„Eine verdächtige Wahrnehmung“
Das Leben kann ja so gefährlich sein – wenn der Staat es will
Normalerweise dienen öffentlich aufgestellte Mülleimer dazu, die Plätze und Strassen vor Verunreinigungen durch achtlos weggeworfenen Müll auf das Pflaster zu bewahren. Es wird wohl kaum einen Bürger geben, der dem nicht zustimmt. Zumal das Ordnungsamt schnell dabei ist, einen solchen Übeltäter zu verwarnen. Wer was, befugt oder unbefugt, in einen privaten Müllkübel wirft – das ist eine Angelegenheit des Besitzers eines solchen Behältnisses.
Eine derartige gepflegte Einstellung zur Ordnungsliebe wird in diesen Tagen in Deutschland zur grössten Gefahr mutieren wie sie sich gestern Abend in Esslingen bei Stuttgart zugetragen hat. Da hätten sich doch tatsächlich vier – selbstredend „dunkelhäutige junge Männer, noch dazu einer mit einem Vollbart“ (oh, Graus) – erdreistet, einen (vermutlich privaten) Mülleimer vor einem Haus zu benutzen.
Nun, diese löbliche Handlung einer Müllentsorgung mündete nach einer Anzeige von einem Passanten in einem Fahndungsaufruf nach Zeugen, der Evakuierung von Häusern, der Beendigung einer Veranstaltung und dem Heranrücken eines Bombenentschärfungsteams des Landeskriminalamtes, der Feuerwehr und der Polizei.
Wir wollen ja den ehrenwerten Behörden in Baden-Württemberg auf keinen Fall unterstellen, dass hier pure Fantasie und Propaganda im Spiele sei.
Aber wäre es nicht am „sichersten“ und erheblich kostensparend, wenn die zuvor im Supermarkt, an Kiosken gekauften Essensverpackungen nach Verzehr und Stillung des Hungers fein säuberlich in kleine Schnipsel zerrissen und auf ein ordentlich aufgestapeltes Häuflein, am besten noch unschuldsbeweisend vor einer staatlichen Überwachungskamera, gelegt werden. Natürlich windgeschützt um zu verhindern, dass eine unverhofft daher kommende Windböe den Abfall – wie hier „eine organische Substanz, vermutlich aus der Lebensmittelbranche“ in alle Winde zerstreut und den örtlichen Reinigungskräften zusätzliche Arbeit beschert. Ein Aufkleber oder ein Schild am Entsorgungsbehältnis mit der Aufschrift „Bitte hier keine Tüten oder Schachteln entsorgen“ täte auch recht gute Dienste um Aufreger zu vermeiden.
Allen wäre doch geholfen, die Sicherheitsbehörden könnten in Ruhe ihr Pausenbrot auf der Wache verzehren, die Bürger ihren wohlverdienten Feierabend geniessen anstatt sich aus den Wohnungen und von Veranstaltungen verjagen zu lassen.
Eine Episode mehr von dem alltäglichen Wahnsinn aus einem Land wie auf einer kollabierenden Müllhalde, die die Vernunft ohne einen Mucks von sich zu geben unter einer Lawine vollendetem Wahrnehmungsverlusts unter sich begräbt, nachzulesen hier, denn die Angabe der Quelle, untermalt mit Fotos des Tatorts, muss der Ordnung halber nun einmal sein:
http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.esslingen-grosseinsatz-nach-verdaechtiger-wahrnehmung.a44b96fd-8234-478c-9244-b61c16dd20f5.html