Die ökologische Landwirtschaft wird mit neu gezüchtetem Open Source Saatgut aus Deutschland bereichert.
Ende April 2014 berichteten wir ausführlich in „Open Source Saatware: Initiative gegen Patente der Landwirtschaftsindustrie“ über das Projekt in Wisconsin, Saatgut für Obst und Gemüse ohne jegliche Chance, Patentansprüche anzumelden, für den kommerziellen und privaten Markt zur Verfügung zu stellen.
Nach drei Jahren gibt es jetzt die ersten Samen einer Cocktail-Tomatensorte, die im Netzwerk des ökologischen Freiland-Tomatenprojekts der Georg August Universität Göttingen gezüchtet wurde. Dabei handelt es sich um eine strahlend gelbe Tomate wie die Sonne mit dem schönen Namen „Sunviva“, eine kreative Wortschöpfung abgeleitet von „Sonne“ und „Leben“.
Unter Open Source Seed werden die vielversprechenden positiven Eigenschaften beschrieben und es gibt ein Foto mit den reifen Früchten sowie Hinweise auf die Lizenz und den Vertrieb. Oben rechts sind zwei Symbole, für Englisch und Deutsch.
Der einzige kleine Wermutstropfen über die erfreuliche Nachricht ist, dass die Meldung eins, zwei Monate für unsere klimatischen Bedingungen zu spät kommt, um noch in diesem Jahr das beliebte Gemüse aussäen und ernten zu können.
Eine weitere Züchtung, die unter Open Source gestellt ist, ist die Sommerweizen-Sorte „Convento C“, gezüchtet von Dr. Hartmut Spieß, LBS Dottenfelderhof in Bad Vilbel.
Umweltbewusste Landwirte und private Gärtner können mit dem Kauf dieser Züchtungen von patentfreiem Saatgut mit dazu beitragen, gentechnisch veränderten Lebensmitteln der Chemiekonzerne eine Absage zu erteilen, die diese als notwendig für das Überleben der Menschheit anpreisen. Und sie können ohne weitere Genehmigungen und Gebühren die vitalen Samen aus eigener Ernte für das Folgejahr im Gegensatz zum patentierten Saatgut bereithalten.
Es ist sehr löblich vom Spiegel, auf die neue Tomate hinzuweisen, aber dass der Autor des Artikels diese Ansicht vertritt – Zitat: „Sunviva, so viel kann man schon mal sagen, wird zu diesem Verbrauch kaum einen entscheidenden Beitrag leisten. Die Freilandtomate wird nicht in den Gewächshäusern großer Gärtnereien und Agrarbetriebe sprießen, wird nicht die Supermarktauslagen füllen, sondern bestenfalls von Beeten und Blumentöpfen direkt auf die Teller deutscher Hobbygärtner wandern.“ ist nicht ganz nachvollziehbar.
In den Grossmärkten, in den Gemüseabteilungen der Supermärkte und in den Auslagen der Obst- und Gemüsegeschäfte gehören kleine Cocktail-Tomaten zum Standardangebot – und werden gekauft. Ein Hinweis auf die Weizensorte „Convento C“ fehlt, die als Getreide nicht im „Blumentopf“ gezogen wird. In Deutschland wird Weizen als Grundnahrungsmittel grossflächig auf den Feldern angebaut.
Käufer können diese Open Source-Projekte unterstützen, indem sie ihre Freunde und Bekannten informieren und bei den Händlern ihrer Wahl darauf hinweisen, diese in ihr Verkaufsprogramm aufzunehmen, schliesslich locken sie ihre Kunden mit Werbung in die Geschäfte, „biologische“ Produkte im Angebot bereitzuhalten um ihren Umsatz zu steigern.
Artikel zum Thema
18.04.2014 Open Source Saatware: Initiative gegen Patente der Landwirtschaftsindustrie