr im Irak ausgebildet.
Fazit: das U.S.-Imperium lässt weiterhin seine Puppen tanzen, auch Dank der Russischen Föderation, den Machthabern Syriens, auch des Irans und der libanesischen Hizb-Allah, allesamt angebliche Gegner der Vereinigten Staaten, die dem offiziellen Einmarsch der Internationalen Kriegskoalition nach Syrien (u.a. mit Deutschland und Saudi-Arabien) und deren „Free Syrian Army“ aus der Türkei heraus im August 2016 schlicht zusahen.
Vor Tagen nun rundete sich das bizarre Bild: das U.S.-Militär, dessen Bodentruppen mittlerweile offen in Syrien operieren, übergab gnädigerweise die syrische Stadt Manbij (Manbidsch) an syrische Truppen, damit diese einen „Puffer“ zwischen U.S.-Proxy-Truppen (türkische Verbände, Internationale Kriegskoalition, „Freie Syrische Armee“) und U.S.-Proxy-Truppen (mehrheitlich kurdische „Syrian Democratic Forces“) bilden.
Letztere hatten die Stadt von den Milizen des „Islamischen Staates“ erobert, die wir wiederum von Anfang an ebenfalls als Proxy-Einheiten und Werkzeug des U.S.-Imperiums einschätzten, damit dieses in Syrien weiter einen Fuß in die Tür bekommt. (22.August 2014, Syrien-Invasion nächster Versuch: Das U.S.-Imperium schlägt gegen sich selbst zurück)
Eine geostrategische Konkurrenz zu den U.S.A. existiert nicht. Heute wurde ein Koordinationstreffen der Generalstabschefs der U.S.A, der Russischen Föderation und der Türkei in Antalya (Generäle: bekannt gegeben.
Auch diesbezüglich sind sämtliche „Parteien“ in der U.S.-Hegemonie, natürlich auch „Die Linke“ und „Bündnis 90/Die Grünen“, als Simulation zu betrachten.