Tabu hinter „Verschwörungstheorie“: Hierarchie und Befehlskette
Um in der real existierenden Weltordnung Kriege, Attentate oder einen (schleichenden) Staatstreich durchzuführen oder zu vernebeln, braucht es lediglich eine entsprechend mächtige Hierarchie, sowie Individuen, die sie entweder benutzen, manipulieren oder sich hinter ihr verstecken können.
Der aktuelle Fall einer Vorbereitung von Attentaten aus dem Militär heraus, in den mindestens ein Offizier einer Eliteeinheit der Bundeswehr verwickelt ist, beleuchtet ein langjähriges Tabu in Denken und Psychologie von Gesellschaft und Öffentlichkeit – explizit in fast allen Individuen, Gruppen und Strömungen, die sich selbst als fortschrittlich, emanzipatorisch, intellektuell, links und / oder sozialistisch bezeichnen. Bei diesen markiert der vor fünfzig Jahren von der C.I.A. zur Eingrenzung und Neutralisierung abweichender Meinungen und Personen erfundene psychologische Kriegsbegriff „Verschwörungstheorie“ zumeist immer noch den Endpunkt jedweder Analyse bzw Nichtanalyse von relevanten Ereignissen wie Attentaten, Kriegführung, Wirtschaftsgeschehen, Bevölkerungskontrolle / Totalüberwachung und anderes.
DIE HIERARCHIE
Nicht nur die allermeisten fundamentalen gesellschaftlichen Einheiten wie die Familie oder Freundeskreise sind in der Regel Hierarchien unterworfen. Explizit in einer hierarchischen und kapitalistischen Ständegesellschaft wie der unseren, deren als „Globalisierung“ bezeichnetes Modell sich bereits weltweit in zumindest ähnlicher Form etabliert hat, sind Hierarchien für jeden Verein, jede Firma, jedes Konsortium und jede Partei im Allgemeinen die rechtlich vorgeschriebene Organisationsstruktur, welche auch die entsprechenden Befehlsketten und Profite regelt. Dabei ist zu beachten: auch finanzielle Interessen schaffen Hierarchien. Umgekehrt bieten Hierarchien finanzielle Profite für die Höherrangigen, auch wenn dies ggf unausgesprochen bleibt.
Jede (ausführende) Behörde, egal auf welcher Ebene – Stadt, Bundesländer / Bundesstaaten, bis zur (Bundes)Regierung hinauf, ist nicht nur einer Hierarchie unterworfen, sie ist selbst eine. Und sie ist durch die entsprechend auf internationaler Ebene aufsteigende Hierarchie („Weltordnung“) dem nordatlantischen Militärpakt und dem übergeordneten Leit-Imperium („Supermacht“) Vereinigte Staaten von Amerika untergeben und eingebunden.
Diese Hierarchie führt seit bald sechzehn Jahren einen weltweiten Terrorkrieg („global war on terror“), der nach eigener Definition niemals endet und niemals gewonnen werden kann.
Die Hierarchie aber, sie endet sehr wohl. Und zwar regulär beim „Führer der Freien Welt“ („Leader of the Free World“), beim „Oberkommandierenden“ („Commander-in-Chief“), dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
DIE HIERARCHIE DER HIERARCHIEN
Jede Hierarchie muss sich ihrem Wachstum entsprechend anpassen und aufgliedern, da sie ab einer bestimmten Größe in ihrer direkten, monolithischen Form instabil wird (kein CEO könnte jede einzelne Abteilung, kein Imperator jedes Dorf einzeln und direkt selbst verwalten). So bildet jede Hierarchie ab einem gewissen Zeitpunkt untergebene Hierarchien. In den konsequentesten Hierarchien, den militärischen, befehligt z.B. ein Unteroffizier eine Gruppe von Soldaten und bildet somit die kleinste Hierarchie, welche wiederum mit einer Vielzahl von anderen Kleinsthierarchien in die größere eingebunden ist (das Gleiche gilt natürlich auch für politische Parteien, angefangen vom Ortsvorsitzenden, Kreisvorsitzenden, Landesvorsitzenden, Bundesvorsitzenden, usw, sobald die bei vermeintlich demokratischen Parteien mittlerweile allgemein als lästig empfundenen Wahlen und demokratischen Legitimationen bewältigt bzw „organisiert“ worden sind).
Jedes Amt, jede Behörde, natürlich auch die Militärbehörden und die Militärs selbst, sowie alle kapitalistischen Konsortien, Firmen, Konzerne, Banken, mit all ihren Einzelpersonen, Familien, etc, bilden eine Hierarchie der Hierarchien.
