Sudan: neue alte Goldgrube von Saudi-Arabien
Im Sudan wehren sich Bewohner betroffener Landstriche gegen die Verwendung von hochtoxischem Zyanid zur Gewinnung von Gold aus Erz. Polizei und Militär reagieren mit Gewalt um Proteste zu unterdrücken.
Die Staatsregierung fordert Goldminenunternehmen auf, in die Gegend zu investieren.
Auf dem afrikanischen Kontinent herrscht brutaler Kampf um die Ausbeutung der Bodenschätze. Die internationalen Medien sind stumm. Umweltschutzauflagen im eigenen Land und in anderen Staaten schreckt „Investoren“ ab.
Sudan setzt Schwerpunkt auf Gold
Laut einer Erklärung des Ministeriums für Mineralien der sudanesischen Regierung wurden im Jahr 2017 einhundert Tonnen Gold im Wert von vierhundert Millionen U.S.-Dollar produziert. Achtzig Tonnen Gold wurden durch traditionellen Bergbau gewonnen. Es gibt dreihunderteinundsechzig registrierte Bergbauunternehmen im Sudan. „Der Wert des Goldes entspricht den Deviseneinnahmen durch die Ölverkäufe des Landes vor der Abtrennung des Südsudans im Jahr 2011“, so der Minister und fügte hinzu, dass sein Ministerium daran arbeite, „Investitionsbarrieren im Goldbergbau zu beseitigen und den Goldschmuggel zu bekämpfen“.
Saudi-Arabien übernimmt die Oberhoheit für Finanztransaktionen
Der Minister für internationale Zusammenarbeit hat am 3.Januar 2018 nach einem Treffen mit dem saudischen Botschafter im Sudan die alten Beziehungen des Sudans zu Saudi-Arabien als „brüderlich und strategisch“ bezeichnet. Saudi-Arabien bleibe der größte Handelspartner für den Sudan in der Region. Das Land habe riesige Investitionen in den Sudan getätigt und nach der Reaktivierung von Bankaktivitäten kam es zur Erleichterung des Handelsaustausch zwischen den beiden Seiten, hiess es.
Der saudische Prinz Naif Bin Abdul Aziz nahm als Investor an einer Veranstaltung der Remit Exchange and Financial Transfers Company in Khartoum teil. Naif Bin Abdul Aziz beglückwünschte den Sudan zum Widerruf der Wirtschaftssanktionen, „eine Angelegenheit, die es dem Land ermöglichen würde, sich der Weltöffentlichkeit zu öffnen“. Das Mitglied der saudischen Herrscherfamilie gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass „saudische Investitionen gefördert und Erleichterungen gewährt würden. Sein Unternehmen werde riesige Dienstleistungen zu angemessenen Kosten anbieten, indem er moderne Technologien verwendet, die die Arbeit erleichtern und dazu beitragen würden, die Auslandsüberweisungen von im Ausland lebenden Auswanderern anzuziehen“.
Schutz der Goldminen
Zur gleichen Zeit um den Jahreswechsel hielt sich ein Mitarbeiter des saudischen Verteidigungsminister in Khartoum auf und traf sich mit dem sudanesischen Verteidigungsminister.
Vor wenigen Tagen unterzeichnete das sudanesische Ministerium für Mineralien ein Abkommen mit dem saudischen Unternehmen Az Azh El Yamin, um nach Gold und anderen Mineralien in Süd-Kordofan zu suchen. In dieser Region wurde schon seit längerer Zeit der Ausnahmezustand durch den sudanesischen Präsidenten ausgerufen.
Die Mitglieder der paramilitärischen Central Reserve Police, die von der Regierung Südkordofans eingesetzt wurden, um die „Goldgräberstätte“ Liha im Gebiet von El Zarafa in El Tadamon zu bewachen, patrouillieren ebenfalls in der Gegend.
„Sie terrorisieren die Bevölkerung“, sagte ein Einwohner von El Zarafa zu Radio Dabanga. „Die Regierung hat Maßnahmen getroffen um die Anlage zu schützen, nicht die Menschen und die Umwelt, die von dem im Goldabbau verwendeten Zyanid betroffen sind.“
Die Bewohner haben den Kommissar von El Tadamon aufgefordert, „die Goldfabrik abzubauen, die für die Gesundheit von Menschen und Tieren schädlich ist, und sofort die Milizmänner von der Gegend zurückziehen“.
Seit mehr als zwei Jahren warnt das Nationale Komitee für Umweltschutz in Süd-Kordofan vor den Gefahren für Gesundheit und Umwelt durch die Verwendung von hochtoxischem Zyanid zur Gewinnung von Gold aus Erz. Der Ausschuss begann im vergangenen Jahr damit, sich für bessere bergrechtliche Vorschriften und Regelungen im Einklang mit internationalen Standards einzusetzen. Cyanid ist in einer Reihe von Ländern umstritten und verboten. Unter der letzten angegebenen Quelle „Dabanga TV“ finden sich mehrere Beiträge, die sich diesem Thema und den aussichtslosen Kampf gegen die Bürokratie widmen.
Proteste gegen die Goldminen haben in mehreren Teilen des Landes in 2017 zugenommen. Im März wurde die Polizei eingesetzt, um die rund 100 Abbaugebiete in Südkordofan zu schützen, nachdem wütende Menschen Teile einer Goldgewinnungsanlage in Talodi in Brand gesteckt hatten. Im Oktober wurde in Kologi eine Ausgangssperre verhängt, um Proteste zu unterdrücken, die sich gegen die Einladung der Staatsregierung für Goldminenunternehmen, in die Gegend zu kommen und dort zu arbeiten, richteten.
Im Nordsudan, Nord-Kordofan und Nord-Darfur gingen die Menschen ebenfalls aus Angst um ihre Gesundheit auf die Straße.
Ausnahmezustand
Präsident Omar al-Bashir verhängte am 30.Dezember 2017 den Ausnahmezustand über zwei neue Regionen im Sudan, die älteren Ausnahmezustände in weiteren fünf blieben weiterhin in Kraft. Wegen „kämpfenden Aufständischen“. Sicher wird man nicht falsch liegen, wenn darunter auch „widerständige“ Goldminen-Gegner zählen, die es in diesem Jahr noch schwerer haben, ihre Heimat durch das Fehlen einer Lobby vor Verseuchung und Ausplünderung zu schützen.
Quellen:
http://allafrica.com/stories/201801050020.html
http://suna-sd.net/suna/showNews/369882/en
http://suna-sd.net/suna/showNews/370035/en
http://www.sudantribune.com/spip.php?article64381
http://www.nation.co.ke/news/africa/Sudan-imposes-state-of-emergency-in-two-states/1066-4246368-p80kidz/index.html
https://www.dabangasudan.org/en/all-news/article/gold-mining-to-increase-in-sudan-s-south-kordofan