Paris: „Das ist für den Syrien-Krieg!“ – äh, Moment mal..
Ein Angreifer vor der Pariser Kathedrale Notre-Dame schlägt mit einem Hammer auf einen Polizisten ein. Anschließend melden die Behörden, er habe seinen Ausweis dabei gehabt, sich als Soldat des „Islamischen Staates“ bezeichnet und bei seinem aufsehenden Angriff vor den so nebensächlichen Parlamentswahlen in vier Tagen gerufen „Das ist für Syrien!“.
Beachtlich, wenn man bedenkt dass die französische Regierung unter Präsident Francois Hollande und ihrem Wirtschaftsminister Emmanuel Macron, heute Hollandes Tronerbe, nicht in Syrien eingefallen ist um das dortige Islamisten-Regime unter „Al Kaida“-Führung zu stürzen, sondern bis heute genau diese Milizen als Proxy-Armeen benutzt um die ehemalige Kolonie erneut zu erobern. Wer es nicht weiß, das letzte Mal bombardierten die französischen Kolonialstreitkräfte Damaskus im Jahre 1945. Nun, das letzte Mal aus der Luft.
Dass Macron, dem nicht zuletzt durch das Attentat in Paris kurz vor der ersten Runde der französischen Parlamentswahlen der echte Gegenkandidat Jean-Luc Melenchon erspart blieb, nicht nur für die geplante Verlängerung des Ausnahmezustands, sondern für dessen Überführung in den Normalzustand per Gesetz die Mehrheit im Parlament braucht, fällt in diesem Zusammenhang wohl kaum jemanden auf. Stattdessen ziehen wieder einmal alle den Kopf ein.
Der im Jahre 2014 in von westlichen Invasionsstreitkräften eroberten bzw von deren Alliierten wie dem „Präsidenten“ vom irakischen Kurdistan kontrollierten Gebieten in Irak und Syrien aus dem Hut gezogene „Islamische Staat“, dient diesbezüglich den neokolonialen Angriffskriegen der N.A.T.O.-Staaten in der U.S.-Hegemonie (dazu zählen auch die Golfmonarchien wie Saudi-Arabien oder Katar) als bizarres neues Superböses, für dessen Bekämpfung man sich mit dem Bösen von gestern zusammentun kann, wie mit „Tahrir al-Sham“, den umbenannten Söldnern des „Al Kaida“-Ablegers „Al Nusra Front“ im Syrien-Krieg oder in Afghanistan mit dem Massenmörder Gulbuddin Hekmatyar, zu Beginn des Terrorkrieges von deutschen Geheimdiensten noch hinter Angriffen auf deutsche Soldaten vermutet. In Katar haben die Taliban-Milizen übrigens seit Jahrzehnten eine eigene Residenz, ohne dass das irgendeinen Kriegsbefürworter oder eine kriegführende Regierung geschert hätte.
Was der Angreifer vor Notre-Dame nun rief, welchen Ausweis er dabei hatte, all diese Anekdoten spielen vom kriegstaktischen Standpunkt aus keine Rolle. Entscheidend ist, dass die Öffentlichkeit der Kriegslobby weiter ihre Logik des Terrorkrieges abkauft, wie den rachsüchtigen Araber / Muslim als Attentäter, der alles tut, damit der Terrorkrieg weiter gehen kann (und nicht etwa die involvierten Regierungen, Geheimdienste, Konsortien, Militärs, die im Gegensatz zu allen anderen gut davon leben können).
Dass der Krieg nicht den Terrorismus befördert, sondern genau umgekehrt, haben wir bereits erläutert.
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Artikel zum Thema:
21.04.2017 Attentat in Paris: Peinliches Debakel der Kriegslogiker
Kurz vor der Präsidentschaftswahl: Ein angeblich in Paris von der Polizei erschossener üblicher Attentäter, zu dem sich „I.S.“, Massenmedien und Front National bereits bekannt hatten, geht in Belgien zur Polizei. Anschließend wird die Story ausgegeben, der „I.S.“ habe ein weiteres Attentat verhindert.