In der „westlichen Welt“, der „Globalisierung“, und in fünfzehn Jahren weltweitem Krieg haben sie sich, im erklärten gemeinsamen Interesse (Stichwörter: „Globalisierung“, „Wertegemeinschaft“, „Weltgemeinschaft“, „internationale Gemeinschaft“, „Westen“, „Europa“, etc) unzweifelhaft immer enger verflochten und vernetzt.
PSYCHOLOGIE
Psychologie und Geisteshaltung aller eingebundenen Individuen, egal auf welcher Ebene, sind in erheblicher Weise geprägt und beeinflusst durch ein während des Kalten Krieges unter Führung des Pentagons entwickeltes Menschenbild des „Westens“. Ab den 50er Jahren entwarfen Mathematiker und Psychologen in „Spieltheorien“, aus ihrem eigenen, in eine Hierarchie eingemauerten düsteren Menschenbild heraus, das „simple Modell der Menschen als selbstsüchtige, fast roboterhafte Kreaturen“ und gegeneinander spielende „Player“, letztlich Kriegsgegner, „deren Verhalten, sogar Gefühle, gemanaged werden könnte durch Zahlen“. (1, 2, 3)
Diese „Spieltheorien“, ihren interagierenden und sich selbst begründenden Weiterentwicklungen und alle wiederum darauf aufbauenden Lehren sickerten seit Jahrzehnten in die Gesellschaften der „westlichen“, kapitalistschen Hegemonie, transportierten in diese ihr immanentes Menschenbild und transformierten sie. U.a. bauen auf ihnen praktisch die gesamte heute an den Universitäten gelehrte Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft auf, z.B:
- die Theorie der „Neuen Politischen Ökonomie“ / „public choice“
- Gesellschaftsmodelle und Wirtschaftstheorien wie die „Social Choice“-Theorie („Sozialwahltheorie“), die „positive political theory“ („positive politische Theorie“),
- die „rational choice theory“ („Theorie der rationalen Handlung„),
- die „Systemtheorie“ (erfunden vom „theoretischen Biologen“ Ludwig von Bertalanffy)
Der direkte oder indirekte Einfluss dieser „Spieltheorien“, deren Menschenbild und daraus abgeleiteten wissenschaftlichen Lehren findet sich heute in allen Bereichen des Alltags: (Wirtschafts-, Militär-, Polizei-)Psychologie, Konsumpropaganda (Werbung), Umfragen, Gesellschaftsanalyse, allen Arten von Datenverarbeitung und natürlich in der Welt von 1 Milliarde „Gamern“ und deren wiederum von Militärs mitentwickelten Spielen, die beizeiten real umgesetzt werden und deren „Player“ zumeist unmerklich konditionieren (1, 2, 3, 4).
Der ideologische und zugleich perfide Kern all der „empirisch-analytischen“ spieltheoretischen Modelle: ihre Erfinder hatten ihnen das Attribut zugesprochen solange gültig zu sein, bis sie widerlegt waren. Darin versteckt, wie in einem Enigma, war der selbsterzeugte (fiktive) Initiativbeweis dass sie gültig waren, weil sie (noch) nicht widerlegt waren.
Genau diese Denke bildet heute auch die mentale Grundlage für die Logik des Terrorkrieges und der „Sicherheitspolitik“ insgesamt: Behauptungen der Behörden, explizit der Geheimdienste, gelten. Einen Gegenbeweis haben die „Verschwörungsheoretiker“ zu erbringen, auf die sich nun genau die „Sicherheitsbehörden“ stürzen, die für die Verhinderung von Attentaten zuständig und verantwortlich sind und nach diesen noch mehr Budget und Vollmachten verlangen, als sie bereits haben, und dann stets bekommen.
Wird das Gegenteil der (Tat)Versionen tatsächlich bewiesen, trotz der bereits im Nirwana verschundenen ganz normalen Gerichtsverfahren, und ist die anfänglich kolpotierte Darstellung öffentlich nicht mehr haltbar, passt sich der geheimdienstliche Komplex einfach an, stellt neue Behauptungen auf und verändert seine (Tat)Versionen, wenn es sein muss im Stundentakt.
