Für bezahlbaren Wohnraum, gemeinschaftliches Leben und kulturelle Freiräume
Am Freitag, den 13. Oktober 2017 ruft das Wohnprojekt „Die Insel“ zu einer Demonstration unter dem Motto „Jena braucht Inseln“ für bezahlbaren Wohnraum, für die Unterstützung freier Kulturprojekte und für ein Fortbestehen des Insel-Projektes auf.
Das Haus am Inselplatz wird von fast 20 Menschen bewohnt – Arbeitende, Studierende, Arbeitslose, Akademiker_innen und ein Baby. Die Insel ist durch seine zentrale Lage oft Unterkunft für Gäste, Wandersgesell_innen, Bands, die in den Lokalitäten von Jena spielen oder auch mal für Obdachlose, die in Not sind. Seit bald 10 Jahren wird im Garten des Hauses eine SoKü (Soldarische Küche) abgehalten, bei der bis zu 200 Menschen erscheinen und die Möglichkeit haben, gegen Spende ein veganes Drei-Gänge-Menü zu bekommen und ein Konzert anzuhören.
Es wird Platz geboten für Musiker_innen zum Proben, Künstler_innen zum Austoben und verschiedene Gruppen und Vereine, sich zu treffen. Das alles wird von Freiwilligen und ohne jegliche Bezahlung organisiert. Viele Jenenser_innen kennen und nutzen die Freebox, die vor dem Haus steht und in der abseits von Profitorientierung Dinge getauscht werden können, statt im Müll zu landen.
Die „Insel“ ist ein grün bewachsenes Idyll im Zentrum Jenas mit über 100 verschiedenen Pflanzen rund um eines der letzten Häuser, welches die vielen Abrisswellen im 20. Jahrhundert überlebt hat . Ein Idyll bliebe es, wenn nicht permanent eine Bedrohung des Dortseins von den städtebaulichen Interesse ausgehen würde. Seit vielen Jahren wird die Bebauung des Areals diskutiert. Im Stadtrat wurde in den vergangenen Jahren der Bebauungsplan auf den Weg gebracht, der den Bau von Universitätsgebäuden vorsieht, während Wohnraum knapp und soziokulturelle Freiräume wenig Chance auf dem Markt haben.
Auf dem Grundstück der Insel soll ein 15-geschossiger Bau für die Psychologie entstehen. Die „Insel“ führte seit 2011 viele Gespräche mit Verwaltung, Fraktionen, stellte Anträge im Stadtrat, organisierte mehrere Demonstrationen und bekam von der Stadt jahrelang nur beschwichtigende und unkonkrete Aussagen. In den nächsten Monaten laufen die Mietverträge aus und ein geeigneter Ersatz ist noch nicht in Sicht. Die Bewohner_innen wie auch die freie Kulturszene sehnen sich nach einen Ort zum Bleiben und einer Stadt, die wie Leipzig freie Kreativorte, Wagenplätze und Wohnprojekte ermöglicht und in der nicht allein gut betuchte Menschen Raum finden.
Noch sind nicht alle Gespräche ausgeschöpft, doch die Stadt zieht sich aktuell auf die Verantwortung des Landes zurück. Die Demonstrierenden fordern das Einlösen der jahrelangen Versprechungen und der getroffenen Beschlüsse des Stadtrates über die gemeinsame Suche eines Ausweichobjektes. Gesucht wird ein gleichwertiges oder besser noch größeres Objekt, in dem Entwicklungsmöglichkeiten auf lange Sicht möglich sind und sowohl Platz für gemeinschaftliches Leben als auch freie Kultur ist. Gefragt sind an dieser Stelle auch private Hausbesitzende, welche solche Ideen für unterstützenswert befinden.
Von 16 bis 22 Uhr ist ein Umzug mit Musik sowie veganes Essen, ein Freemarket und ein offenes Mikrofon geplant. Start und Ende der Demonstration ist der Inselplatz.
https://www.jenapolis.de/2017/10/10/demonstration-am-13-oktober-fuer-mehr-inseln-in-jena/