Das spieltheoretische Menschenbild gibt den Individuen, die es adaptiert haben, innerhalb der Hierarchie einerseits die Möglichkeit den ganz normalen Anpassungsdruck in den Hierarchien (sowie die Angst aus dieser heraus zu fallen oder entlassen zu werden), vor sich selbst und anderen durch entsprechende Hilfsbegriffe zu beschönigen („flexibel“, „geschmeidig“, etc). Andererseits erlaubt dieses Menschenbild nicht nur die Beförderung selbstsüchtiger Ziele, auch an der eigenen regulären Hierarchie vorbei, es ermuntert diese geradezu. Betrug, Lüge, Manipulation, Korruption werden entsprechend dieses Menschenbildes und seiner ihm immanenten ethisch-moralischen Deformation nur dann zu eben solchen, wenn man „sich erwischen lässt“.
SYNERGIE
Kombiniert man nun das spieltheoretische kapitalistische Menschenbild und dessen Psychologie, bzw die Vielzahl adaptiver „anpassungsfähiger“ Individuen, welche innerhalb und außerhalb der (ausführenden staatlichen) Hierarchien im „Sicherheitsbereich“ von ihnen erfasst und assimiliert wurden, mit:
a) der Wucherung von immer größeren und weitläufigeren Hierarchien, staatlich, kommerziell oder beidem,
b) deren immer engeren Vernetzung,
c) gewaltigen Profitmöglichkeiten, selbst auf unteren und mittleren Ebenen,
d) einer abgestuften Informationshierarchie durch Beschränkung von Zugang zu Informationen (Geheimhaltung),
e) klandestinem Vorgehen (geheimen Operationen),
f) die in der Hierarchie oben vollzogene und für untergebene Stellen authorisierte Freigabe Verfassung, Gesetze, Bestimmungen, selbst zu interpretieren, also zu ignorieren, oder sogar Dienstvorschriften gleich selbst zu schreiben („Definitionsmacht“),
g) der nur technisch eingeschränkten Gelegenheit zur Spionage gegen praktisch die gesamte Bevölkerung („strategische Überwachung der Telekommunikation“) und damit auch mittels entsprechender Datenbanken und Kapazitäten zu deren psychologischen Durchleuchtung, Erfassung und Analyse von deren Interaktion und Entwicklung, sowie des Herausfilterns von die eigene Position und den eigenen Profit potentiell gefährdenden Personen, ob in der Hierarchie selbst oder außerhalb,
h) sonstigen Möglichkeiten, wie Zugang zu Medienorganen und deren Beeinflussung und / oder Steuerung
ergeben sich allein im Bereich „Sicherheit“ mehrere Gefahrenlagen, welche sich eine demokratisch gesinnte Öffentlichkeit bewusst machen muss und sich selbst als politisch relevant bezeichnende Individuen zu berücksichtigen haben.
DER APPARAT
Zunächst einmal ist unter solchen Bedingungen die logische Folge, dass sich ein Apparat bildet, welcher ein Eigenleben führt.
Genau diese bereits vollzogene Entwicklung beschrieben die Reporter Dana Priest und William M. Arkin in der „Top Secret America“-Artikelserie der „Washington Post“ bereits vor sieben Jahren. Ein „lebender, atmender Organismus“, eine „versteckte Welt, jeder Kontrolle entwachsen“ hatte sich gebildet, in dem allein in den Vereinigten Staaten 800.000 Personen einen Zugang zu Informationen der Ebene „Top Secret“ besaßen (zum Vergleich: Bradley Manning hatte den Sicherheitszugang „secret“) und in der selbst der U.S.-Verteidigungsminister nicht einmal mehr in Erfahrung bringen konnte, wie viele „Auftragsnehmer“ aus externen Kriegskonsortien bzw „Sicherheitsfirmen“ für sein eigenes Büro arbeiteten.
Für die „Player“ im Apparat ergeben sich praktisch eine unbegrenzte Anzahl von Gelegenheiten, ohne dass irgendeine Absprache oder ein gemeinsam entwickelter Plan zweier gleichrangiger Personen (Verschwörung) notwendig wäre. Zwei Beispiele:
Beispiel 1:
Akteur A, aus der mittleren Hierarchie in Geheimdienstbehörde X1, gibt niederrangigem B aus Militärbehörde Z1 den Befehl diese oder jene Operation zu beginnen und dafür eine entsprechende Truppe aufzustellen. A beruft sich dabei auf Autorisation Q, deren bloße Existenz schon unter Geheimhaltung steht. Ob Q nun tatsächlich existiert oder nicht, ist für A dabei irrelevant. Ihm zählt der Gehorsam von B und dessen Ausführung der Befehle.
Gleichzeitig befiehlt A Untergebenem C in seiner eigenen Geheimdienstbehörde X1, eine ganz andere Operation zu beginnen und lenkt diese gegen die von B aus Z1 geführte Truppe. B wiederum hat davon keine Ahnung. Alles steht unter Geheimhaltung.
Mögliche Motive von A: er „spielt“ gegen seine eigenen Vorgesetzten in X1, um seine eigene Position zu verbessern oder gegen B, den er schädigen will oder gegen die eventuell in Konkurrenz um Profit oder Zuständigkeiten stehende Behörde Z1, oder er wird schlicht „gut bezahlt“ von Konzern P, der wiederum eigene Interessen verfolgt, vielleicht an Emails und persönlichen Belangen von Politiker L interessiert ist, um diesen zu erpressen, oder Konflikte innerhalb verschiedener gesellschaftlicher Gruppen schüren will, oder eine P begünstigende Gesetzesverschärfung anstrebt, oder, oder, oder. Dabei erzählt P dem bezahlten A aber etwas ganz anderes.
Ideologische oder gar religiöse Motive, die nur allzu gern nach vorne geschoben werden um angesichts der tatsächlichen Hintergründe die Parallelen zu allgegenwärtiger Gier und Egoismus in der Gesellschaft nicht allzu offensichtlich werden zu lassen, spielen für P überhaupt keine Rolle. Was P natürlich nicht daran hindert, A auf entsprechende „Anfälligkeiten“ hin vorher zu durchleuchten und / oder entsprechend dessen Konditionierung, Naivität und Unerfahrenheit als „Bauern“ einzusetzen und ggf zu opfern. Dass Gleiche gilt für A und dessen ausführenden Untergebenen und wiederum deren Untergebenen.
Dabei ist nur der Initiator, das erste Glied in der Kette, der Auftraggeber bzw initierende Befehlsgeber – ob P oder A – der einzige „Player“, der wirklich weiß, was gespielt wird. Alle anderen haben falsche Informationen und sind in die Irre geführt worden – ganz abgesehen von der Öffentlichkeit, falls etwas nach draußen dringt.
Eine Verschwörung hat nicht stattgefunden.
Beispiel 2:
Akteur A, mittelrangiger Offizier im Militärkommando für Sonderoperationen Z2, ist im Fall Q gleichrangigen Offizieren im regulären Militärkommando Z1 übergeordnet. Z1 operiert in einem Kriegsgebiet.
A aus Z2 gibt Feldoffizier B aus Z1 nun diesen oder jenen Auftrag, etwa zur Gefangennahme von Individium F1 oder dessen Verwandten, zur Abwehr einer drohenden Explosion dort und dort.
Gleichzeitig gibt A nun dem ihm in Z2 direkt untergebenen C den Auftrag, mit einem Kommando genau diese Explosion herbeizuführen, zu einem bestimmten Zeitpunkt. Das C unterstellte Kommando erhält von diesem die Information, es ging um die Neutralisierung von F1.
Nun lässt A über einen weiteren Untergebenen, etwa D aus der militärgeheimdienstlichen Behörde X2, Informationen an den dort als Informant geführten F1 über dessen bevorstehende Gefangennahme durchsickern. Informant F1 wiederum wird von D berichtet, eine konkurrierende Miliz würde seine Beseitigung planen.
F1 setzt sich also ab, bevor B versucht diesen zu festzunehmen. B muss entsprechend seinem Kenntnisstand die Flucht von G1 vermelden.
Anschließend erfolgt die Explosion durch das von A beauftragte und von C geführte Kommando dort und dort, etwa durch eine ferngezündete Autobombe, oder einen anderen stationierten Sprengkörper, oder einen Granatenbeschuss, oder ggf durch den Einsatz von Luftstreitkräften wie Drohnen. Zur Vernebelung organisiert A durch Informanten F2, F3, etc, die gegenüber Nachrichtenagenturen als Augenzeugen auftreten, dass die Meldung eines Selbstmordattentates der Miliz von F1 in Umlauf kommt.
F1, der sich nach seiner Flucht an die ihn als Informant führende militärgeheimdienstliche Behörde X2 wendet, welche ihn vor der Festnahme durch vermeintlich konkurrierende Milizen gewarnt hatte, wird nun dort in Gewahrsam genommen und verschwindet. A stellt den Vorgang intern als ein Versagen von B und dessen regulären Militärbehörde Z1 dar und warnt vor dem nun angeblich im Untergrund abgetauchten F1 und seiner Miliz, die jederzeit und überall wieder zuschlagen könne.
Keiner der Beteiligten, außer A, hat Kenntnis über die tatsächlichen Vorgänge. Eine Verschwörung hat nicht stattgefunden. Mögliche Motivlage von A: entsprechend vielfältig (s. Beispiel 1).
Kurzanalyse
Ein Apparat bietet also, besonders in einem formellen oder faktischen Kriegszustand, selbst für einzelne Akteure in Militär, Geheimdiensten, Polizeien, sonstigen Behörden und / oder profitierenden Konsortien und Organisationen, eine praktisch unbegrenzte Zahl von Gelegenheiten.
Grundsätzlich gilt: in jeder Hierarchie braucht kein Vorgesetzter den jeweils Untergebenen über irgendetwas zu informieren, geschweige denn umfassend oder korrekt. Genau das macht eine Hierarchie aus.
Außer Kontrolle gerät alles, wenn es die Untergeben mit ihren Vorgesetzten auch so halten, etwa weil sie jede Gelegenheit dazu bekommen. So kann der Apparat nicht nur für die Gesellschaft, sondern letztlich auch für die Hierarchie selbst zur Gefahr werden.
Die Akteure („Player“) des Apparats verfolgen einerseits ihre eigenen Interessen, „spielen“ gegeneinander, verteidigen aber ggf. die gemeinsamen Interessen wie Handlungsfreiheit, Profite, Immunität, etc, des Apparates insgesamt, so diese gefährdet sind – auch gegen die reguläre Hierarchie.
Zwei sehr reale Beispiele, welche zum nächsten Punkt überleiten:
Im Sommer 2015 sprach Kanzleramtsminister Peter Altmaier das erste Mal öffentlich von einem „Eigenleben“ des Bundesnachrichtendienstes. Die Reaktion des Apparates erfolgte prompt: Altmaier wurde noch am selben Tag über den „Tagesspiegel“ verdächtigt, in den zusammengebrochenen Versuch von Verfassungsschutz-Präsident Hans-Georg Maaßen verwickelt zu sein, die gänzlich harmlosen JournalistInnen von Netzpolitik.org wegen Landesverrats anzuklagen und ins Gefängnis werfen zu lassen. Eine von Altmaier im Januar 2016 in Aussicht gestellte „weltweit einmalige Regelung“ zur Kontrolle der Geheimdienste, nämlich mit einem „Kontrollrecht des Bundestages“ (welches das Grundgesetz sowieso vorschreibt), wurde schließlich nach Intervention von Minister Wolfgang Schäuble wieder kassiert und ins Gegenteil verkehrt, der Präsident des B.N.D. entlassen und durch den Schäuble-Vertrauten Bruno Kahl ersetzt.
Als der gegen enormen Widerstand aus einem Teil der „westlichen“ Nomenklatura an die Spitze der weltweiten regulären Hierarchie gewählte U.S.-Präsident Donald Trump, selbst das Klischee eines rücksichtslosen und selbstsüchtigen Kapitalisten, aber Seiteneinsteigers an der staatlichen Parteien-Hierarchie vorbei, offenkundig durch „Leaks“ aus dem geheimdienstlichen Komplex erpresst wurde, schrieb die „New York Times“ am 16.02.2017 von einer „Furcht vor dem Tiefen Staat“:
„Eine Welle von Leaks durch Regierungsbeamte hat die Trump Administration zum Humpeln gebracht und einige dazu, Vergleiche mit Ägypten, Türkei und Pakistan zu ziehen, wo schattenhafte Netzwerke innerhalb von Regierungs-Bürokratien, oft bezeichnet als `Tiefer Staat`, gewählte Regierungen unterminieren und nötigen.
Sehen also die Vereinigten Staaten den Aufstieg ihres eigenen Tiefen Staates?
Nicht ganz, sagen Experten, aber die Echos sind real – und besorgniserregend.“
Nach Einschätzung sogar der Massenmedien änderte der „mächtigste Mann der Welt“ im weiteren Verlauf seinen Kurs um 180 Grad (1, 2, 3). Ein Fallbeispiel, wie irreguläre über reguläre Hierarchien triumphieren können.
Was die reale Hierarchie der „Weltordnung“ in anderes Licht rückt.
DER TIEFE STAAT
Tiefer Staat und Apparat sind nicht vollständig gleichzusetzen. Konkrete Machtverhältnisse variieren je nach Staat und Region.
Während sich der Apparat primär aus den „Sicherheits“-Behörden und Konsortien zusammensetzt und auf „Eigensicherung“ bzw Sicherung der Pfründe fokussiert ist und ständig zu Gesetzlosigkeit und Willkür tendiert, kann der Tiefe Staat als eine zielgerichtete und insgesamt höherrangige Struktur begriffen werden, welche sich auf alle gesamtgesellschaftlichen Bereiche ausgedehnt hat, bis hin zu Parlament, Justiz, Medien und Kultur.
Man kann nun annehmen, dass diese Struktur aufgrund ihrer Verflechtungen und Überschneidungen den Apparat bzw einzelne Apparatschiks für die eigenen Zwecke einsetzen kann. Einerseits als Instrument zur Erhaltung der eigenen „Machtarchitektur“, aber auch zur Zerstörung demokratischer und / oder staatlicher Strukturen, wie der Mechanismen der justiziellen Gewalteilung, der parlamentarischen Kontrolle oder der lästigen „Vierten Gewalt“, einer unabhängigen Presse.
Dabei hegt und pflegt der Tiefe Staat mutmaßlich den Apparat wie einen Pitbull, der beizeiten genauso eingefangen werden muss wie Versuche ihn an eine demokratische Leine zu legen.
Die Interpretation von (also Ignoranz gegenüber) Verfassung und Recht – die Selbstermächtigung – ist im Zuge dessen zentrales Mittel. Erfolgen Prozesse der Selbstermächtigung, von oben autorisiert durch Freigabe seitens der Hierarchie, in Absprache oder auf Befehl durch eine Vielzahl von Personen, gerade in Schlüsselpositionen, lässt sich so eine Gesellschaft gezielt nach den Vorstellungen nur einer Handvoll Personen verändern. Erfolgen diese Prozesse in Absprache und / oder auf Befehl der höchsten staatlichen Ebenen, in Exekutive, Legislative oder Judikative, gar allen zusammen, im Geheimen, in Absprache mit einer ausländischen Macht, oder gleich mit mehreren, nennt man so etwas Hochverrat und einen organisierten Staatsstreich. (23.07.2014, Wie Interpreten von Recht das Recht verändern, brechen, stürzen können)
Entsprechend verändern sich nun die im Abschnitt Apparat aufgeführten Beispiele. Erstes Glied der Kette bzw oberster „Player“ der Hierarchie im Falle des Falles, in den Beispielen „A“ genannt, sitzt nun auf Regierungsebene. Entsprechend vielfältig und wiederum zahllos sind die Möglichkeiten die eigenen Hierarchien und deren Akteure auf hoher, mittlerer oder unterster Ebene einzusetzen und für die eigenen Zwecke zu ködern.
Gerade nach Attentaten. (03.01.2017, Terror-Thomas vorgelesen: Massenmord in Berlin für den „Starken Staat“ benutzen)
Und gerade dann, wenn man vorher vom Bundesverfassungsgericht eine Carte Blanche bekommen hat, obwohl dieses selbst einen jahrzehntelangen Totalausfall der Demokratie und Willkür im geheimdienstlichen Komplex dokumentierte.
DER GELENKTE STAAT
Kommen wir nun zur nächsten Ebene der Hierarchie und welche Gefahr sie nicht für, sondern durch die untergebenen Staaten und Stellen mit sich bringt.
Nach Apparat und Tiefem Staat ergibt sich aus der beim „Oberkommandieren“ endenden Hierarchie des „Abendlandes“, des „Westens“ von Tokio bis Riad, noch eine weitere Gefahr – die des gelenkten Staates. Mithin: der Status einer Kolonie, der auch der Selbstmord befohlen werden kann, um etwa den Weg für eine neue Ordnung freizumachen. (01.06.2016, Regierung: Wer „Europa“ sagt, hat schon C.E.T.A. gesagt)
In dieser Lage sind nun entsprechend die angeführten Beispiele abermals exponentiell aufzufächern. Sowohl die Gelegenheiten für den Gebrauch von Individuen in der Hierarchie erhöhen sich gewaltig, wie auch umgekehrt die für den Gebrauch der Hierarchie und ihrer einzelnen eingegliederten Hierarchien durch Individuen, vorneweg die Hochrangigen.
Konnte die reale (und das heisst, wie wir gesehen haben, nicht zwingend die reguläre) oberste Hierarchie – ob nichtstaatlich-kapitalistisch, eine internationale Organisation, oder der „Oberkommandierende“ selbst – bereits in den zuvor beschriebenen Lagen
a) direkt auf den Apparat eines Staates zugreifen, über allerlei Querverbindungen wie „Bündnis“-Verträge, „Sicherheits“-Abkommen oder andere Tributverpflichtungen der Kolonie unter entsprechender Verkleidung, „Sicherheitsprotokolle“, Daten-Transfer und Zugang zu allen relevanten Einrichtungen und Infrastrukturen eingeschlossen,
b) den Umweg über Strukturen des Tiefen Staates im anvisierten Staat nutzen, z.B. Interessengruppen, Lobby-Verbände, Parteien, Funktionäre, Logen oder andere Agenten, welche wiederum auf Strukturen oder Individuen im Apparat zugreifen können,
d) über weitere untergeordnete Hierarchien (andere Regierungen, dortige Tiefe Staats-Strukturen und Apparate, Konsortien, Massenmedien) den Zielstaat anvisieren und entsprechend lenken,
kann die oberste Hierarchie einem gelenkten Staat bzw dessen regulärer Hierarchie (Regierung) schlicht Befehle erteilen und deren Umsetzung durch dessen interne Machtarchitektur in aller Ruhe abwarten.
Dies kann, wenn es die Mühe wert ist, öffentlich entsprechend kaschiert werden, während hinter den Kulissen die „Hackordnung“ klargemacht wird.
Ein letztes mögliches Beispiel, mit der Beschreibung eines Agierens aus der obersten Hierarchie heraus.
Beispiel 3:
Präsident A will sein „Einflussgebiet“ („Area of Influence“) vergrößern. Er hat sich zum Sturz der Hierarchie des nicht kontrollierten Staates bzw Gebietes Evil entschieden. Warum, wie, auf wessen Drängen auch immer spielt keine Rolle mehr, sobald die Entscheidung gefallen ist. Denn dann steht nicht nur seine Macht über die gesamte eigene Hierarchie, sowie aller eingegliederten und untergeordneten Hierarchien auf dem Spiel, sondern wiederum deren Macht, letztlich diese selbst. Daher muss Evil im Zweifel auch erobert werden, wenn der Sturz von dessen Hierarchie nicht gelingt.
A lässt entsprechende Pläne ausarbeiten. Zur Sicherung des Umsturzes vor seinen Untergebenen auf den unteren Ebenen innerhalb seiner eigenen Hierarchie, sowie den einfachen Untertanen im Einflussgebiet, die zwar den vielgeliederten Hierarchien der Hierarchie wie Konzernen, Parteien, örtlichen, regionalen und staatlichen Regierungen, etc, pp, unterworfen sind, aber ihnen nicht angehören, verzichtet A auf den Einsatz ihm direkt unterstellter regulärer Truppen, sondert verlangt von Monarch B, C, D, E, F, G, sowie Monarchen H, I, J, die sich aber nicht Monarchen nennen, sondern vielleicht Sultan, sowie von Kapitalisten K1, K2, K3, K4….K17, den Einsatz von Geld.
Mit diesem Geld, welche B, C, D, E, F, G, H, I, J, K1, K2, K3, K4….K17 auch deswegen einsetzen, weil sie sich eigenen Profit versprechen, in welcher Form auch immer, bezahlen diese örtliche oder internationale Söldnerfirmen, Kriegsfürsten, tribale Anführer von „Stämmen“, allgemein alle, die Bewaffnete zur Verfügung stellen. Dabei ist es den Monarchen B-J und Kapitalisten K1-17 völlig freigestellt, was sie jeweils den einzelnen Anführern ihrer Söldnern erzählen. Vorgabe ist nur, dass diese wiederum ihren jeweiligen Söldnern, Milizionären, Attentätern / Paramilitärs irgendetwas anderes erzählen und das am Ende alle tun was ihnen befohlen wird. Die Koordination, sowohl der militärischen Operationen, wie auch die jeweile Versorgung mit Waffen, Infrastruktur und permanenten Nachschub, etc, übernimmt die A (regulär) unterstellte Geheimdienstbehörde und Hierarchie X1, welche wiederum unter ausführender Leitung von Funktionär X1-y auch eigene Sondereinheiten ins Feld schickt, die als übergeordnete Kommandeure dienen, ohne im Feld selbst in Erscheinung zu treten. Gleichzeitig schickt auf Befehl von Präsident A auch dessen Militärbehörde Z1 eigene Sondereinheiten der Unterbehörden Z2, Z3, Z4 ins Feld stellt, ggf in Koordination mit Monarchen B-J und Kapitalisten K1-17, oder mit einigen davon, eine eigene Hierarchie von Söldnern auf.
Kommt die Lage in Schwung, da sich der Umsturz hinzieht, stehen am Ende eine Vielzahl von ggf öffentlich mit einander konkurrierenden oder verfeindeten Söldnern bzw Milizen im Feld, deren Fusstruppen allerlei Embleme twittern, Flaggen schwenken, Menschen massakrieren und keine Ahnung von den tatsächlichen Vorgängen haben, geschweige denn die „breite“ Öffentlichkeit. Dieser wird stattdessen durch entsprechende Maßnahmen von Geheimdiensthierarchie X1 und wiederum deren zahllose untergebenen Hierarchien Angst vor den eigenen geführten Söldnern gemacht. Gut kombinieren lässt sich dies mit urplötzlichen Wanderungsbewegungen, Attentaten, der Beförderung geostrategischer Vorgaben wie der Implementierung z.B. einer Mittelmarsunion (Name zum Schutz des betroffenen Gebietes geändert) und / oder weiterer Schritte in der Transformation des eigenen Einflussbereiches, der mit der Welt immer mehr Ähnlichkeit entwickelt, bzw umgekehrt.
Alle untergeordneten Hierarchien im eigenen Einflussgebiet, wie reguläre Regierungen eines gelenkten Staates, Tiefe Staaten, Apparate, Konzerne, Medien, Parteien, etc, sind entsprechend aktiv eingebunden, bleiben passiv oder „versagen“ bei Notwendigkeit.
Bleibt die Eroberung von Evil stecken bzw reicht die Zahl der organisierten und geführten Söldner und Milizen nicht aus, werden neue aufgestellt und alles beginnt von vorne. Die Hierarchie aller eingesetzten Proxy-Truppen endet dabei immer bei A, bzw dessen Untergebenen bei X1 und Z1. Die Proxy-Truppen können wahlweise kombiniert werden, untereinander überlaufen, sich neue Namen geben, eigene Territorien mit blumigen Namen gründen, etc, solange alle der Eroberung von Evil, oder alternativen Planmodellen dienen, wie der Zerschlagung von Evil, und / oder übergeordneten längerfristigen strategischen Zielen, wie der Zersetzung oder Zerschlagung noch vorhandener demokratischer Strukturen oder ganzer Staaten im eigenen Einflussbereich, z.B. durch die Erzeugung gewaltig-heiliger Intelligenz- und Erleuchtungswellen durch „mehr Atlantik“.
Eventuelle geostrategisch vermeintlich oder tatsächlich konkurrierende Hierarchien werden gekauft und ruhiggestellt, z.B. indem man ihnen das eigene Konzept zur Transformation des Herrschaftsbereiches andreht. Man versteht sich. Man will doch nicht streiten. Wo doch alle profitieren, von der Lage.
Eine Verschwörung hat nicht stattgefunden. Es sind einfach alle vernünftig.
SCHILD UND SCHWERT DER HIERARCHIE: DIE „VERSCHWÖRUNG“
Der zentrale Begriff in den Begriffen wie „Verschwörungstheoretiker“ oder „Verschwörungstheorie“ ist die „Verschwörung“. Das zumeist gezielte Benutzen solcher Kriegsbegriffe beinhaltet also automatisch die Behauptung, alle entsprechenden Ereignisse bzw Entwicklungen würden auf einer Verabredung gleichrangiger, -bevollmächtigter und / oder -ermächtigter Personen beruhen, gerne verarmt, mittellos, mit diesen oder jenen Verwandten, die alle in eine Kirche gehen.
Schon diese Behauptung an sich, ergangen durch die BenutzerInnen dieser verschwörungsaffinen Begriffe, blendet jedwede Realität aus, trägt zur Vernebelung erwähnter Vorgänge bzw Verbrechen bei und kann als gezielte oder unbewusste Kollaboration bezeichnet werden.
Man könnte jetzt auch eine enorme Anzahl von -ismen zitieren, um nach fünfzehn Jahren weltweitem Krieg und Millionen von Toten einen mutmaßlichen Restverstand der schlafwandelnden Kunden von pseudopolitischen Nicht-nur-Selbst-Mord-PolitikerInnen von contralinks durch Reflexe zu triggern, quasi um diese aus ihren Schlaf zu wecken.
Aber dazu sagt ein Sprichwort der Navajo, wir erwähnten es bereits: Jemanden der sich schlafend stellt, den kann man nicht wecken.
Das stimmt. Aber man kann auf ihm rumtrampeln.
(…)
Artikel in der obenstehenden Navigation verlinkt, ein fiktives Buchstabenkürzel verändert, drei Fett-Markierungen vorgenommen und einen Rechtschreibfehler korrigiert am 06.05.2017